Wildbienen wählen Tennisclub als Heimat
Mit dieser Art von Neumitgliedern hatte der Verein nicht gerechnet: Bienen siedeln in Erdwällen auf dem Gelände. Sie dürfen bleiben.
Erkrath. Zum Start der Sommersaison müssen sich die Sportler des TSCU mit neuen Nachbarn anfreunden: Einsiedlerbienen haben sich die Tennisanlage als neue Niststätte ausgesucht. Zwei Erdwälle zwischen den Tennisplätzen haben die Insekten mit Beschlag belegt, mehrere hunderte summen dort momentan herum. Für die Tennisspieler war das zunächst eine beunruhigende Situation. „Wir hatten schon überlegt, einen Kammerjäger zu engagieren“, berichtet Pressewart Thomas Vogel. Die Bienen fliegen nämlich über die Wege und teilweise auch über die Plätze.
Ernst Becker, TSCU
„Dann haben wir aber erfahren, dass die Wildbienen unter Naturschutz stehen. Loswerden konnten wir sie also nicht.“ Im Verein beschloss man daher, mehr über die Bienen herauszufinden. Rat suchten sich Vogel und Beiratsmitglied Ernst Becker beim Naturschutzzentrum Bruchhausen. Von der Leiterin Karin Blomenkamp erfuhren sie, dass sie mit den Einsiedlerbienen recht umgängliche neue Nachbarn haben. „Frau Blomenkamp erzählte uns, wie wichtig die Wildbienen sind. Sie sind deutlich produktiver als die Honigbienen und bestäuben fast doppelt so viele Pflanzen“, so Vogel. Außerdem sei jede Wildbienenart auf bestimmte Pflanzen spezialisiert, so dass man sich um den Erhalt der Bienenarten sorgen müsse.
Sorgen machte den Tennisspielern indes ein ganz anderes Thema. „Viele Eltern haben befürchtet, dass ihre Kinder gestochen werden könnten“, sagt Becker. Einsiedlerbienen gelten unter Fachleuten jedoch als sehr passiv — Gefahr für einen Stich besteht eigentlich nur, wenn man direkt auf eine tritt. Denn wie der Name schon erahnen lässt, nisten diese Bienen in der Erde. Dazu gräbt sich jedes Weibchen ein eigenes kleines Loch, in das es Eier legt. Die Erdwälle auf dem TSCU-Gelände sind jetzt von hunderten Löchern überzogen. Der lockere, weitgehend unbewachsene Boden eignet sich als Niststelle offenbar gut.
„Die Bereiche haben wir jetzt abgesperrt, damit niemand versehentlich auf eine Biene tritt“, erklärt Becker. Gemeinsam mit Vogel bemüht er sich außerdem, bei den Mitgliedern Ängste abzubauen. Aushänge bei den abgesperrten Bereichen sollen helfen, die Bienen zu verstehen. Langfristig wird der Verein mit den Tieren leben müssen, denn Einsiedlerbienen sind standorttreu. Sie werden also wahrscheinlich immer wieder auf dem Gelände nisten. Nach Rücksprache mit der Naturschützerin nehmen es die Tennisspieler gelassen. „Wir haben jetzt also unser eigenes kleines Naturschutzgebiet“, sagt Vogel. Den neuen Kontakt zum Naturschutzzentrum Bruchhausen würde er gern weiter ausbauen. „Unsere Jugendarbeit muss ja nicht immer zweckgebunden sein. Da könnte es auch mal einen Ausflug zum Naturschutzzentrum geben: Als Wandertag oder im Rahmen unseres Ferienprogramms.“ Rund 170 junge Spieler hat der Verein im Moment.
In ein paar Wochen wird in Sachen Bienen aber erst mal Ruhe einkehren. Dann sind die Eier gelegt und die alten Bienen sterben. Somit stören die Tiere auch nicht bei der Planung des großen Sommerturniers, den „Neandertal Tennis Open“.
Zur Turnierwoche vom 9. bis 16. September werden mehr als 120 Teilnehmer erwartet — die alle aufzuklären, wäre aufwendig. Erst im nächsten Frühjahr, wenn die neue Generation geschlüpft ist, geht das Nisten dann wieder von vorne los.