Kunst in Haan Alte Pumpstation zeigt „alpine ZwischenWelten“

Haan · Die Künstlerin Ulrike Heydenreich eröffnet am 29. September ihre Ausstellung mit dem Namen „ZwischenWelten“ in der Alten Pumpstation.

„ZwischenWelten“ heißt die Ausstellung von Ulrike Heydenreich in der Alten Pumpstation.

„ZwischenWelten“ heißt die Ausstellung von Ulrike Heydenreich in der Alten Pumpstation.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Es sind zarte Farbverläufe, lichtes Grau in verschiedenen Facetten und Nuancen, weiche Übergänge und verschleierte Sichten, die die Künstlerin Ulrike Heydenreich erschafft. Alpine Landschaften, geprägt von Gipfeln, von Schnee und Gletschern, dazwischen einsame Hütten oder Bergsteiger.

„Obwohl es Schnee und Gletscher sind, wirkt es warm“, sagt Jochen Füge vom Kunstverein Alte Pumpstation Haan. „Wenn man eine Weile davor steht, hat man das Gefühl, selbst auf dem Grat zu stehen.“ Beim Blick auf die drei Bergsteiger fühle man sich als viertes Mitglied der Seilschaft. Tatsächlich sind diese Bilder ein Schein, ein wohl komponiertes Ideal einer Landschaft. Denn Ulrike Heydenreich überlässt bei ihren Bildern nichts dem Zufall. Mittels alter Postkarten mit Aufnahmen aus den Alpen komponiert sie in akribischer Genauigkeit ihr ideales Bergpanorama. Sie setzt es wie eine Kollage zusammen, doch so, dass nicht mehr zu erkennen ist, dass es eine Kollage ist, sondern dass eine wunderschöne und perfekte Landschaft entsteht.

„Ich suche nach idealisierten Landschaften“, erklärt die 49-jährige Künstlerin, „ich suche nach Schwüngen. Es ist sehr komponiert.“ Wenn Ulrike Heydenreich dann eine Landschaft gefunden hat, die nach ihrem Empfinden stimmig ist, dann setzt sie sie entweder zusammen oder sie zeichnet sie. Ihre Bleistiftzeichnungen sind dabei dermaßen realistisch, dass der Betrachter schon sehr nah herangehen muss und ganz genau schauen, um zu erkennen, dass er nicht vor einem Foto steht.

„Orientierung und Panorama sind Themen, die mich schon immer begleiten“, erklärt die Künstlerin. Bereits während des Studiums – sie studierte an der Bauhaus-Universität Weimar, am Minneapolis College of Art and Design in Minneapolis und an der School of Visual Arts in New York – beschäftigte sie sich bereits mit dem Thema Panorama.

Auch der Kompass taucht in unterschiedlichen Formen immer wieder in ihrem Schaffen auf. Neben den kombinierten alpinen ZwischenWelten, die sie erschafft, spielen auch Falten eine große Rolle in ihren Werken. So nutzt sie Panorama-Ansichten der Alpen aus dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert, die sie in Antiquariaten und bei Händlern findet. „Faltpanoramen waren um diese Zeit sehr populär“, erzählt sie. „Das war während des aufkommenden Alpinismus.“ Diese „Fundstücke“ faltet sie zusätzlich. „Ich füge weitere Falten hinzu, um sie in ein 360 Grad Panorama zurückzusetzen“, erklärt Heydenreich.

Dabei entstehen ganz neue Dynamiken. Die Wirkung der Panoramaansichten oder auch der Karten, verändert sich, sie gewinnt an Tiefe und an Lebendigkeit. Auch mit textilen Stoffen arbeitet die Künstlerin, die mittlerweile in Düsseldorf-Flingern lebt. Für die Ausstellung in der Alten Pumpstation hat sie beispielsweise ein 4,50 mal 4,50 Meter großes Werk aus weißem Tuch angefertigt. „Das habe ich mit der Hand, mit Hilfe einer Nähmaschine bestickt“, erzählt Ulrike Heydenreich. Die Höhenlinien, die hier zu sehen sind, beruhen auf einer tatsächlich existierenden Landkarte. „Das sind Gletscherzungen, die sich den Berg hinunterziehen“, verrät die Künstlerin. „Deshalb ergibt sich so ein ungewöhnliches Muster.“

Da das fertige Werk so groß ist, hat es Heydenreich aus insgesamt neun quadratischen Tuchstücken zusammengesetzt. „Das nimmt das Raster von Landkarten wieder auf.“ So steht der Betrachter vor einer überdimensionalen Landschaft, nur erkennbar durch schwarze Linien, die sich in sachten Wellen und harmonischen Schwüngen übers reine Weiß ziehen.

Natürlich darf in der Ausstellung „ZwischenWelten“ auch der Kompass als Orientierungshilfe nicht fehlen. So hat Ulrike Heydenreich eine riesige Kompassnadel entwickelt, die ursprünglich für ein Kunstprojekt am Münchner Flughafen vorgesehen war. Doch durch Corona kam das Projekt nicht zustande. „Wir haben die Idee jetzt hier zur Vollendung gebracht“, betont Jochen Füge. Die große Kompassnadel ist exakt ausgerichtet. So verhilft sie allen Ausstellungsbesuchern mit ihrer nach Norden zeigenden roten Spitze zur nötigen Orientierung.