Wie geht es weiter mit der Fruhtrunk-Fassade? „Es wäre skandalös, dieses Gebäude abzureißen“

Düsseldorf · Das ehemalige FH-Audimax soll abgerissen werden und mit ihm ein Werk des Künstlers Günter Fruhtrunk. Der Widerstand dagegen wächst.

Der Künstler Günter Fruhtrunk gestaltete die Fassade des Audimax.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Hohe Betonplatten, darauf glasierte Keramikkacheln in Rot, Blau, Schwarz und Weiß, horizontal, vertikal oder diagonal. Es ist ein Kunstwerk, das wirkt, wenn man es umschreitet, wenn die Kacheln sich wie in einem Rhythmus zu bewegen scheinen. Und es ist ein Kunstwerk, das lange kaum jemand beachtet hat.

Nun blickt die Kunstwelt auf die Fassaden des Audimax der ehemaligen Fachhochschule. Diese gestaltete in den 60er-Jahren der Maler Günter Fruhtrunk. Da das Gebäude abgerissen werden soll, ist auch das Kunstwerk in Gefahr. Doch es werden immer mehr Stimmen laut, die einen Erhalt fordern. „Es wäre skandalös, dieses Gebäude abzureißen für eine Leerfläche“, sagte Jürgen Wiener. Der Kunsthistoriker und Professor an der Heinrich-Heine-Universität führte am Samstag um das Gebäude, das er als „aufregend“ bezeichnete, mit einer „einzigartigen Geschichte“. Zudem befinde sich hier ein „exzellenter Hörsaal“, für den etliche Nutzungsmöglichkeiten denkbar seien.

Es ist nicht nur eine Debatte über das Werk an den FH-Fassaden. Es ist eine Debatte über Kunst im Bau und im öffentlichen Raum. „Der Umgang mit Nachkriegsarchitektur ist fraglich“, sagte Wiener. Gebäude würden einfach abgerissen und Kunstwerke vernichtet.

„Dieses Kunstwerk steht für viele Weitere, die einfach geschreddert werden“, sagte Künstler Sebastian Freytag, der sich mit Kunst am Bau beschäftigt. „Das Problem ist: Unsere Wahrnehmung hat sich abgenutzt. Wir sehen die Werke nicht, obwohl sie riesig sind.“ Während des Studiums in Düsseldorf sei er ins Museum gegangen, um sich Arbeiten von Fruhtrunk anzuschauen, ohne zu wissen, dass er ständig an ihnen vorbeikam. Er schätzt, dass es alleine in NRW rund 10 000 Werke im öffentlichen Raum gibt, finanziert von Steuern, eine „riesige Sammlung, um die sich niemand kümmert, die keinen Kurator hat“, sagte Freytag. So würden immer wieder Gebäude abgerissen, ohne dass es einen Diskurs darüber gebe.

Das ist bei den Fruhtrunk-Fassaden in Düsseldorf nun anders. Die Pläne sehen zwar bislang vor, dass das frühere Audimax auf dem alten Hochschul-Campus an der Georg-Glock-Straße weichen muss. Mittlerweile gibt es aber einen Antrag auf die Anerkennung des Denkmalschutzes.

Das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland spricht sich für den Erhalt des Gebäudes aus und betrachtet es als ein „einzigartiges Baudenkmal“. Der Landschaftsverband hat darum Ende März den Denkmalwert festgestellt und eine Unterschutzstellung beantragt, bestätigte die Bezirksregierung. Die Bezirksregierung hat ein entsprechendes Verfahren eröffnet.

(veke)