Kein Streetworker in Haan: Kinderschutz hat Priorität
Seit Juli 2011 ist die Stelle des Streetworkers nicht besetzt. Und das wird auch vorerst so bleiben. Denn der Posten wird für den Kinderschutz gebraucht.
Haan. In der Sache herrscht Einigkeit: Die Stadt braucht einen Streetworker, einen Menschen, der auf Jugendliche zugeht, ihr Vertrauen gewinnt und ihnen dabei hilft, ihre Probleme zu lösen. Davon sind nicht nur Kinder- und Jugenddezernentin Dagmar Formella und die Politiker im Jugendhilfeausschuss überzeugt, auch Hauptschulleiter Markus Helf und Jugendreferent Peter Burek sprechen bei diesem Thema Klartext.
„Mich ärgert es, dass für Jugendliche so wenig getan wird“, sagt Helf. „Jugendliche brauchen Ansprechpartner. Und nicht alle gehen ins Jugendhaus. Deshalb halte ich die Stelle für wichtig.“ Peter Burek weist auf die Aspekte der Integration und Prävention hin. Beides sei für die Jugendlichen in der Stadt — laut Burek leben hier 20 verschiedene Kulturen — wichtig. „Ich kann nicht akzeptieren, dass diese Stelle verloren geht“, sagt er.
Denn die Stadt will den derzeit im Stellenplan ausgewiesenen Posten für die aufsuchende Jugendarbeit (Streetworker), die seit Juli 2011 nicht besetzt ist, dem Kinderschutz zuordnen. „Das Bundeskinderschutzgesetz ist seit 16 Monaten in Kraft“, sagt stellvertretende Jugendamtsleiterin Elke Fischer. Damit die Stadt die damit verbundenen gesetzlichen Vorgaben erfüllen kann, werde die Stelle des Streetworkers benötigt. „Das tut weh, aber der Kinderschutz hat absolute Priorität“, sagt Formella. Dem werde alles andere nachgeordnet.
Aber: Nach der Sommerpause will Peter Burek ein neues Konzept für die Kinder- und Jugendarbeit unter starker Einbindung des Jugendhauses und der dort beschäftigten Sozialarbeiter beziehungsweise Sozialpädagogen vorstellen. „Wir haben die Kinder- und Jugendarbeit in den vergangenen Jahren total vernachlässigt“, sagt Jochen Sack (GAL), Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses. „Die vergangenen zehn Jahre hatten wir nur ein Kernthema, jetzt müssen wir uns der Notwendigkeit Jugendarbeit stellen.“
Abwarten wollen die Politiker allerdings das neue Konzept für die Kinder- und Jugendarbeit mit Fokus Jugendhaus, bevor sie den Beschluss für eine neue Stelle für einen Streetworker fassen. Jochen Sack: „Ich kämpfe jetzt nicht für eine Stelle, von der ich noch gar nicht weiß, ob wir sie dann noch brauchen werden.“