Hilden/Haan So werden wichtige Brücken bewertet Zustand der Brücken in Hilden und Haan befriedigend

Hilden/Haan · Von den 100 marodesten Autobahnbrücken Deutschlands mit mindestens 50 Metern Länge stehen laut Bauexperten allein 20 in NRW. In Hilden und Haan fällt das Ergebnis allerdings zufriedenstellend aus.

Die Brücke der Autobahn 46 über die Ellscheider Straße in Haan ist mit der Note 2,2 bis 2,3 als befriedigend bewertet worden.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Seit in Dresden vor drei Wochen ein Teil der Carolabrücke eingestürzt ist, steht der schlechte Zustand der Fernstraßenbrücken noch stärker im Fokus der Öffentlichkeit. Tausende Bauwerke gelten bundesweit als sanierungsbedürftig.

Gerade NRW als verkehrsreiches Bundesland ist besonders gebeutelt. Von den 100 marodesten Autobahnbrücken Deutschlands mit mindestens 50 Metern Länge stehen laut Bauexperten allein 20 in Nordrhein-Westfalen – so viele wie in keinem anderen Bundesland. Beispiele dafür sind die A1-Rheinbrücke bei Leverkusen, die A45-Talbrücke bei Lüdenscheid oder die Brücke im Autobahnkreuz Meckenheim. Wie sieht es nun in Hilden und Haan aus? Kurz gesagt: Nicht ganz so schlecht wie an vielen anderen Stellen.

Grundsätzlich werden Brücken regelmäßig überprüft. Ihr Gesamtzustand wird in der sogenannten Zustandsnote zusammengefasst, die zwischen 1,0 und 4,0 liegt. Sie beschreibt die Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit. Aus dieser Note leitet sich eine etwas gröbere Zustandsnotenklasse ab. Sechs Zustände gibt es: „sehr gut“, „gut“, „befriedigend“, „ausreichend“, „nicht ausreichend“ und „ungenügend“. Bei nicht ausreichenden Brücken besteht in näherer Zukunft Handlungsbedarf, bei „ungenügend“ ist die Stand- oder Verkehrssicherheit „erheblich beeinträchtigt oder nicht mehr gegeben“.

Im Bereich Hilden und Haan gibt es in der Hand von Land und Bund keine Brücke in „nicht ausreichendem Zustand“. Aber: Die Unterführung Kriekhausen an der A 46 in Haan etwa erhält die Note 2,7, das bedeutet gerade mal ein „ausreichender Zustand“. Ihr wird eine Traglastklasse II bescheinigt, was bedeutet, dass sie den Anforderungen eigentlich nicht gerecht wird. Die Unterführungen Stropmütze an der A 46 werden mit 2,5 bewertet, was ebenfalls ein „ausreichender Zustand“ ist. Auch hier gilt Traglastklasse II. Etwas besser schneiden die Brücken Ellscheider Straße in Haan ab: Note 2,2 und 2,3, und damit ein „befriedigender Zustand“. Die Bahn-Brücke Brill in Haan wird nur mit 2,4 bewertet. Der Wirtschaftsweg Klophausen an der A 46 erhält zwar die Note 2,2, bei der Traglast jedoch eine V, und somit die schlechteste mögliche Note. Die Anschlussstelle Haan-West/Flurstraße ist mit 2,4 gerade noch befriedigend bewertet, Traglastklasse III.

Für die Planungsleistungen
fehlen die Fachkräfte

Im Bereich Hilden wird vom Land die Max-Planck-Straße/A3 geführt. Die drei Brücken wurden mit 1, 2,2 und 2,4 bewertet.

Viele Brücken, insbesondere in Westdeutschland, wurden in den Sechziger- und Siebzigerjahren gebaut. In den nächsten Jahren erreichen sie das natürliche Ende ihrer Nutzungsdauer. Vor allem aber waren sie nie auf die heutige Verkehrslast ausgelegt. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde Deutschland zum zentralen Transitland für den europäischen Warentransport. Der Lkw-Verkehr nahm deutlich zu.

Was tun? NRW-Verkehrsminister Krischer will zunächst abwarten, wie es zu dem Einsturz der Brücke in Dresden gekommen ist. Bisher habe er keine Anhaltspunkte dafür, dass das System nicht funktioniere, sagte er dem WDR. NRW-weit sind 188 Brücken an Landes-und Bundesstraßen wie die Carolabrücke mit 3,0 bewertet, dazu kommen viele mit noch schlechteren Noten.

Das Prüfsystem ist eigentlich ausgeklügelt, das Brückeneinstürze verhindern soll. Laut DIN 1076 müssen Brücken alle sechs Jahre eine Hauptprüfung durchlaufen. Dabei prüfen Ingenieure alle Bauteile von außen und vergeben anschließend die Zustandsnote. Vor einigen Jahren wurden zusätzlich die Traglastklassen eingeführt. Am Wissen um den schlechten Zustand der Bauwerke liegt es nicht, dass so wenig passiert. Sondern an zwei anderen Faktoren: Geld und Personal. Alle Brücken in einen guten Zustand zu versetzen, würde viele Milliarden Euro kosten. Und selbst wenn das Geld nächstes Jahr von der Politik bereitgestellt würde, könnte es nicht sofort ausgegeben werden. Für die Planungsleistungen fehlen die Fachkräfte. NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer hat angekündigt, dass in NRW 400 Brücken in den nächsten zehn Jahren saniert werden sollen oder Ersatzneubauten erhalten.