Beschwerden über Jugendliche: Sozialarbeiter wirbt für mehr Verständnis
Sozialarbeiter Sascha Göbeler wirbt für mehr Verständnis bei der und vor allem für die Jugend.
Hilden. Ganze 18 Störungen sind in diesem Sommer beim Beschwerdemanagement der Stadt über Jugendliche gemeldet worden. Ansammlungen gelangweilter jugendlicher Trinker, die zu marodierenden Banden werden, über dieses oftmals bemühte Bild muss der Jugend-Sozialarbeiter Sascha Göbeler deshalb lachen — zumindest in Hilden.
Der 39-Jährige besetzt seit März dieses Jahres die Stelle der Aufsuchenden Jugendarbeit und kennt seine Pappenheimer mittlerweile sehr gut. Mehrmals am Tag geht oder fährt er mit dem Rad zu den speziellen Treffpunkten der Jugendlichen. Dabei begreift er 27-Jährige noch als Jugendliche. Aber auch 13-Jährige tauchen schon regelmäßig an den Treffpunkten auf.
„Man muss erst einmal ein vertrauensvolles Verhältnis aufbauen. Von einem Fremden lassen sich Jugendliche nicht mal eben einfach sagen, was sie zu tun und zu lassen haben“, sagt Göbeler. Also freundet er sich mit ihnen an, und macht die Betreffenden regelmäßig darauf aufmerksam, dass sie ihren Müll wegräumen sollen — und vielleicht nicht nach 22 Uhr mit einem Fußball gegen Metallgitter bollern. Sascha Göbeler ist ein Vermittler, der aber eindeutig auf Seiten der Jugendlichen steht.
Zwischen 30 und 50 Jugendliche seien regelmäßig an den einschlägigen Orten im Stadtbild zu finden, sagt auch Jugendamtsleiterin Noosha Aubel. Aber: „Jugendliche haben ein Recht auf Platz in der Öffentlichkeit und sie suchen pädagogikfreie Räume.“ Es gehe also um Spielregeln — natürlich dürfen Jugendliche nicht die Schule schwänzen oder Alkohol trinken, wenn sie unter 16 Jahre sind.
Auch dafür ist Göbeler auf den Hildener Straßen unterwegs. Wenn es Probleme gibt, hilft er bei der Lehrstellensuche oder verteilt auch mal eine Standpauke. Im Sommer hat er Wasserflaschen dabei und Chips für diejenigen, die doch mal ein Bier trinken. „Verbieten kann und darf ich nichts, aber ich kann helfen, richtig mit Alkohol umzugehen.“ Aber das seien sowieso die weitaus seltenen Fälle.
Wenn er den Jugendlichen erkläre, dass ein Kind wegen einer gegessenen Zigarettenkippe an einer Nikotinvergiftung sterben kann, tragen sie Dosen für den Abfall mit sich rum. „Die sind ja nicht gemein, sondern meistens verständige Typen“, sagt Göbeler. Sie wollten sich halt irgendwo treffen und Feierabend oder Schulschluss mit Freunden verbringen.