Für Gatzkes Stelle liegen 50 Bewerbungen vor
Die Stadtverwaltung hält nur vier der Bewerber für geeignet. Die CDU-Fraktionschefin Marion Buschmann will keine Kompromisse machen und würde die Stelle gerne neu ausschreiben.
Hilden. Reinhard Gatzke (64) ist Dezernent für Schule, Jugend, Sport, Soziales und Integration. Seine Wahlzeit endet am 31. Dezember, verabschiedet wird er aber schon am 22. Juli. Sein Aufgabenbereich ist riesig. Allein im Amt für Schule, Jugend und Sport arbeitet rund ein Drittel aller Mitarbeiter der Hildener Stadtverwaltung (mehr als 900). Dort werden gut 35 Millionen Euro ausgegeben, das entspricht rund 21 Prozent aller Ausgaben der Stadt. Deshalb hatten SPD, CDU und Grüne mit Mehrheit beschlossen, die Stelle neu auszuschreiben und schnellstmöglich zum 1. Januar 2017 zu besetzen. Die Ausschreibung ist beendet, knapp 50 Kandidaten haben sich beworben, bestätigt Bürgermeisterin Birgit Alkenings: „Aus Sicht der Verwaltung halten wir aber nur vier für geeignet.“ Sechs seien bedingt geeignet.
Einigen Bewerbern fehlten die geforderten Qualifikationen. In der Ausschreibung war unter anderem Führungs- und Verwaltungserfahrung gefordert worden. Andere Bewerber seien schlicht zu alt. Wahlbeamte werden für acht Jahre gewählt. In dieser Zeit dürfen sie die Altersgrenze noch nicht erreichen.
Wie es jetzt weitergeht, ist noch offen. Bei der Neubesetzung der VHS-Leitung gab es ein sogenanntes Assessment-Center. Die Kandidaten müssen gemeinsam verschiedene Aufgaben lösen und werden dabei von einer Auswahlkommission beobachtet, die anschließend eine Empfehlung ausspricht. „So ein Verfahren gibt es bei der Besetzung der Beigeordneten-Stelle nicht“, erläutert Alkenings. Jetzt seien die Ratsfraktionen gefragt.
Als stärkste Fraktion im Rat reklamiert die SPD für sich ein Vorschlagsrecht, bestätigt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Hans-Werner Schneller: „Wir haben aber niemanden aufgefordert, sich zu bewerben.“ Die Fraktion habe eine anonyme Liste mit den Qualifikationen der Bewerber erhalten, aber noch nicht darüber beraten: „Wir haben ja noch Zeit bis zur Ratssitzung am 21. September.“ Ein Fahrplan sei mit den anderen Fraktionen noch nicht vereinbart worden.
Die CDU findet es bedauerlich, dass sich nur wenige geeignete Bewerber gefunden haben. „Ich persönlich würde am liebsten die Stelle noch ein zweites Mal ausschreiben“, sagt Fraktionsvorsitzende Marion Buschmann: „Darüber haben wir in der Fraktion aber noch nicht gesprochen. Es gibt viele fähige Leute für diese Aufgabe hier im Umkreis. Die haben die Ausschreibung vielleicht nicht gesehen. Wir sollten versuchen, den oder die Beste dafür zu finden und keine Kompromisse machen.“ Die Fachlichkeit müsse an erster Stelle stehen: „Darüber sind wir uns mit der SPD einig. Herr Gatzke hinterlässt große Fußstapfen. Dafür sollten wir auch den fachlich geeigneten Bewerber finden.“
Es gebe vier geeignete und sechs bedingt geeignete Bewerber, hält Klaus-Dieter Bartel (Grüne) fest: „Die werden wir erst einmal sichten.“ Für eine zweite Ausschreibung sei es jetzt noch zu früh. Er schlägt vor: „Jede Fraktion schlägt Kandidaten vor. Dann setzen wir uns zusammen und schauen uns die Bewerber auch einmal persönlich an. Es ist wichtig, dass wir die Besetzung der Beigeordneten-Stelle im Konsens hinbekommen.“
Die FDP hatte beantragt, die Stelle von Reinhard Gatzke einzusparen, um den Haushalt zu konsolidieren. Dafür fanden die Liberalen aber keine Mehrheit im Stadtrat.