Jugend hilft Älteren bei Handy & Co.
Zweimal pro Woche bieten Jugendliche im Café Senioren Nachhilfe beim Umgang mit Handy und Computer an.
Haan. Christel Wolfram ist augenscheinlich eine aktive, jung gebliebene Haaner Seniorin. Ein Handy, ein Smartphone, besitzt sie — wie viele ihrer Altersgruppe — schon lange. Den Umgang mit den gängigsten Funktionen hat ihr der 13-jährige Enkel beigebracht. Nun träumt die rüstige Dame seit längerem von einem I-Phone. Doch bislang bangte es ihr ein wenig vor dem unbekannten Objekt. „Naja, man hört ja immer, wie kompliziert so etwas ist. Und mein Enkel hat ja nur begrenzt Zeit und sicher auch nicht Lust, ständig Omas Fragen zu beantworten — und das werden sicher viele sein“, erzählt Christel Wolfram mit einem Augenzwinkern.
Das neue Angebot des JuCa in zentraler Stadtlage kommt da gerade recht. „Wir werden ab dem 5. Juli donnerstags und freitags hier im Cafe auf ältere Menschen warten, die mit ihren Fragen rund um das Thema Handy oder Tablet zu uns kommen“, erklärt Felix Blossey. Der 17-Jährige leitet das Team von 14 Jugendlichen, die ihre Hilfe zugesagt haben. „Denkbar wäre natürlich auch, dass irgendwann, wenn eine Vertrauensbasis geschaffen ist, wir den Senioren auch mal zu Hause an ihrem PC helfen. Aber das liegt erstmal noch in der Ferne“.
Die Idee zu „smart help“ hatte Dr. Hermann Neumann, Mitglied des Leitungsteams vom Seniorennetzwerk „Wir sind Haan“. „Wir sind etwa 800 Senioren und es hat sich gezeigt, dass viele Probleme im Umgang mit IT haben. Gruppenschulungen dazu konnten wir schon anbieten, aber ich hatte die Idee, dass Einzelunterricht vielleicht effektiver sein könnte. Und wer kann da besser helfen als die Jugendlichen, die mit dem Umgang solcher Geräte großgeworden sind?“
Das JuCa als Ort für ein solches Hilfsangebot bietet beste Voraussetzungen: Die zentrale Lage gegenüber der evangelischen Kirche, nette Sitzgelegenheiten (auch draußen), freies WLan, frischgebackenen Kuchen (übrigens meistens Spenden backfreudiger, älterer Haanerinnen), leckeren Kaffee und vor allem freundliche, zuvorkommende Mitarbeiter.
Auch Lucio Dröttboom gehört zu den engagierten Jugendlichen, hat bereits Erfahrung im Umgang mit lernwilligen Computerlaien älterer Generationen. „Mein Opa“, fängt Lucio grinsend an, „will alles genau wissen. Von der Whats-App bis zum Speichern. Gut, das gehört zum Standard. Aber nun will er auch noch skypen, da wird es dann schon komplizierter. Aber ich helfe, wo ich kann und das sehr, sehr gerne.“
Da das Café von seinem Trägerverein „Jugendcafé Haan“ betrieben wird, finanziert es sich von seinen Einnahmen, vor allem aber aus Mitgliedsbeiträge und Spendengeldern. Alle rund 30 Jugendlichen, die sich die Betreuung und Bewirtung der Gäste teilen, arbeiten ehrenamtlich, auch ihr Hilfsangebot ist kostenfrei. Über eine angemessene Spende, so Felix Blossey, freuten sich die Jugendlichen natürlich trotzdem.
„Es ist schon toll, wenn wir sehen, dass wir den älteren Menschen helfen können, es ist ein Beitrag zur besseren Generationenverständigung. Aber da wir das Café ja bewirtschaften müssen, finden wir kleine Geldspenden natürlich toll. Wir benötigen zum Beispiel dringend eine neue, moderne Kaffeemaschine. Es wäre einfach super, wenn wir die in näherer Zukunft anschaffen könnten.“