Bei der Polizei gibt es keine Feiertage
Alleine 43 Ruhestörungen wurden im Kreisgebiet gemeldet: „Stille Nacht“ gilt für die diensthabenden Polizisten nicht.
Hilden/Haan. Körperverletzungen, Einbrüche, Häusliche Gewalt, Ruhestörungen, Streitereien: Besinnliche Feiertage waren es nicht für die diensthabenden Polizisten im Kreis Mettmann. Man sei schon „froh, dass es unspektakulär“ geblieben ist — dass es keine Tötungen gab, beispielsweise. 541 Einsätze zählte Einsatzleiter Frank Schmidt bis zum Redaktionsschluss Freitagabend, so oft mussten die Polizisten in den zehn Städten des Kreises seit Heiligabend ausrücken. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es im selben Zeitraum 617 Einsätze. Drei gefährliche und fünf weitere einfache Körperverletzungen hat es in diesem Jahr zum Fest gegeben, einen Raub und vier Einsätze wegen Häuslicher Gewalt. Allein 43 Ruhestörungen gingen ein: „Die Leute beschwerten sich über zu laute Weihnachtslieder und zu laute Filme zum Fest“, so Schmidt. Die Anrufe seien zudem aus der Nachbarschaft von geöffneten Gaststätten gekommen.
„Die Zahl der Einsätze an Weihnachten“, sagt Polizeisprecher Ulrich Löhe, „ist nicht signifikant höher als an anderen Tagen.“ Jedoch seien auch die Polizisten „auf Frieden eingestellt“, Weihnachten sei ein sentimentales Fest. Daher belasteten manche Fahrten die Kollegen stärker als im Rest des Jahres. „Vor drei Jahren gab es zuletzt ein Tötungsdelikt“, so Löhe. „Daran erinnere ich mich nur deswegen so gut, weil es eben Weihnachten war. Am zweiten Feiertag in Erkrath.“ Jeder, der den Polizeiberuf ergreife, wisse aber, worauf er sich einlasse.
Das ist etwas Besonderes. „Es kann sein, dass man nach dem Schichtplan maximal in fünf Jahren Weihnachten Dienst hat“, erläutert Kutsche das Modell. „Nur zwei Jahre sind wachfrei.“ Ob beide Eheleute bei der Polizei arbeiten, spiele keine Rolle: „Meine Frau und ich haben keinen Anspruch darauf, gemeinsam Weihnachten feiern zu können.“ Der Schicht-Rhythmus bestimme das Arbeiten — nicht die Feiertage. „Wir haben so wenig Personal, das wir mit denen arbeiten müssen, die da sind“, meint Kutsche. Die Kreispolizei Mettmann habe in den vergangenen zehn Jahren 100 Mitarbeiter einsparen müssen. „Heute sind wir noch 800, davon etwa 720 Beamte.“
Die Auswirkungen hätten sie bei ihren Heiligabendbesuchen schon selbst erlebt, erinnert sich Kutsche: „Wir kamen auf die Wache und die ganze Schicht war draußen — bis auf den Wachdienstführer.“ Wie Löhe hat auch Kutsche eine unauslöschliche Erinnerung an Weihnachten: Er musste an einem Heiligabend einer Mutter eine Todesnachricht überbringen: „Ihr Sohn hatte Drogenprobleme und sich erhängt. Ich musste ihr das sagen. Das war schrecklich. Da hat man selber Tränen in den Augen.“