100. Frühstückstreffen in Haan Wie die „Apfelgräfin“ zum Glauben fand
Haan · Zum 100. Frühstückstreffen für Frauen in Haan kam Daisy Gräfin von Arnim. Warum die Besucherinnen im vollbesetzten Saal an ihrem Lippen hingen.
Im Leben von Daisy Gräfin von Arnim fährt stets ein fester Co-Pilot mit. Bei jedem Schritt, den die 64-Jährige geht, bei jeder Entscheidung, die sie fällt, fühlt sie Jesus, den Sohn Gottes, als unsichtbaren Wegweiser an ihrer Seite. Für ihren Glauben schämt sich die gestandene Unternehmerin nicht. Im Gegenteil. Sie ermutigt andere, Kraft in den Psalmen der Bibel zu finden und auf Gott als Hirten zu vertrauen, auch wenn dieser mit ihr ganz andere Pläne schmiedete, als sie sich ursprünglich ausgemalt hatte.
In ihrem Buch „Die Apfelgräfin“, erzählt die gebürtige Bremerin, die seit mittlerweile 30 Jahren in der idyllischen Uckermark beheimatet ist, von ihrem ungewöhnlichen Leben, wie sie zum Glauben fand und wie sie einen Grafen heiratete. Ein inspirierender Vortrag, den die selbsternannte Apfelgräfin im Rahmen des 100. Frühstückstreffen für Frauen in Haan, im vollbesetzten Saal der freien evangelischen Gemeinde hielt. Weit über 200 Frauen hatten sich zum gemeinsamen Frühstück eingefunden und klebten der Gräfin bei ihren Ausführungen sprichwörtlich an den Lippen.
Ihr Vater, eigentlich ein ungläubiger Mann, hatte während seiner vierjährigen Kriegsgefangenschaft nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung aus seiner schlesischen Heimat zum Glauben gefunden und ließ sich später zum Pfarrer ausbilden. Praktisch über Nacht verwandelte sich eine junge Daisy von Löbbecke und ihre Geschwister in Pfarrerskinder. „Ich dachte, wenn ich meinem Vater die Bibel bringen und ihm das Beffchen mit Stärke bügeln würde, dann würde ich schon in den Himmel kommen.“ Durch die Auseinandersetzung mit der heiligen Schrift in verschiedenen Kreisen und ganz persönlichen Erfahrungen lernte sie den Glauben und seine Kraft kennen und vertraute fortan auf einen göttlichen Plan für ihr Leben.
Denn das läuft gänzlich anders, als sie sich das jemals ausgemalt hatte. „Ich träumte von einem kleinen, mit Efeu bedeckten Pfarrhäuschen, einem Mann und sechs Kindern.“ Das Pfarrhäuschen wurde es zwar nicht, dafür lebt sie mit ihrem Ehemann Michael, einem echten Grafen, in einem schicken Landhaus, das einst zum Schloss Boitzenburg gehörte, das einst im Familienbesitz ihres Mannes lag. Auch der Kinderwunsch blieb unerfüllt, dafür widmete sich die Gräfin der Belebung der idyllischen Uckermark.
Schon früh stellte sie alles andere ihrem Glauben unter, sogar als ihr Traumprinz vor ihr stand. Ein großgewachsener Mann, braungebrannt, humorvoll und ein echter Graf obendrein. Doch sie wies ihn zunächst ab, weil dieser ihren Glauben nicht verstand. Jahre später und über Umwege, bei denen dann auch er zum Glauben fand, trafen sie erneut aufeinander, verliebten sich neu und heirateten. Gemeinsam zogen sie nach dem Mauerfall in die Uckermark, dort wo einst seine Familie den größten Adelssitz in Brandenburg besaß. „In der Mitte von Nichts. Am Ende von allem“, beschreibt sie es.
Genau hier startete die selbsternannte Apfelgräfin, nach zwei, drei gescheiterten Ideen, ein Geschäftsmodell, von dem viele in ihrem Dorf mittlerweile profitieren. Aus den vielen Äpfeln, die dort auf dem herrenlosen Land als Schöpfung Gottes herumlagen, machte sie erst Apfelsaft. Heute veredelt sie die biblische Frucht der Versuchung in allen erdenklichen Formen, mit Schokolade und Gelee, als Apfellebkuchen und Apfel-Mandelplätzchen.
Für Renate Köhler, Gründungsmitglied und langjährige Koordinatorin des Frühstückstreffens in Haan, war es ein gelungenes Jubiläum, das mit der Pflanzung eines Apfelbäumchens im Schillerpark endete. Seit mittlerweile 38 Jahren wird der ungezwungene Vormittag organisiert, ein ökumenisches Angebot, das Frauen Raum bieten soll, um miteinander ins Gespräch zu kommen und sich zu verschiedensten Themen auszutauschen. „Der rote Faden dabei ist immer der christliche Glaube“, erklärt Köhler. Dass sie in diesem Jahr die 100. Auflage feiern würde, hätte sie sich vor 38 Jahren nicht erträumen lassen. Aber sie freut sich, dass das Angebot nach wie vor gut angenommen wird, auch wenn alle mittlerweile älter seien. „Wir würden uns über jüngere Teilnehmerinnen und Helferinnen sehr freuen.“