Ein Mann, der Pflege groß schreibt

Der Seniorenpark „Carpe Diem“ hat in Michael Borchert einen neuen Leiter. Er will Schwerbehinderte stärker fördern.

Foto: Olaf Staschik

Haan Wenn Michael Borchert an seinem Schreibtisch sitzt, dann fällt sein Blick auf die alte Heimat. Zwei Bilder hat er für sein neues Büro mitgebracht: Das eine zeigt farbenfrohe Clowns, das andere die Ansicht des Kölner Doms, von der „Schäl Sick“ aus gesehen. Michael Borchert stammt aus dem Kölner Umland. Das Bild ist gleichsam ein Gruß aus vergangener Zeit.

Der Seniorenpark „Carpe Diem“, eines der drei großen Seniorenheime in Haan, hat einen neuen Leiter. Auf Alexander Schmitter folgte zum 1. März Michael Borchert. Er ist mit der bergischen Mentalität ebenso vertraut wie sein Vorgänger: Zuletzt arbeitete er als Leiter des Seniorenparks „Carpe Diem“ in Wermelskirchen. Dort, in der kleinsten Einrichtung des Unternehmens, hat er den Aufbau des neuen Hauses zunächst als Pflegedienstleiter und seit Mai 2014 dann als Einrichtungs- und Pflegedienstleiter begleitet. Mit dem Wechsel nach Haan ist die Verantwortung gestiegen: In dem Wermelskirchener Haus leben derzeit 67 Senioren, im Carpe Diem in Haan 90.

Zur Altenpflege ist Michael Borchert noch während seiner Schulzeit gekommen. Er hat sich dort an den Wochenenden sein Taschengeld verdient und auch während des Studiums in der Altenpflege gearbeitet. Letztlich entschied er sich gegen die Fortsetzung seiner akademischen Ausbildung und absolvierte 1995 eine Lehre zum Altenpfleger. Michael Borchert ist glücklich in diesem Beruf, doch der birgt auch schwierige Seiten: „Die Rahmenbedingungen für die Altenhilfe in Deutschland sind nicht günstig. Seit 20 Jahren hat sich nichts Nennenswertes getan, zugleich werden die Anforderungen immer größer“, weiß er zu berichten.

Auf dieses Problem hatte vor kurzem auch schon sein Berufskollege Holger Reinders, Geschäftsführer der gemeinnützigen Seniorendienste in Hilden, hingewiesen: „Immer häufiger sterben Senioren nicht in Krankenhäusern, sondern in Alten- und Pflegeheimen. Von 218 Bewohnern sind im vergangenen Jahr 100 gestorben“, berichtete er anlässlich des Neujahrsempfangs seiner Einrichtung. Das sei eine große Belastung für das Personal, „das sich auf immer neue Menschen einstellen und sich von anderen verabschieden muss“. Das sieht Michael Borchert ähnlich.

Die Entwicklung habe Anfang der 1990er-Jahre begonnen. „Damals waren Sterbefälle im Seniorenheim eher noch eine Ausnahme“, berichtet er. Denn im Schnitt verbrachten die alten Menschen nach ihrem Einzug mindestens noch fünf bis zehn Jahre im Heim, die meisten davon bei bester Gesundheit. Mittlerweile sei die Verweildauer sehr kurz, im Schnitt „nicht viel länger als anderthalb Jahre“, schätzt Borchert. Und in der Regel ziehen Senioren auch erst dann in ein Heim, wenn sie (stark) pflegebedürftig sind. „Das ist natürlich eine Belastung für die Mitarbeiter“, erzählt Borchert. Doch nach wie vor macht ihm sein Beruf auch große Freude, und das liege am vielfältigen Kontakt mit Menschen. „Das genieße ich“, sagt er.

Seine künftigen Aufgaben sind der Aufbau der Tagespflege des „Carpe Diem“ in Hilden sowie eine stärkere Integration schwerbehinderter Mitarbeiter. „Es gibt ohne Ende Hilfen, die man über den Landschaftsverband beantragen kann“, weiß er.