Haan Das neue Gymnasium nimmt den Betrieb auf

Haan. · Wo künftig Lachen, Toben und konzentriertes Lernen die Räume füllen werden, herrscht derzeit noch Stille. Das Gebäude wird in dieser Woche eröffnet. Schulleiterin Friederike von Wiser zeigt ihre Schule, noch ohne Schüler.

 Dieses beeindruckende Bild des Neubaus an der Adlerstraße bietet sich aus der Luft. Das Gebäude bietet Platz für rund 840 Schüler und etwa 100 Mitarbeiter.

Dieses beeindruckende Bild des Neubaus an der Adlerstraße bietet sich aus der Luft. Das Gebäude bietet Platz für rund 840 Schüler und etwa 100 Mitarbeiter.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Die Pausenhalle ist ihr ganzer Stolz. Obwohl, eigentlich stimmt das nicht ganz. Denn jeder Raum im neuen Schulgebäude hat absolut seinen Reiz, es gibt viele Lieblingsplätze für Schulleiterin Friederike von Wiser – und mit Sicherheit auch für die Schüler, für die jetzt das neue Schuljahr beginnt. Noch liegt das neue Gymnasium still und leer da. In der großen Eingangshalle wimmelt es noch nicht vor Schülern, lediglich zwei Damen sind da, die den Boden blitzblank wischen. Die Podeste der Pausenhalle sind leer, nur ein Putztuch liegt einsam. In der Mensa gibt es noch keine Speisen und Getränke für mehr als 800 Schüler, sondern bisher einzig zwei Limo-Flaschen der Bauarbeiter. Jeden einzelnen von ihnen begrüßt Friederike von Wisen herzlich: „Wir kennen uns ja jetzt auch schon ­monatelang.“

Viel Licht, viel Raum und eine tolle Architektur, die aber dennoch praxisnah für den Schulalltag geplant wurde, prägen das Gebäude. Reizvoll in den Hang gebaut, fügt es sich in die Umgebung ein, die verschiedenen Innenhöfe geben den Blick auf die oberen Geschosse frei. Die große Aula, edel in dunklen Tönen und mit rotem Vorhang und ebensolchen Stuhlkissen ausgestattet, gleicht eher einem Konzertsaal. Noch diente sie keiner Veranstaltung, sondern erst einmal einer Schulung mit Feuerwehr und Polizei. Im Selbstlernzentrum, sehr modern und stilvoll eingerichtet, warten die Computer noch stumm auf ihre Nutzung wie die reich ausgestatteten Chemie- und Physikräume, die wie Forschungslabore wirken. Gefüllt sind derzeit nur die Büros, in denen das Leitungsteam der Schule schon seine Arbeit aufgenommen hat. „Der erste Gang durch die neue Schule mit meinen Kollegen war sehr bewegend. Es herrschte ehrfürchtiges Staunen.“

Acht Jahre hat die Planung für die neue Schule gedauert, acht Jahre, in denen Friederike von Wiser sich mit einer Planungsgruppe aus weiteren Kollegen einmal in der Woche zu mehrstündigen Sitzungen traf. Denn: Die Schulleiterin und das Lehrerkollegium durften mitentscheiden, wie die neue Schule aussehen soll, und welche Elemente und Gebäudeteile es geben wird. „Das ist einfach großartig“, sagt Friederike von Wiser, während sie voller Energie Raum für Raum zeigt, obgleich es sehr heiß ist, sie eigentlich noch vieles andere zu tun hätte und ja auch bereits einen langen Weg bis kurz vor der Neueröffnung hinter sich hat. Verflogen scheint die lange und teils auch wechselvolle Zeit der Planung. Verflogen auch die viele, viele Arbeit, in diesem Jahr beispielsweise seit März komplett ohne Pause, geschweige denn Sommerferien. Freudestrahlend breitet von Wiser die Arme aus, als sie die riesige Pausenhalle präsentiert, schick und blau, mit Podesten, auf denen die Kinder und Jugendlichen sich aufhalten können. „Ach, der Kicker ist da“, freut sich die Direktorin, angesichts des riesigen Projektes eine Kleinigkeit, für sie aber ebenso wichtig wie der „Raum der Stille“, in den sich die Schüler und Lehrer zurückziehen können.

Viele Möglichkeiten zu Begegnung und Gespräch im Gebäude

 Schulleiterin Friederike von Wiser präsentiert die Pausenhalle des neuen Gymnasiums.

Schulleiterin Friederike von Wiser präsentiert die Pausenhalle des neuen Gymnasiums.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Überhaupt ist in jedem Raum zu spüren, wie viele Gedanken sich die Planer, sei es die Schulleitung, die Lehrer oder aber auch die Stadt mit Sabine Franz und Katja Sann gemacht haben, über die Schüler und die Lehrer und damit diejenigen, die das Gebäude mit Leben füllen werden. Denn, das betont von Wiser bei aller Vorfreude auf die Eröffnung dieser wunderschönen neuen Schule, das Wichtigste, das sei niemals ein Gebäude, das seien immer die Menschen. Deshalb bietet die Schule vor allem eines: Viele Möglichkeiten zu Begegnung, zum Gespräch. Auf den Fluren gibt es Nischen mit Tischen und Stühlen, das Lehrerzimmer ist geplant wie eine Lounge, Bibliothek und Selbstlernzentrum sind mit muschelartigen Sofas ausgestattet, es gibt zahlreiche Besprechungsräume und viel Platz für Aktivitäten wie Vorlesewettbewerb, Projektarbeit und „Jugend debattiert.“

Die immense Bedeutung des Neubaus für Haan betont Friederike von Wiser mehrfach. „Ein solches Gebäude mit einer solchen Ausstattung wäre für jede Stadt eine Sensation. Für eine Kleinstadt wie Haan ist sie das umso mehr.“ Gezittert hat sie, als während der Planungsphase die Umstellung von G 9 auf G 8 kam. „Ich wusste, dafür haben wir nicht genug Platz.“ Völlig unbürokratisch sei dann eine halbe Etage oben drauf geplant worden – ebenso, wie viele weitere Wünsche des Kollegiums umgesetzt wurden, und für die die kluge Planung von Katja Sann, Projektleiterin im Gebäudemanagement, sowie die kreativen Ideen von Sabine Franz aus dem Schulamt die Voraussetzungen schafften, sie ergänzten oder optimierten.

Unabhängig von Corona plante von Wiser bereits vor einem Jahr, dass die Mädchen und Jungen ihre neue Bleibe nicht alle auf einmal stürmen, sondern jahrgangs-/klassenweise in Ruhe kennenlernen sollen. Am Mittwoch, 12. August, starten die Fünft- und Sechstklässler, einen Tag später alle anderen. Mit hübschen Schildern, auf denen „6 c“ oder „7 a“ steht und die an das wohlige Willkommensgefühl erinnern, wenn einen nach einer langen Urlaubsreise am Ziel jemand erwartet, werden die Klassen begrüßt und einzeln die breite Tür durchschreiten.