Diebe mögen Hilden und Haan
Während die Zahl der Einbrüche im Kreis Mettmann zurückgegangen ist, stieg sie in Hilden und Haan kontinuierlich an.
Hilden/Haan. In den ersten fünf Monaten ist die Zahl der Einbrüche im Kreis Mettmann um gut zehn Prozent gesunken (von 671 auf 601 im Vergleich zum Vorjahr) — nur in Hilden und in Haan nicht. Im Gegenteil: Einbrecher haben die beiden Städte offenbar regelrecht ins Visier genommen. In Hilden ist die Zahl der Wohnungseinbrüche in diesem Jahr um 38 Prozent gestiegen (von 55 auf 76), in Haan sogar um 72 Prozent (von 43 auf 72). Dabei ist zu berücksichtigen, dass bereits im vergangenen Jahr Hilden (neben Ratingen) überproportional von Einbrechern heimgesucht wurde (+70 Prozent in den ersten acht Monaten 2015 im Vergleich zu 2014). Was ist da los?
Johannes Herrmanns, Kriminaldirektor
„Wir werden bereits seit dem vergangenen Jahr von Diebesbanden aus Südosteuropa überrollt“, sagt Kriminaldirektor Johannes Hermanns. Seine Kollegen hätten kürzlich einen Einbrecher festgenommen, auf dessen Konto allein rund 30 „Fensterbohrer-Fälle“ in Haan, Gruiten und Erkrath gingen: „Der Mann ist mit der S 8 an- und abgereist und hat entlang der Bahnlinie eingebrochen.“ Nach der Festnahme sei die Zahl der Wohnungseinbrüche in Haan drastisch zurückgegangen: von 23 (Januar), 30 (Februar) und 12 (März) auf 5 (April) und 4 (Mai). Hermanns stellt fest: „Die Serie ist abgerissen.“
Warum Einbrecher sich auf Hilden konzentrieren, darüber kann der Kriminaldirektor nur Vermutungen anstellen. Hilden liege in unmittelbarer Nähe von drei Autobahnen. Die Einbrecher seien häufig Osteuropäer, lebten aber in den Benelux-Staaten und reisten von dort für ihre Taten an. Hildens „Beliebtheit“ könne auch mit den „Tipps“ zu tun haben, die Kriminelle von dritter Seite bekommen. „Wir hatten ja kürzlich den Fall, wo Mitarbeiter eines Essenlieferdienstes ihre Kunden ausgespäht haben. Als Tippgeber kommen auch Handwerker in Frage, die im und am Haus arbeiten.“
Parallel zur Zahl der Einbrüche sei auch die Zahl der Einbruchsversuche gestiegen. In Haan scheiterten in den ersten fünf Monaten 55 Prozent aller Einbrüche (41 / 2015: 46 Prozent). In Hilden kamen in 32 Fällen (42 Prozent) die Einbrecher nicht in die Wohnungen (Vorjahr: 38 Prozent). Das zeigt zweierlei: Erstens: Wenn Einbrecher nicht schnell eindringen können, brechen sie ab und ziehen zum nächsten Objekt. Zweitens: Gute mechanische Sicherungen von Türen und Fenstern zahlen sich aus. „Die Versuchstaten schlagen zwar statistisch zu Buche, sprechen aber für eine bessere Sicherung der Wohnungen“, so Hermanns: „Viele ziehen die Tür nur ins Schloss, wenn sie die Wohnung verlassen. Wenn sie die Tür richtig abschließen und die Fenster verriegeln, würde schon das allein Einbrechern die Arbeit erschweren.“
In den ersten fünf Monaten konnte die Polizei acht Wohnungseinbrecher in Hilden und Haan noch am Tatort festnehmen. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 20 in allen zehn Kreisstädten. Das sei zum einen der erhöhten Aufmerksamkeit der Bürger zu verdanken, hebt Hermanns hervor: „Wenn wir frühzeitig informiert werden, profitieren wir davon.“ Zum anderen sei die Polizei in der dunklen Jahreszeit auch in den Wohngebieten massiv präsent gewesen. Zum „Einbruchsradar“, das die Kreispolizei seit Anfang April wöchentlich veröffentlicht, möchte der Kriminaldirektor nichts sagen. Klaus-Dieter Völker, Chef der CDU-Kreistagsfraktion, hat damit keine Probleme. Er gehört zu denen, die das Einbruchsradar gefordert hatten: „Ich bin nicht begeistert. Die aus der Grafik zu gewinnenden Hinweise helfen sicher keinem.“ Es seien Erwartungen geweckt worden, die nicht erfüllt würden.