100 Jahre Bienenzuchtverein Wenn der Bienenstock auf Wanderschaft geht

Unterrath · Vor 100 Jahren gründeten Unterrather einen Bienenzuchtverein. Aktuell gibt es 20 aktive Imker, die alljährlich Honig produzieren.

Ingo Dolle – hier mit einer seiner Bienenwaben – investiert viel Zeit in sein Hobby.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Nein, wirklich zufrieden ist Ingo Dolle mit der Ernte 2024 nicht. „Die Frühjahrsernte ist komplett ausgefallen. Es gab einfach zu viel Regen. Die Sommerernte war mäßig“, ärgert der Imker sich. „Die Linde hat zwar ganz gut geblüht und ihren Ertrag gebracht, aber im Jahresschnitt war die Honigerente unterdurchschnittlich“, meint er.

Und doch gibt es für Dolle und seine Imker-Kameraden etwas zu feiern. Der Bienenzuchtverein Unterrath, den Dolle als Vorsitzender leitet, ist im Jahr 1924 gegründet worden und damit 100 Jahre alt. „An der Arbeit eines Imkers hat sich seit der Zeit vor 100 Jahren und viel weiter davor kaum etwas geändert“, verrät Dolle, der auch anerkannter Bienensachverständiger ist. „Imker gibt es bereits seit Jahrhunderten und wir machen es nicht viel anders als unsere Vorfahren.“

Weil das Gründungsprotokoll des Bienenzuchtvereins sämtliche Wirren, Widrigkeiten und Katastrophen der letzten zehn Dekaden unbeschadet überstanden hat und immer noch im Besitz des Bienenzuchtvereins ist, wissen die 30 Mitglieder ganz genau, wann die Sektkorken knallen müssen. „Protokoll der ersten Sitzung am 23. Okt. 1924 abends 8 Uhr in der Restauration Leven“, steht in dem alten Dokument. „I. Herr Rektor Jürgens eröffnete die Sitzung um 8 ¼ Uhr abends und legte mit kurzen Worten dar, dass es wünschenswert sei, hier in Unterrath einen selbstständigen Bienenzuchtverein zu gründen. Alle Anwesenden waren mit ihm eines Sinnes und so wurde denn einstimmig beschlossen, einen Bienenzuchtverein ... zu gründen.“

Von den aktuell 30 Mitgliedern sind 20 als Imker aktiv. Sie haben ihre insgesamt 130 bis 140 Bienenstöcke nicht nur in Unterrath stehen, sondern gehen auch regelmäßig mit ihren Völkern auf „Wanderschaft“. Das passiert immer dann, wenn die Imker sortenreinen Honig herstellen möchten. Naturbelassen, also ohne zusätzlichen Zucker und nicht aus den Ernten verschiedener honigproduzierender Länder gemischt, wie es häufig bei Supermarkthonigen der Fall ist, sind die Unterrather Honige ohnehin. „Auf Wanderschaft zu gehen, heißt, dass wir die Bienenvölker beispielsweise in einem Rapsfeld aufstellen, wenn wir Rapshonig ernten wollen“, erläutert Dolle. „Weil es dort ein großes Nahrungsangebot für die Bienen gibt, brauchen sie auch nicht weit zu fliegen, um Pollen und Nektar zu sammeln.

Honigbienen entfernen sich maximal 800 Meter vom Stock, reduzieren diese Distanz aber auch, bei guter Pollen- und Nektarversorgung in der Nähe.“ Dolle selbst ist seit 1991 Imker, seit zwölf Jahren im Vereinsvorstand und pflegt aktuell acht Bienenvölker, zu denen jeweils 40 000 bis 50 000 Bienen gehören. Sechs seiner Bienenstöcke stehen in seiner Parzelle der Kleingartenanlage auf dem Damm, zwei weitere im Aaper Wald.

Beim Imkern kommt es
nicht auf das Geld an

In durchschnittlichen Erntejahren kommen pro Bienenstock 25 Kilo Honig zusammen. Jedes als Imker aktive Vereinsmitglied hat vom Deutschen Imkerbund eine Kontroll-Nummer erhalten, die auf den Honiggläsern, sofern sie in den Verkauf geraten, vermerkt sein muss.

Dolle verkauft seinen Honig in 500-Gramm-Gläsern zu sieben bis acht Euro pro Glas „Reich wird man damit nicht. Das deckt gerade so die Kosten, die man für Strom, Futter, Medikamente, neue Stöcke und eventuell neue Bienen aufwenden muss“, erläutert Dolle.

Von der Arbeit, die auch im Herbst und Winter nicht aufhört, weil in dieser Zeit die Bienen mit ungefähr zwölf Kilogramm Zucker durchgefüttert werden müssen, will Dolle gar nicht reden. „Es ist ein Hobby, wie viele andere auch“, meint er Vorsitzende, der als Gärtner seinen Lebensunterhalt verdient. Mir macht es Spaß.“

Der Bienenzuchtverein Unterrath hat das bessere Wetter im September genutzt und anlässlich des Jubiläums schon eine Schiffstour auf dem Rhein gemacht. Gut möglich, dass dennoch am 23. Oktober um Viertel nach acht eine Sektflasche geköpft wird.

(tino)