Jazznight begeistert die Kenner der Szene
Fasziniert zeigten sich Gäste von der International Jazznight — dem Höhepunkt des Festivals.
Hilden. Es wird dunkel in der Hildener Stadthalle. Ruhe kehrt ein auf den voll besetzten Rängen. Die Bühne leuchtet in tiefen Blau. Dann, langsam, erscheinen die drei Musiker in goldenem Licht. Manu Katché lässt den ersten Trommelschlag ertönen, Jim Grandcamp die ersten Gitarrenriffs. Dann schlägt Jérome Ragard den Bass an, und los geht es mit dem zweiten Konzert der „International Jazznight“, die am Samstagabend rund 700 Besucher in die Stadthalle lockte.
Schon an den Türen verkünden Schilder, dass die Jazznight „ausverkauft“ ist. Kein Wunder, haben Peter Baumgärtner und Uwe Muth auch für diesen Höhepunkt der 22. Hildener Jazztage wieder strahlende Sterne am Jazzhimmel gewinnen können — wie eben Manu Katché, der bereits mit Peter Gabriel, Tears for Fears, Sting oder Tracy Chapmann gespielt hat.
Der Abend begann jedoch mit einem weiteren musikalischen Höhepunkt, den das „Kinga-Glyk-Quartett“ bot, eine polnische Jazzband. „Den Kontakt hat das polnische Institut in Düsseldorf hergestellt“, verrät Jörg Schwarz, Pressesprecher der Jazztage. So waren auch Vertreter des Instituts sowie der polnische Konsul nach Hilden gekommen, um das Konzert mitzuerleben.
Das Quartett mit der erst 19-jährigen Kinga Glyk am Bass — sie ist die derzeit größte Jazz-Sensation auch in den sozialen Netzwerken — begeisterte das Publikum. Ihre Karriere, die Kinga im Alter von zwölf Jahren begann, hat sie ihrem Vater Irek Glyk zu verdanken. Er begleitete seine Tochter in Hilden am Schlagzeug. Ebenfalls mit dabei: Andrzej Gondek an der Gitarre und Piotr Matusik am Klavier.
„Auf einer Skala von eins bis zehn ganz oben“, so gut sei die Qualität der Musiker, schwärmte Zuhörer Georg Debus. „Da war für jeden etwas dabei — ein bisschen Blues, ein bisschen Funk, ein bisschen rockig“, zählte er auf. Auch Miles Davis sei mit eingeflossen. Georg Debus ist selbst Musiker, spielt Schlagzeug und Keyboard. Er war mit seiner Freundin aus Wuppertal zur Jazznight gekommen. „Ich besuche seit den 1980er Jahren Festivals“, erzählte er. Und seitdem steht er auch auf Jazz mit Bass-Betonung. Die ganz Großen habe er schon gesehen. „Ich hatte das Glück, Miles Davis zweimal zu hören“, erzählte er. Und nun nutze er die Gelegenheit, auch Manu Katché zu erleben, den er bisher immer verpasst habe. Der Ausnahme-Drummer Manu Katché war das erste Mal in Hilden. Auf die Frage, vor dem Konzert gestellt, ob er schon etwas von der Stadt gesehen habe, schüttelte er den Kopf, versicherte aber, dass er einen kleinen Spaziergang machen wolle. Dann zog er sich zurück, um sich auf seinen Auftritt zu konzentrieren.
Peter Baumgärtner, künstlerischer Leiter der Jazztage, zeigte sich sehr zufrieden, nicht nur darüber, dass alle Konzerte sehr gut besucht waren. „Es sind mehr jüngere Leute im Publikum“, hatte er beobachtet. „Das haben wir alle als sehr positiv empfunden.“ Drei dieser jungen Leute waren Kim von den Bergen (19), Ben Eicker (13) und sein Bruder Sven (14). „Unsere Eltern sind begeisterte Jazz-Fans“, sagte Sven, „und haben uns immer mit hierhin genommen. Irgendwann haben wir Feuer gefangen.“ Ben und Sven waren aus Hilden, Kim aus Aachen angereist. „Mein Freund hat letztes Jahr hier gearbeitet und geschwärmt, wie gut es ist“, erklärte sie. So habe sie beschlossen, es sich in diesem Jahr einmal anzusehen. Und habe es nicht bereut: „Ich bin total begeistert“, sagte sie. „Ich höre verschiedene Musik und finde es gut, neue Erfahrungen zu machen.“
Für Sven und Ben war die Jazznight in diesem Jahr die erste Veranstaltung, die sie besucht haben, doch dabei soll es nicht bleiben. „Morgen, zum Open Air, werde ich auf jeden Fall hingehen“, verkündete Sven. Dann ließen sie sich, gemeinsam mit den übrigen Besuchern, von Manu Katché verzaubern, bevor nach einer Umbaupause das Athener Trio „Datfunk“ mit dem Düsseldorfer Saxophonisten und Flötisten Reiner Witzel funkigen Souljazz präsentierte.