Haaner Tafel - Engagement ohne Aufsehen
Marion Beckershoff gründete die Haaner Tafel und ist bis heute für das Projekt verantwortlich. Sie arbeitet bescheiden im Hintergrund.
Haan. Die Haaner Tafel ist stadtbekannt. Eng verknüpft ist dieses Projekt mit Marion Beckershoff. Sie hat das gemeinnützige Hilfsprojekt 2006 in Haan gegründet und ist bis heute maßgeblich für sie verantwortlich. Dass das nur wenige wissen, liegt an der Haanerin, die viel zu bescheiden ist, als ihre Verdienste an die sprichwörtliche große Glocke zu hängen.
Mit der Bedürftigkeit kennt sich die 53-jährige seit vielen Jahren durch ihre Arbeit beim Sozialdienst katholischer Frauen und Männer (SKFM) aus. „Aus Nichts etwas zu machen“ ist ihr tägliches Handwerkszeug. Denn wie so oft fehlt es nicht an ambitionierten Helfern, sondern eigentlich immer am Geld.
Unermüdlich weiter zu machen, dazu findet sie die Kraft in ihrem Glauben. Liturgie, Verkündigung und karitative Arbeit sind die drei Säulen des christlichen Glaubens. Auch darum macht sie kein Spektakel. Wenn sie über ihre Aufgaben spricht, tut sie das vollkommen unprätentiös.
„Dankbarkeit ist das Gedächtnis des Herzens“, beantwortet sie die Frage, wie die Resonanz auf ihr Engagement ist. „Und ich liebe Menschen.“ Amstatt zu erklären, nutzt sie ihre Energie lieber zielorientiert für die, „die am Rande der Gesellschaft leben.“ „Grundsätzlich unterstützt die Tafel ein System, das nicht mehr funktioniert“, formuliert sie ihre Kritik an den gesellschaftlichen Ist-Zuständen.
Die Zahl der Bedürftigen steige, auffällig sei die wachsende Zahl alleinerziehender Mütter. „Der Begriff der sozialen Armut muss neu definiert werden. Das hat doch lange nichts mehr mit dem zu tun, was Armut nach dem Krieg gewesen ist.“
Tafel-Kunden fehle die soziale Teilhabe. „Essen zu müssen, was es bei der Tafel gibt, sich nicht mal einen Kaffee auf dem Markt, einen Kino- oder Friseurbesuch leisten zu können, das ist der Alltag unserer Klientel.“ Oft sei Arbeitslosigkeit der Einstieg in den sozialen Abstieg und der Beginn einer Abwärtsspirale, die nicht selten zu totaler Vereinsamung führt.
„Darüber muss gesprochen werden“, fordert Marion Beckershoff. Podiumsdiskussionen wie die vom Jahresbeginn ordnet sie als „wichtige Impulsgeber“ ein. Im Januar diskutierten unter anderem der Soziologe Herbert Grymer, die christliche Gesellschaftslehrende Ursula Nothelle-Wildfeuer, Bürgermeister Knut vom Bovert und Sparkassenchef Peter Vogel unter der Überschrift „Wenn genug zu wenig ist, dann ist nichts genug“ die gegenwärtige Situation.
„Da muss weitergemacht werden“, fordert Marion Beckershoff. „Was heißt soziale Teilhabe, und was kann ich dafür tun, auch anderen eine Chance zu geben?“ Diesen Prozess möchte sie weiter anstoßen, um noch mehr Menschen zu sensibilisieren.