In Gruiten Gelungene Miss-Wahl fürs Federvieh

Haan · Bei der traditionellen Geflügelschau des Rassegeflügelzuchtvereins Gruiten 1908 gab es viele Schönheiten zu bewundern – und viele stolze Züchter gleich dazu.

Willi Körsgen vom Rassegeflügelzuchtverein zeigt das am höchsten prämierte Tier, sein Leghorn-Huhn.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Aufgeregt wie auf einem Hühnerhof, mit Gegacker und Gekrähe, ging es im Bürgersaal von Gruiten-Dorf zu. Dorthin hatte der Rassegeflügelzuchtverein Gruiten, der 1908 gegründet wurde, zur Geflügelschau eingeladen. Die Erregung des Federviehs war nur allzu verständlich, schließlich ging es um Auszeichnungen für das schönste Exemplar unter ihnen, gleichsam eine Art Miss-Wahl, bei der es galt, Miss Haan unter den Hühnern zu wählen. Auch die Hähne, also ein Mister Haan unter den Gockeln, wurden von einem Preisgericht begutachtet. Einzelne Züchter zeigten auch Wildtauben sowie Fasane.„Insgesamt 50 Hühnerhalter sind in unserem Geflügelzüchterverein zusammengeschlossen, davon sind allerdings nur zehn aktive Züchter, die übrigen sind Hühnerhalter, die einfach bei Fragen der Haltung Unterstützung haben möchten“, sagte Peter Theis, seit diesem Jahr Vorsitzender des Vereins. Beim Dorffest in Gruiten war er auf einen Stand des Geflügelzüchtervereins aufmerksam geworden und entschloss sich dann, nicht zuletzt wegen seiner Kinder, zehn Hühner von der Rasse Bergische Schlotterkämme anzuschaffen.

Die eher seltene Rasse verfügt über ein schwarzes Gefieder sowie rote Kämme. Erst später hat er sich dann auch als Züchter betätigt, wobei er sich dann aber auf die Rasse der Wyandotten konzentriert hat. „Es ist einfach die Liebe zum Tier, die auch Kindern vermitteln werden muss, sowie das Engagement für die Bewahrung ansonsten aussterbender Rassen, die mich für mein Hobby motiviert“, sagte Theis. Sofern man ausreichend Platz im Garten habe, sei die Hühnerhaltung problemlos möglich, die anfallenden Kosten vergleichsweise gering, ein Huhn kostet um die 30 Euro, ein Sack Futter schlägt mit rund 20 Euro zu Buche. Antrieb sei auch ein gestiegenes Ernährungsbewusstsein. „Ich bekomme ein frisches Frühstücksei und ich weiß, was ich da im Pott habe, denn schließlich weiß ich, was das Tier gefressen hat“, erklärte Theis.

In seiner Eröffnungsrede, dankte er insbesondere den engagierten Vereinsmitgliedern, die den Saal vorbereitet hätten und für das kulinarische Wohlergehen der Gäste gesorgt hätten. Expliziter Dank ging auch an die veterinärmedizinische Betreuung, die dafür Sorge trage, dass die traditionelle Geflügelschau alljährlich stattfinden könne. Als Vorstandsmitglied des Trägervereins des Bürgersaals ließ es sich Jens Lemke nicht nehmen, mit einer Sackkarre vorzufahren und dem Verein mit zwei Säcken Hühnerfutter für sein Engagement zu danken.

Gleich zu Beginn der Ausstellung zogen zwei Hähne sowie zwei Hennen rotgesattelter Yokohamas die Blicke auf sich. Ihr vergleichsweise langes Gefieder, das die Hähne wie eine Schleppe nach sich ziehen, scheinen die stolzen Tiere sich von Pfauen abgeguckt zu haben. Ungleich schlichter präsentierten sich die Kraienköppe. An jedem Käfig hingen Steckbriefe, aus denen Herkunft, Gewicht, Legeleistung, Eierschalenfarbe sowie das Eiergewicht hervorgingen.

„Ich liebe mein Hobby, denn es geht auch darum, alte Rassen vor dem Aussterben zu retten, denn die Industrie setzt nur auf optimale Verwertbarkeit, sprich Legeleistung und Fleisch, und dem setzen wir etwas entgegen“, sagte Züchter Klaus Herring.

Mit Anfang 30 hat Tobias Poppel mit der Geflügelhaltung angefangen, heute hat er 45 Hühner und 16 Hähne. „Der Entschluss, Hühner zu halten, entstand nicht zuletzt wegen der Kinder, die den Umgang mit Tieren lernen sollten, und mein Sohn Konrad züchtet jetzt sogar selbst“, erklärte Poppel, der auf Deutsche Reichshühner setzt. Die achtköpfige Familie verzehrt nicht nur reichlich Eier, auch Hühnerfleisch kommt regelmäßig auf den Tisch. Seine sechs Kinder lieben die Hühner, ein Problem sie irgendwann zu essen haben sie jedoch nicht. „Bei der Menge an Hühnern wird zu einzelnen Tieren keine Beziehung aufgebaut, da gibt es keine emotionale Nähe und also auch kein Problem“, erklärte Tobias Poppel.