Als Hebamme im St. Josefs Krankenhaus: „Das sind alles meine Babys“
Den internationalen Hebammentag am Sonntag hat die WZ zum Anlass für einen Blick in die Geburtshilfe am Hildener St. Josefs Krankenhaus genommen.
Hilden. Sie hat den besten Job, den sie sich vorstellen kann. Direkt nach ihrer dreijährigen Ausbildung hat Natalie Bykowski (24) eine Anstellung im St. Josefs Krankenhaus angenommen — als Hebamme. So wie ihre Mutter. Ihr beruflicher Werdegang war somit vorgezeichnet. „Ich bin schon als Kind mit zu Hausbesuchen gegangen“, sagt sie.
„Eine Hebamme erlebt bei jeder Geburt ein Glücksgefühl“, beschreibt Bykowski das Besondere an ihrem Beruf. 50 bis 70 außergewöhnliche Glücksgefühle kommen so im Jahr zusammen. Bei rund 450 Entbindungen im Hildener Krankenhaus teilen sich die acht dort angestellten Hebammen die Betreuung der werdenden Mütter. Seit 2011 arbeitet Bykowski als Hebamme, das macht zusammen mehr als 100 Geburten. „Und alle sind meine Babys“, sagt sie.
„Eine Geburt ist etwas Einzigartiges“, sagt Natalie Bykowski. Es sei zwar eine schmerzhafte Angelegenheit, „aber dafür gibt es hinterher immer ein Geschenk“. Bei manchen Entbindungen sei sie „emotional sehr verbunden“, sagt die 24-Jährige, da fühle und leide sie mit. Geduld, Einfühlungsvermögen und Flexibilität seien deshalb die wohl wichtigsten Eigenschaften, die eine Hebamme haben müsse.
Selten ist ihr Arbeitstag wirklich planbar. „Wir können ja nicht am Storch ziehen und dann kommt das Kind“, sagt Bykowski lachend — und zeigt dabei auf einen Holzvogel mit beweglichen Flügeln, der von der Decke des Neugeborenenzimmers hängt. Alltägliche Routine stelle sich deshalb nicht ein. „Jede Geburt ist individuell“, sagt die Hebamme. Und jede Sekunde könne eine Frau mit Wehen durch die Tür kommen. „Dann müssen wir uns von jetzt auf gleich auf die neue Situation einstellen“, sagt sie.
Oftmals kennen die Hebammen ihre Schützlinge schon vor der Geburt. So wie Julia Bosch (33). Sie ist zwei Wochen vor der Entbindung zur Anmeldung ins Krankenhaus gekommen. Am 30. April hat ihr erstes Kind, Ben Maximilian, das Licht der Welt erblickt. „Die Hebammen haben mir ein gutes Gefühl gegeben“, sagt sie zu einer aus ihrer Sicht weiteren wichtigen Aufgabe einer Hebamme.
Dass die Hebammen ihr bei der Entbindung Mut zugesprochen haben, hat die 33-Jährige als sehr hilfreich empfunden. „Sie haben mich sogar angefeuert“, sagt sie lachend. Wichtig sei ihr aber auch, „dass immer jemand da war“. Und das bezieht sich nicht nur auf die Zeit der Entbindung. Hebammen sind vor, während und nach der Geburt für die Mütter und ihre Kinder da.
Auch wenn die Geburten die größten Herausforderungen für die Hebammen darstellen, machen sie nur einen Teil ihrer Arbeit aus. Die Vor- und Nachsorge gehören auch dazu. „Manchmal hat man lange Kontakt zu einer Mutter“, sagt Bykowski. Die schicken dann auch Fotos , „und man sieht die Kinder heranwachsen“.