Gemeinsam für das Ittertal
Eine Solinger Initiative fordert konsequent Naturschutz statt weitere Gewerbegebiete. „Lebenswertes Haan“ ist mit dabei.
Haan/ Solingen. Dass Verkehrsprobleme Solingens auf absehbare Zeit Haan mit betreffen, das musste der Solinger CDU-Politiker Waldemar Gluch am Dienstagabend erneut bestätigen: „Wir müssen immer über anderes Gebiet, um zu einer Autobahn zu kommen — sei es in Langenfeld, Witzhelden oder Haan.“ Zur Podiumsdiskussion einer Runde aus Solinger Planungspolitikern um künftige Gewerbegebiete hatte die Solinger Bürgerinitiative „Rettet das Ittertal“ eingeladen.
Mitglieder des Vereins „Lebenswertes Haan“ waren in der Gaststätte Heidberger Mühle im Publikum — und beteiligten sich ausgiebig an der Debatte. „Unsere Stadt ist durch den Transitverkehr jetzt schon absolut überlastet“, sagte der Vorsitzende Wolfgang Platte.
Die Solinger Initiative hatte zum Treffen an der Stadtgrenze eingeladen, um in der derzeitigen Diskussion um einen neuen Regionalplan der Bezirksregierung zu verdeutlichen: Das grüne Band entlang der Itter zwischen Haan und Solingen bietet wichtige Lebensräume für Hirschkäfer und Sumpfdotterblumen, bringt Frischluft in die Städte und ermöglicht Erholung. Der Geschäftsführer der Biologischen Station Mittlere Wupper, Jan Boomers, erläuterte als Gastredner diese Punkte.
Solinger Bürger kritisierten massiv Verwaltung und Wirtschaftsförderung ihrer Stadt. „Die Verwaltung schafft es doch nicht mal, am Monhofer Feld die Zufahrt für Laster zu regeln“, hielt ein Besucher dem Podium entgegen. Am Rand von Solingen-Ohligs hatte sich zu Wochenbeginn ein Lkw in einer engen Hofschaft festgefahren. Ein Beispiel sei das für mangelnde Weitsicht. Rund 120 Gäste applaudierten.
Besucher Hans-Jürgen Wolff merkte an: „Die Verwaltung argumentiert überall gleich. ‘Arbeitslosigkeit’ und ‘Flächenbedarf’ werden als Stichworte einfach in die Debatte geworfen.“ Die Fakten sollten stattdessen klar genannt werden.
Gluch zitierte Berechnungen, nach denen Solingen derzeit nur zehn Hektar (100 000 Quadratmeter) an Gewerbefläche vermarkten könnte. Ihm sei Naturschutz wichtig, aber ein gewisser Flächenvorrat werde gebraucht. „Die Wirtschaftsförderung weiß zu wenig“, kritisierte Dietmar Gaida von den Solinger Grünen.
Von Gewerbe frei werdende Flächen würden als Wohnfläche oder für Discounter genutzt. Die Nachfrage nach neuen Gewerbeflächen sei deshalb kritisch zu sehen, forderte das Mitglied der Grünen.
Im Gespräch zu bleiben — das haben am Dienstagabend bei der Podiumsdiskussion schließlich alle Seiten zugesichert. „Uns geht es nicht nur um den Verkehr, sondern um die Lebenssituation in Haan insgesamt“, erläuterte Platte. Die Bezeichnung Gartenstadt Haan stehe für einen gewissen Anspruch.