Karneval in Haan Frauenkarneval Gruiten nimmt Abschied
Haan · Zwei Jahre Zwangspause durch Corona haben dem Gruitener Frauenkarneval nicht gut getan. Ob künftig zu Weiberfastnacht noch einmal jeck gefeiert wird, ist derzeit offen.
Als sich das Programmteam des Gruitener Frauen-Pfarrkarnevals im vergangenen Oktober zusammensetzen wollte, um die beliebte Frauensitzung an Weiberfastnacht zu planen, wurde es von mehreren Hiobs-Botschaften getroffen. Zum einem sagten gleich vier der insgesamt elf Teammitglieder ihre Teilnahme an der Organisation ab. Als dann noch klar wurde, dass auch die geplanten Musiker nicht dabei sein konnten, mussten die verbleibenden Damen des Programmteams einsehen: „Das schaffen wir nicht“, wie Steffi Raack bedauert.
Ob es an der Corona-Pandemie liegt oder an anderen Hintergründen, lässt sich nicht wirklich sagen. Nur eins ist sicher: Die zwei Jahre Zwangspause haben dem Frauen-Pfarrkarneval nicht gut getan. Nun müssen alle Anfragen nach Eintrittskarten und nach der Veranstaltung an sich mit einem bedauernden Kopfschütteln beantwortet werden. Der Frauen-Pfarrkarneval, der so beliebt war, dass noch 2019 nur fünf Karten pro Person verkauft werden konnten, nimmt Abschied und wird nach fast fünfzig Jahren nicht mehr stattfinden können.
Angefangen hat alles zu Beginn der 1970er-Jahre. „Die damalige katholische Frauengemeinschaft hat das angeleiert“, erzählt Frauke Heiden-Ziegert. Zunächst fand der Frauen-Pfarrkarneval an Weiberfastnacht im Pfarrsaal statt. „Damals kamen 160 Leute“, erzählt Erika Boxberg. Es waren zwar nicht ganz so viele zugelassen, aber die Frauengemeinschaft wandte so einige Tricks an, um niemanden abweisen zu müssen. „Später im Bürgersaal ging das nicht mehr“, sagt Eva Boxberg-Prüßner. Aufgrund der Sicherheitsauflagen musste die Besucherzahl auf 130 beschränkt werden.
Doch die hatten immer einen riesigen Spaß. Dafür hat das Programmteam gesorgt. Mit einem durchgehenden Programm mit Sketchen, Tänzen, Playback-Nummern und Büttenreden kam keine Langeweile auf. Dabei machten die Mitglieder des Programmteams gleich bei mehreren Nummern und in unterschiedlichen Kostümen mit. Als Sister Act, Heinos oder die Toten Hosen brachten sie die Besucher zum Lachen. „Wir kamen zum Frauenkarneval mit mehr Gepäck als beim Jahresurlaub“, erzählt Steffi Raack. Kostüme und Requisiten wurden selbst gemacht oder besorgt, das Pfarrheim diente als Garderobe, eine Krabbelgruppe für die Kinder gab es auch, denn die Mütter waren auf der Bühne.
Bis auf wenige Ausnahmen, wie Bürgermeister oder Pastor, war nur Frauen der Zutritt erlaubt. „Die Politiker haben wir immer mit eingebunden“, erzählt Frauke Heiden-Ziegert. Entweder ins Programm oder in den Dienst. Über all die Jahre wurde der Frauen-Pfarrkarneval in Gruiten zu einer Generationen übergreifenden Party. So standen im Laufe der Zeit auch die Töchter und Enkelinnen der Gründerinnen auf der Bühne.
Nun nimmt der Frauen-Pfarrkarneval in seiner bisherigen Form Abschied, auch wenn das geschrumpfte Programmteam noch nicht die Hoffnung aufgegeben hat. „Falls sich noch ein paar Frauen melden, die mitmachen wollen“, verspricht Frauke Heiden-Ziegert, „dann würden wir uns mit diesen zusammensetzen und neu überlegen.“ Lockerer und mit einzelnen Höhepunkten sieht sie eine eventuelle Neuaufnahme des Frauen-Pfarrkarnevals und nicht mehr mit einem streng durchgeplanten Programm.
Für den Frauenkarneval in Gruiten bleibt zu wünschen, dass sich einige Mitstreiterinnen melden, damit das Abschlusslied „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ am 20. Februar 2020 nicht zum letzten Mal gesungen wurde.