Ein Ort für Neugier aufs Leben
Seit 25 Jahren gibt es den Kindergarten am Heinhauser Weg. Betreut wird von der Windel bis zur Schule.
Sofia sitzt alleine am Tisch und löffelt Nudeln mit Tomatensoße. Der dazu gehörige Gurkensalat in einem extra Schälchen ist für sie eine Herausforderung. Schließlich wird auch er mit Hilfe des Löffels gegessen. Das Besondere an dieser Szene: Sofia wird demnächst zwei Jahre alt und niemand muss sie füttern.
Sie hat es vorgezogen zu schlafen, als die anderen Kinder gegessen haben. Deswegen sitzt sie jetzt alleine am Tisch. Erzieherin Jana Schmitz hat festgestellt, dass die ganz Kleinen — Sofia ist bereits im Alter von neun Monaten in den Kindergarten gekommen — sehr schnell in ihrer Entwicklung sind, „weil sie sich bei den Größeren alles abgucken.“ Und sicherlich auch, weil den Kindern so viel Anregung geboten wird.
Sofia ist eines von 112 Kindern, die im Kindergarten der Evangelisch-reformierten Gemeinde Gruiten betreut werden. Vor 25 Jahren, als der Kindergarten gegründet wurde, nahm er Kinder zwischen drei und sechs Jahren auf. „Seit 2008 betreuen wir auch unter Dreijährige und seit 2011 unter Zweijährige“, erzählt Gabriele Vömel (56). Die Leiterin des sechs Gruppen umfassenden, auf drei Standorte verteilten Kindergartens. Sie ist seit 25 Jahren im Dienst und seit 1996 in leitender Funktion.
Früher waren die jüngsten Kinder drei Jahre alt und die meisten von ihnen wurden gegen Mittag von ihren Müttern abgeholt. Heute kann das jüngste Kind neun Monate alt sein und bis um 16.30 Uhr betreut werden. „Für unsere Arbeit bedeutet das weniger Spontaneität, weil es alles etwas länger dauert. Die Kleinsten müssen gewickelt werden und brauchen länger beim An- und Ausziehen.“
Ein junges Paar mit dem Baby im Kinderwagen kommt zur Besichtigung. Gabriele Vömel führt sie kurz durchs Haus. Währenddessen bietet sich Heike Müller als Gesprächspartnerin an. Ihre beiden Söhne Lukas (6) und Florian (3) gehen in den Kindergarten, von dem sie ganz begeistert ist. „Die machen hier ganz viel mit den Kindern, auch draußen und passend zur Jahreszeit. Sie besuchen zum Beispiel den schlafenden Riesen, einen umgestürzten Baum, in dem sie klettern dürfen. Oder es kommt ein Waldpädagoge.“
Müller gehört dem Elternrat des Kindergartens an, den sie als „eine nette Gemeinschaft“ bezeichnet. Gabriele Vömel hat feste Grundsätze: „Bei uns wird nicht durch Pauken auf die Schule vorbereitet. Eher dadurch, dass sie Sozialverhalten statt Einzelkämpfertum lernen. Wir erziehen mutige, neugierige, selbstbewusste Kinder, die auch „Nein“ sagen können. Im Kindergottesdienst, den wir jeden Freitag besuchen, lernen sie, zuzuhören. Den Eltern gefällt das.
Reibereien kommen vor, seien aber eher selten. Wohl auch, weil sich Vömel „viel Zeit fürs Aufnahmegespräch und auch zwischendurch“ nimmt, so dass es kaum Überraschungen gibt.