Brunnen ist nur Spitze des Eisbergs
Das, was den Brunnen am Neuen Markt am Leben erhält, liegt tief unter der Erde. Wir unternahmen einen Besuch in den „Keller“.
Haan. Düster ist es, eine Leiter führt senkrecht in die Tiefe. Es kostet schon ein klein wenig Überwindung, hinab in die Erde zu steigen, durch die enge viereckige Öffnung, um ins Innere des Brunnens zu gelangen. Thorsten Ritter vom Bauhof Haan macht es vor. Für ihn gehört es zum täglichen Geschäft. Denn das große runde Brunnenbecken, also das, was für die Besucher des Neuen Marktes sichtbar ist, ist sozusagen nur die „Spitze des Eisbergs“. Das, was den Brunnen ausmacht und am Leben erhält, liegt unter der Erde.
Ein Blick in diese Eingeweide wurde jetzt allen Interessierten gewährt. Anlass dazu war das beliebte Brunnenfest, das am kommenden Sonntag bereits zum 20. Mal stattfindet. Wolfgang Niederhagen kann sich noch gut zurückerinnern. „Ich war damals im Gremium, das über den richtigen Entwurf des Brunnens entscheiden sollte. Es haben sich viele beworben.“ Doch am Ende konnte keine Brunnengestaltung die Jury überzeugen. „Dann hatte ich diese Idee“, erzählt Niederhagen. So stieg er kurzerhand aus der Jury aus und präsentierte seinen eigenen Brunnenentwurf.
„Ich habe mich auf die Wasserspiele konzentriert“, erklärt der Künstler. Deshalb fielen große und damit kostspielige Bauten weg. Die Gartenstadt Haan war ihm Inspiration. „Die große Fontäne stellt einen Baum dar, die kleinen Wasserspiele sind Blumen“, verrät Wolfgang Niederhagen. Auf den Brunnenrand sollten sich Besucher setzen wie auf eine Gartenbank, um den Wassergarten zu genießen. Das Konzept ist aufgegangen, der Brunnen wurde realisiert. Und schon 1998 wurde das erste Brunnenfest gefeiert.
Der Blick in die Eingeweide des Brunnens ist beeindruckend. „Wir haben eine Vorratskammer“, erklärt Thorsten Ritter, „in der befinden sich 3,5 Kubikmeter Wasser.“ Die Pumpen und Schaltzentrale wurden trocken aufgestellt. Mit einem Schwerlastkran wurde der 36 Tonnen-Block in der Erde versenkt. „Über ein Rohrsystem wird das Wasser angesaugt und zu den einzelnen Düsen gepumpt“, erklärt der Fachmann vom Bauhof. Durch den Überlauf fließt das Wasser zurück in die Vorratskammer, der Kreislauf ist geschaffen. Damit das Wasser wieder fließt, „erwecken wir den Brunnen aus dem Winterschlaf“, so Ritter. Die Düsen werden wieder angeschraubt, alles gesäubert.
Inzwischen ist der Brunnen etwas in die Jahre gekommen. „Bei der Elektrik und Elektronik sollte man über neue Komponenten nachdenken“, meint Thorsten Ritter. Aber auch die Brunnenumrandung hat über die Jahre gelitten. „Bei der Kirmes wird sie zurückgebaut und darunter leidet der Beton“, weiß Ritter. Das bedauert auch Peter Püschel, Vorsitzender des Fördervereins „Kunst in der Stadt Haan“: „In Haan hat die Kirmes eine hohe Priorität.“
Der Förderverein organisiert nicht nur maßgeblich das Brunnenfest, sondern unterstützt die Stadt auch bei den Betriebskosten des Brunnens. Dabei scheint die Zukunft des Brunnens ungewiss, wie Peter Püschel sagt: „Auf den neuen Plänen des Neuen Marktes ist der Brunnen gar nicht mehr vorgesehen.“
Dabei lieben die Haaner ihren Brunnen, wie zum Beispiel Bernd Ulrich Fabian. „Der Brunnen darf nicht weg“, betont er, „der gehört dazu. Genauso wie das Brunnenfest.“ Besonders im Sommer würde der Marktplatz durch die Wasserspiele viel interessanter. „Und für die Kinder ist das toll“, weiß Bernd Ulrich Fabian. „Die können im Hochsommer unter den Wasserfontänen durchlaufen.“