Gruiten: Brandschutz stört Unterricht
Leiter Ernst Schlaich sieht die pädagogische Arbeit an seiner Schule gefährdet, weil er unter anderem die Flure nicht mehr nutzen darf.
Gruiten. Das Klavier, das seit Jahren im Treppenhaus der Grundschule Gruiten steht, darf dort nicht länger bleiben. Auch die Litfaßsäule muss aus dem Eingangsbereich verschwinden, und die Bilder müssen von den Wänden. „Unsere Holzschränke, die in den Fluren stehen, müssen wir durch Stahlschränke ersetzen und die Schirmständer an der Wand befestigen“, sagt Schulleiter Ernst Schlaich und schüttelt den Kopf. Mit Hilfe des Hausmeisters muss er für das Einhalten der Brandschutzmaßnahmen sorgen. Und er betont: „Die Sicherheit der Kinder hat allerhöchste Priorität.“
Am 6. Mai hat eine große Begehung der Schule mit verschiedenen Verantwortlichen stattgefunden. Mit dem Ergebnis, dass die Grundschule eine Reihe von Mängeln und Hindernissen beseitigen muss — vor allem in den Fluren, die auch Brandwege sind. Die Garderoben beispielsweise dürfen bleiben, allerdings darf keine Jacke auf den Boden fallen. Bilder, die in zwei Meter Höhe darüber hängen, müssen abgenommen werden.
„Unser pädagogischer Auftrag wird dadurch in bestimmten Bereichen nahezu unmöglich gemacht“, sagt Schlaich. Besonders in älteren Schulen könne der nicht mehr erfüllt werden. Er wolle keine Personen angreifen oder die Stadt kritisieren, aber grundsätzlich auf das Problem aufmerksam machen, das auch andere Schulleiter in der Stadt haben und bemängeln.
„Die Schule soll nicht nur Lernort, sondern auch Erfahrungs- und Lebensraum sein“, sagt Schlaich. Von dem Gebäude solle eine gewisse Atmosphäre ausgehen. Dazu würden auch Bilder und Kunstwerke der Schüler gehören, die nicht nur die Klassenzimmer, sondern eben auch die Flure der Schule zieren sollen. „Wir stellen dort Unterrichtsergebnisse aus. Und die Kinder sind stolz auf das, was sie geleistet haben.“ Wenn alles von den Wänden muss, sei das nicht mehr möglich.
Gleiches gelte für die individuelle Förderung der Kinder. „Dafür sind freie und offene Arbeitsformen erforderlich“, sagt Schlaich. Die Kinder arbeiten beispielsweise an Stationen, dafür werden auch die Flure genutzt. „Wir stellen die Tische raus und bieten dort das Arbeitsmaterial an. Wenn wir die Flure nicht mehr nutzen dürfen, wissen wir nicht, wie wir das machen sollen, ohne gegen die Vorschriften zu verstoßen“, sagt Schlaich
Das Dilemma sei, dass es keine Diskussionen mit den Verantwortlichen gebe. Vielmehr wurde der Stadt nicht nur eine Frist zur Umsetzung der Brandschutzmaßnahmen gesetzt, sondern auch mit Bußgeldern gedroht — im Einzelfall können das bis zu 500 Euro sein.
Gleichzeitig habe das Schulverwaltungsamt Stahlschränke und Bilderrahmen mit bruchsicherem Glas bestellt, die in den Fluren aufgehängt werden dürfen. „In diesem Jahr müssen wir dafür mit dem Geld auskommen, das uns zur Verfügung steht“, sagt Astrid Ruschke-Schwinghammer, Leiterin des Schulverwaltungsamtes. Wie viel Geld im kommenden Jahr für die Ausstattung der Schulen benötigt werde, konnte sie noch nicht sagen.