Verkehr in Hilden Warnung vor dem Verkehrsinfarkt
Hilden · Wütende Autofahrer, genervte Anwohner. Die dicke Luft über der Südstraße stammt nicht nur von den Abgasen der Kraftfahrzeuge. Das Verkehrsaufkommen ist hier zu hoch, findet FDP-Ratsherr Rudolf Joseph.
Die Situation bleibt angespannt: Aufgrund der Baustelle an der Richrather Straße weicht der Verkehr auf umliegende Wege aus, die für ein erhöhtes Aufkommen augenscheinlich nicht geeignet sind. Ratsherr Rudolf Joseph (FDP) wies in der Sitzung des Hauptausschusses in dieser Woche darauf hin, dass vor allem Menschen, die an der Südstraße wohnen, genervt seien.
Auf Nachfrage beschreibt der Unternehmer, der ein Büro dort bezogen hat, was sich vor dem Fenster in unschöner Regelmäßigkeit abspielt, wenn sich Autos hier begegnen, aber nicht aneinander vorbeikommen: „Was ich hier erlebe, ist teilweise unglaublich: Die Autofahrer werden ja schon handgreiflich.“ Seine Nachbarn kämen regelmäßig bei ihm vorbei und beklagten die Situation. Allein schon der Lärm durch den Verkehr belaste sie, sagt Joseph.
Um die Ecke findet sich gleich das nächste Problem: Die Hagelkreuzstraße, die nur für Anlieger freigegeben wird und als Fahrradstraße ausgewiesen ist, wird in hoher Zahl von Fahrzeugen mit auswärtigen Kennzeichen befahren, die vermutlich nur das „Anliegen“ haben, die Baustelle auf der Richrather Straße zu umgehen. Im Hauptausschuss wurden Kontrollen durch die Polizei angesprochen. Wann und wie oft diese durchgeführt werden, darauf hat die Stadt offensichtlich keinen Einfluss. Joseph hätte eine andere Lösung bevorzugt: Statt der Kontrollen wäre es aus seiner Sicht ratsam gewesen, für die Zeit der Baumaßnahme die Hagelkreuzstraße temporär nicht nur für Anlieger freizugeben.
Sollte es „keine bösen Überraschungen“ geben, so Baudezernent Peter Stuhlträger im Ausschuss, dann werde die Baumaßnahme im Oktober abgeschlossen sein. Man sei im Zeitplan, stellte er bei der Sitzung im Bürgerhaus fest.
Joseph glaubt nicht, dass sich die Situation danach deutlich entspannen würde. Er geht davon aus, dass vor allem der Verkehr, der zwischen Düsseldorf und Solingen durch Hilden fährt, zu Zeiten mit hohem Verkehrsaufkommen Routen durch die Wohngebiete südlich des Zentrums wählt.
Rudolf Joseph fordert
ein Verkehrsmodell für Hilden
Deshalb fordert er ein Verkehrsmodell. „So können wir simulieren, wie Fahrzeuge fahren würden, wenn Umgebungsstraßen ausgebaut würden.“ Nach wie vor plädiert er für den Südring, der in den Sechzigerjahren geplant gewesen sei, dann aber verworfen wurde. Er geht davon aus, dass mit dem Bau vor allem die Richrather Straße, aber auch das übrige Stadtgebiet entlastet werden könnte. Das sei auch für die anderen großen Wege durch die Stadt von Bedeutung. Das Verkehrsaufkommen auf der Hochdahler Straße, der Gerresheimer Straße und der Walder Straße sei deutlich zu hoch. Zudem seien die Ampeln so geschaltet, dass kaum ein Verkehrsfluss aufkommen könne. Joseph: „Warum funktioniert das in anderen Städten?“
Die Verkehrsplanung, die stamme jedenfalls aus den Sechzigerjahren und die sei völlig überholt, findet Joseph. Zwar habe man damals für die Zukunft steigendes Verkehrsaufkommen erwartet, die Entwicklung der folgenden Jahrzehnte aber doch kolossal unterschätzt.
Auch die Effizienz kleinerer Maßnahmen könnte im Verkehrsmodell durchgespielt werden. Ein Beispiel: Würde die Heiligenstraße zur Einbahnstraße, dann würde der Verkehr, der auf der Kirchhofstraße in Richtung Norden unterwegs ist, bei einem Rückstau nicht mehr über diesen Weg ausweichen, vermutet Joseph. Seiner Erfahrung nach löse sich dieser Rückstau ohnehin auf Höhe der Polizeiwache schnell wieder auf. Autofahrer würden das spätestens hier erkennen und kein zweites Ausweichmanöver über die Kolpingstraße wagen. Das Modell dürfte genau das simulieren, so seine Erwartung.
Vor allem im Herbst sei das Verkehrsaufkommen auf den Straßen hoch, hat der FDP-Politiker beobachtet. Sollte es auf der Richrather Straße also doch eine böse Überraschung geben, würde sich die Situation womöglich weiter zuspitzen. Auch ohne scheint die Situation brisant zu sein. „Wir haben einen Verkehrsinfarkt in Hilden, den keiner wahrnehmen möchte.“