Bürger befürchten Kahlschlag
Mitarbeiter des städtischen Betriebshofs sägen zurzeit verstärkt Bäume im Haaner Stadtgebiet ab. Die Anwohner sind verschnupft.
Haan. Es ist der Großbuchstabe „A“ in einer Liste städtischer Straßen, die den Bäumen an der Jahnstraße ihre Existenzberechtigung nimmt. „A“ steht im sogenannten Maßnahmenplan für „Standort wird aufgegeben“. Für die Jahnstraße heißt das: Wenn im Laufe der Zeit alle Bäume dort gefällt sind, gibt es dafür keinen Ersatz mehr. Mitarbeiter des städtischen Betriebshofs haben nun dort vor Weihnachten die Kettensäge angesetzt und zwei Rotdorne gefällt. Nachdem bereits zwei weitere Bäume abgesägt und die Baumscheiben versiegelt sind, fehlen jetzt schon vier Gehölze. „Ich finde das unmöglich, dass sie das gemacht haben. Das war eine so schöne Allee“, bedauert Susanne Krautwig.
Dass die Bäume weichen mussten, ist sachlich zu begründen. „Die regelmäßigen Baumkontrollen haben ergeben, dass diese Bäume im belaubten Zustand nicht mehr standsicher oder bruchgefährdet waren“, teilt die Sprecherin der Stadt Haan, Sonja Kunders, mit. Ein Eingriff, für den die Anwohner durchaus Verständnis haben. Doch einem einstimmigen Beschluss des Umweltausschusses vom 18. Februar 2014 zufolge sollen diese Bäume künftig nicht mehr ersetzt werden. Denn die Baumscheiben an dieser Straße sind klein und geben Gehölzen nur wenig Raum für ihre Wurzeln. Und aufgrund der geringen Breite des Bürgersteigs können die Baumscheiben dort — anders als an anderen Standorten — nicht vergrößert werden.
Doch das wollen die Nachbarn so nicht hinnehmen. „Es ist eine optische Lücke“, sagt Achim Metzger von der Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan (WLH). „Wenn es hier keine Bäume mehr gibt, dann sieht man nur noch Straße und Auto. Eigentlich sollten wir in Haan doch unseren Gartenstadt-Charakter erhalten und diesen Namen nicht nur aufs Ortseingangsschild drucken“, gibt er zu bedenken.
Das sieht auch Bettina Bugdol so. „Das gefällt uns nicht. Die Jahnstraße verliert ihr Gesicht“, sagt sie. Würde die Stadt wieder neue Bäume setzen, „dann wären wir Nachbarn gerne bereit, sie zu pflegen und zu gießen“ — so, wie es die Anwohner der Jahnstraße auch in der Vergangenheit schon getan haben. „Das hat ja auch was mit Lebensgefühl zu tun“, fügt Susanne Krautwig hinzu.
Mit dem Vorschlag der CDU im damaligen Umweltausschuss können sich die Anwohner jedoch auch heute noch nicht anfreunden. Die Christdemokraten hatten seinerzeit angeregt, in die Baumscheiben Blumen statt Bäume zu pflanzen. Das aber würde dem Charakter der Jahnstraße nicht gerecht. „Das geht klar gegen den Wunsch der Bürger“, sagt Metzger.
Unter den Nachbarn ist auch der Inhaber eines Garten- und Landschaftsbaubetriebes. Er will nun mit der Stadt Haan Kontakt aufnehmen, um „das in aller Ruhe zu besprechen“, sagt er. Und so hoffen die Anwohner, dass es noch Verhandlungsspielraum gibt. Die Stadt dagegen verweist auf den einstimmigen, politischen Beschluss — damit liegt es an der Politik, ihn wieder aufzuheben oder zu ändern.
Zurzeit fällt die Stadt Haan mehrere Bäume an weiteren Standorten. Diese sollen noch dieses Jahr ersetzt werden, sichert die Sprecherin der Stadt Haan, Sonja Kunders, auf Nachfrage zu. Es weichen eine Zierkirsche an der Elberfelder Straße und fünf weitere an der Berliner Straße. An der Erkrather Straße in Unterhaan werden eine Vogelkirsche und an der Bachstraße ein Zierapfel gefällt. An der Düsseldorfer Straße werden zwei Mehlbeeren, an der Breidenhofer Straße drei Rotdorne und an der Böttingerstraße eine Kastanie abgeholzt.
Auch für die vier bereits gefällten Bäume an König- und Friedrichstraße soll es noch in diesem Jahr Ersatz geben.