Ein Vorschlag könnte die Bibliothek Gruiten retten
Die Grundschule könnte das Angebot weiterführen — aber zuerst muss die Politik zustimmen.
Kosten einsparen, das Angebot dennoch aufrechterhalten, vielleicht sogar ausweiten: Diesen Spagat üben derzeit die Stadt, der Bürger- und Verkehrsverein Gruiten und die Grundschule des Stadtteils. Ihnen allen geht es um die Stadtteilbibliothek Gruiten. Auf die hat die Gemeindeprüfungsanstalt NRW in einem 167-seitigen Gutachten zur Finanzsituation Haans mit dem Finger gezeigt. Sie ist Teil einer Spar- und Streichliste zur Senkung der als zu hoch angesehen Haaner Ausgaben.
Die im Bahnhofsgebäude an der Thunbuschstraße 22 untergebrachte Außenstelle der Stadtbibliothek solle wegen zu geringer Ausleihzahlen und im Verhältnis dazu sehr hohen Kosten geschlossen werden. Die rund 5000 Medien — Bücher, CDs, DVDs und Spiele — könnten den Nutzern ebenso gut über die Haaner Zentralbibliothek zur Verfügung gestellt werden. So lautet die Empfehlung der Finanzexperten. Dagegen regt sich der kreative Widerstrand der Gruitener.
Die Sache mit den niedrigen Ausleihzahlen bestätigte der Leiter der Stadtbücherei, Roman Reinders: Gerade mal 3000 Entleihungen stehen in der Bibliotheksbilanz für das vergangene Jahr. Allerdings, so Reinders, seien die Rahmenbedingungen in Gruiten derzeit wenig nutzerfreundlich: Geöffnet hat Außenstelle der Stadtbücherei nur für insgesamt sechs Stunden an zwei Tagen pro Woche. Erreichbar ist sie nur für Menschen, die gut zu Fuß sind: Denn Bücher, CDs und weitere Medien lagern im ersten Stock.
Bereits nach kurzem Nachdenken über eine sparsamere, zugleich aber attraktivere Variante kommt nun ein Vorschlag aus Gruiten an das Haaner Rathaus: Marcus Weikämper, der Leiter der Grundschule, besichtigte vor kurzem zusammen mit Wolfgang Stötzner, dem Vorsitzenden des Gruitener Bürger- und Verkehrsvereins, Büchereichef Roman Reinders und der Ersten Beigeordneten Dagmar Formella einen erst vor zwei Jahren renovierten Raum im Grundschulgebäude. Der könnte laut Reinders die Außenstelle der Bücherei aufnehmen. Der Bürgerverein sagte zu, nach Freiwilligen Ausschau zu halten, die die Ausleihe betreuen würden. Die Stadt könnte die Mietkosten für die Räume im Gruitener Bahnhof einsparen und die Grundschule den Mädchen und Jungen unter dem eigenen Dach noch mehr Lust aufs Lesen machen.
Einen Haken hat die Gruitener Lösung allerdings: „Die Stadt müsste auf den Abriss des Anbaus und den Verkauf von Grundstücksfläche verzichten“, sagte Schulleiter Weikämper. Den sollte es eigentlich im Paket mit dem nun beantragten Neubau an der Grundschule geben. Vor allem Konservative und Liberale hatten mit solch einem Verkauf eines Gruitener Filet-Grundstücks geliebäugelt. „Wenn wir die Stadtteilbücherei aufnehmen sollen, brauchen wir zusätzliche Räume“, erläutert Weikämper.
Der Pädagoge glaubt sogar, dass für die Bibliothek ein eigener Zugang über den Lehrerparkplatz geschaffen werden könnte. „Allerdings bin ich kein Bauexperte.“ Aber so wäre die Bücherei in den Schulräumen völlig unabhängig vom Schulbetrieb.