Jam-Sessions beflügeln die Musikerherzen
Der Rockin’ Rooster Club bietet eine offene Bühne an.
Haan. Mehrmals im Jahr bietet der Rockin’ Rooster Club Musikern die Möglichkeit, spontan miteinander die Bühne zu rocken. Diese Jam-Sessions auf hohem Niveau sind beliebt, denn das gemeinsame Improvisieren verspricht Musikern und Zuschauern vor allem eins: die Magie des Augenblicks. Alle zwei Monate gönnt sich Jürgen Borchert mal so richtig was: der 54-jährige Keyboarder lässt sich mit dem Taxi von Remscheid nach Haan fahren und später zurückbringen. Dazwischen liegen einige Stunden, prall gefüllt mit dem, was den Inhaber einer Eventagentur mit purem Glück und Lebensfreude durchflutet: Livemusik vom Allerfeinsten, angereichert mit seinem eigenen musikalischen Können.
„Wir haben bei uns in der Gegend keinerlei vergleichbaren Clubs, hier treffe ich auf Gleichgesinnte, die genauso viel Leidenschaft mitbringen.“ Borchert ist einer von rund 30 Musikern, die an diesem Abend zum Jammen zusammenkommen: manche kennen sich, andere sehen sich das erste Mal. „Das ist unvergleichlich, mit fremden Musikern ohne Absprachen zu spielen, einfach das Ding fließen zu lassen. Es entsteht ein ganz spontaner individueller Flow, das ist der Reiz des Unbekannten, Neuen, absolut großartig“, schwärmt Schlagzeuger Daniel. Mit 20 Jahren liegt er weit unter dem Altersdurchschnitt.
Die meisten sind zwischen 40 und 60. Für den Hildener kein Problem. „Musik ist eine Sprache, die uns alle verbindet“. Auf der Bühne wechseln die Musiker. „Noch ein spielfreudiger Gitarrist anwesend?“, fragt ein Bassist ins Publikum. „Hier, hier, hier“, rufen einige Zuschauer an einem Stehtisch und zeigen auf ihren Kumpel. Mit einem vielfachen Schulterklopfen lässt der sich nicht lumpen, packt die bereitstehende Gitarre, stimmt kurz die Saiten und setzt dann in den funkig angehauchten Bluesrock-Rhythmus von Schlagzeug und Bass problemlos ein. Es ist nicht nur die hochkarätige Spielkunst, die die Jamsession für Zuschauer und Musiker zu einem ganz besonderen Erlebnis macht. Viel mehr trägt dazu bei: das gemütliche Ambiente des kleines Clubs, die puristische, liebevolle Ausstattung mit Kronleuchtern und Discokugeln an der Decke. Vor allem aber ist es das Wir-Gefühl. „Jammen ist quasi eine der Königsdisziplinen beim Musizieren“, sagt Nils „Natty“ Wendler aus Erkrath, selbst Schlagzeuger und Sänger.
„Es gibt unzählige Musiker, die ein Hochschulstudium haben und perfekte Töne spielen, die aber nicht improvisieren können. Improvisieren heißt auch, sich auf die anderen zu konzentrieren, Augenkontakt zu halten, loslassen zu können vom Kalkulierbaren und vielleicht auch mal den Mut zur Blamage zu haben.“ Hans-Dieter (61) hält bei dieser siebten Jamsession seine Begeisterung nicht für sich. „Ist das fantastisch“, ruft der Haaner gegen den Sound an und ist vor allem verzaubert von einer schrillen, russischen Geigerin. dani