Eine besondere Wohngemeinschaft

Acht junge Menschen mit Handicap finden in einem Neubau in der City ein Zuhause.

Foto: ola

Haan. Patrick strahlt. Dem körperlich und geistig behinderten jungen Mann (24) macht es sichtlich Spaß, den vielen Besuchern am Tag der offenen Tür sein neues Zuhause zu zeigen. Mit dem Elektrorollstuhl fährt er den Besuchern voran in sein erstes eigenes Appartement, „parkt“ dann mitten im Raum und freut sich an den vielen begeisterten Blicken.

Das lichtdurchflutete, große Zimmer haben Patrick und seine Mutter mit modernen, weißen Möbeln ausgestattet. Auf dem Schreibtisch steht eine Spielekonsole, bunte Leinwandbilder mit gelben US-Taxen zieren die Wände. Lampen in Glühbirnendesign baumeln von der Decke. Der große Flachbildschirm darf natürlich nicht fehlen.

DanielaWillrodt, Sozialarbeiterin

„RTL findet Patrick besonders gut“, sagt seine Mutter Anna Jentsch. Und Patricks Augen leuchten noch ein bisschen mehr. Seit gerade mal zwei Wochen lebt Patrick im „F 48“, dem neuen Wohnprojekt für behinderte junge Menschen in Haan. Sprechen fällt ihm schwer, aber jede Gestik, jede Mimik signalisiert seiner Mutter: Hier bin ich glücklich und Heimweh habe ich gar nicht.

„Es ist so wunderbar zu sehen, wie wohl er sich fühlt“, schwärmt seine Mutter: „Bis jetzt hat er ja immer bei mir gewohnt.“ Ein wenig kämpft die Mettmannerin mit ihrer Stimme. „Alle glauben, ich müsste wer weiß wie erleichtert sein, dass nun die ganze tägliche Arbeit von mir abfällt. Aber ich trauere genauso über den Auszug meines Sohnes wie jede Mutter mit einem gesunden Kind auch. Er soll das aber bloß nicht mitbekommen, dass Loslassen für mich so schwer ist“, sagt sie leise.

„Wir haben damals für unsere Tochter Katja, die das Down Syndrom hat, eine Wohnmöglichkeit bei uns in der Nähe gesucht“, erzählt Bauherr Kurt Rudoba: „Leider gab es nur Angebote für ältere behinderte Menschen. So habe ich mich auf die Suche begeben“. Gemeinsam mit anderen Eltern gründete Kurt Rudoba im Jahr 2013 den Verein „Miteinander in Haan“, ein Jahr später fand er das passende Grundstück: „Uns war es ganz wichtig, dass das Wohnprojekt stadtnah und mittendrin sein sollten und nicht außerhalb der Gesellschaft.“

Mit dem ambulanten Betreuungswohndienst „Sewo“ (selbstbestimmtes Wohnen) haben die Eltern der Bewohner Einzelverträge abgeschlossen. Ein derzeit zehnköpfiges Team aus Sozialpädagogen, Heil- und Erziehungspflegern und anderen Fachkräften begleitet und betreut die jungen Menschen nach ihren ganz individuellen Bedürfnissen.

„Unser Ziel ist es, dem Leben einer ganz normalen Wohngemeinschaft nahezukommen“, erläutert die leitende Sozialarbeiterin Daniela Willrodt: „Das bedeutet, es gibt kaum ein Muss. Wir machen Angebote für gemeinsames Essen, aber niemand ist gezwungen daran teilzunehmen. Genauso verhält es sich mit Freizeitangeboten: Sie können, müssen aber nicht mitmachen. Alle sollen in ihrem persönlichen Rahmen ein weitmöglich selbstbestimmtes Leben leben können.“