Politik in Hilden Warum Hilden keinen Europaplatz bekommt

Hilden · Die Chancen auf einen „Europaplatz“ am Bahnhof stehen offensichtlich schlecht. Im Stadtentwicklungsausschuss kamen viele Gründe dagegen auf den Tisch. Auch der Zustand des Bahnhofes war ein Thema.

Nach der Abstimmung im Ausschuss zeichnet sich ab, dass der Bahnhofsvorplatz nicht zum Europaplatz wird.

Nach der Abstimmung im Ausschuss zeichnet sich ab, dass der Bahnhofsvorplatz nicht zum Europaplatz wird.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

In der Einwohnerfragestunde des Stadtentwicklungsausschusses war die Rede von einer Tropfsteinhöhle: In der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am 31. Januar machte ein Bürger auf den schlechten Zustand des Fußgängertunnels am Bahnhof Hilden aufmerksam. In der Antwort des Beigeordneten Peter Stuhlträger wurde deutlich, dass der Stadt Hilden hier die Hände gebunden seien. Der Grund: Der Bereich gehört zum Hoheitsgebiet der Deutschen Bahn.

Die Stadt Hilden zahle zwar für die Reinigung des Tunnels, habe jedoch keine Handhabe, die Bahn zu Erneuerungen der Anlage zu drängen. Hand angelegt wird dennoch: In wenigen Wochen, Stuhlträger nennt den Zeitraum Ende Februar bis Anfang April, soll die Beleuchtung ausgetauscht werden. LED-Lampen seien resistenter gegen Feuchtigkeit als die bisher verwendete Neontechnik. Dass der Austausch bisher noch nicht geschehen sei, liege, so erklärte Stuhlträger im Ausschuss, an Lieferschwierigkeiten. Grundsätzlich sei es ein Problem, dass Nässe aus dem Gleiskörper nach unten in den Baukörper sickere. Das Problem grundlegend zu beheben, sei Aufgabe der Bahn und liege nicht in der Entscheidungsgewalt der Stadt, erklärte Stuhlträger.

Eine besondere Note bekam der Hinweis auf den schlechten Zustand des Tunnels, weil kurz darauf unter Tagesordnungspunkt 2.7 über einen möglichen Europaplatz vor dem Bahnhof diskutiert wurde. Vorne ein repräsentativer Bereich, wenige Meter weiter in Richtung Gleise das genaue Gegenteil? Tatsächlich überzeugte der Antrag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen zur Umbenennung des Bahnhofvorplatzes die Mehrheit des Gremiums nicht. Ludger Reffgen (Bürgeraktion) sprach von reiner Symbolpolitik. Zu den Kosten in Höhe von 3600 Euro für einen neuen Katastereintrag würden weitere Ausgaben kommen, die sich auf bis zu 10.000 Euro summieren könnten. „Meine Fraktion hat für derartige Ausgaben kein Verständnis.“ Kevin Buchner erklärte, dass in der SPD über den Vorschlag kontrovers diskutiert worden sei. Seine Fraktion wolle sich lieber der CDU anschließen, die sich für eine Europawiese am neugestalten Holterhöfchen ausspricht. Am neuen Bildungscampus könne man dem Europa-Gedanken jedenfalls näher kommen als am Bahnhof.

Rudolf Joseph brachte eine grundsätzliche Frage ins Spiel: Verfügt Hilden überhaupt über einen geeigneten Standort für einen Europaplatz als einen Ort der Begegnung? Ein solcher Ort wäre eher der Ellen-Wiederhold-Platz im Stadtzentrum. Dass Hilden das Andenken an die ehemalige Bürgermeisterin durch eine Umbenennung beschädigen könnte, ist schier undenkbar. Diskutiert wurde über diese Möglichkeit im Ausschuss folgerichtig keine Sekunde. Und dann sprach Joseph auch die Frage nach den Kosten vor dem Hintergrund an, dass noch vor wenigen Wochen im Rat und in den Ausschüssen über dreistellige Beträge im Haushalt 2024 diskutiert worden war und zitierte Peter Groß von der CDU: „Wir müssen aufhören, neue Ausgaben zu erfinden.“

Die Beratungsfolge über diesen Antrag sieht vor, dass der Rat der Stadt Hilden in seiner Sitzung am 13. März eine Entscheidung treffen wird. Das Abstimmungsergebnis am vergangenen Mittwoch gibt die Richtung vor: 4 Mitglieder des Ausschusses stimmten für den Antrag der Grünen, 16 sprachen sich dagegen aus. Letztendlich könne ihre Partei damit leben, sollte der Bahnhofsvorplatz nicht zum Europlatz werden. „Wichtig ist es, ein Zeichen für Europa zu setzen“, erklärte sie. Und dieses Zeichen wird womöglich mit der Europawiese am umgebauten Holterhöfchen gesetzt. Ein entsprechender Antrag der CDU fand im Ausschuss eine Mehrheit: 13 Mitglieder stimmten dafür und 3 dagegen. Die Fraktion der Grünen enthielt sich.