Kämmerer: Stadt gibt Witek wohl keine Chance

Die Stelle des Finanzchefs ist nur extern ausgeschrieben. Aber es gibt einen internen Bewerber.

Foto: Matzerath

Hilden. Am kommenden Montag steht in Hilden eine wichtige Vorentscheidung an. Personaldezernent Norbert Danscheidt hat für diesen Tag Vertreter der politischen Fraktionen zu einer Runde zusammengerufen, bei der sich geeignete Kandidaten für den vakanten Posten des Stadtkämmerers und Leiter des Amtes für Finanzservice vorstellen sollen.

Dabei wird es aller Voraussicht nach ausschließlich um auswärtige Kandidaten gehen. Und das sorgt in Hilden für politischen Zündstoff. Denn die Stellenausschreibung, bei der auch ein sogenannter Headhunter eingeschaltet wurde (also jemand, der gezielt in Frage kommende Personen von außerhalb anspricht), wurde offenbar auf den Weg gebracht, ohne zuvor abzuklären, ob es nicht auch im Rathaus geeignete Bewerber geben könnte.

Die städtische Einladung zur Vorstellungsrunde am kommenden Montag enthält keinen Hinweis darauf, dass es tatsächlich eine interne Bewerbung gab. Dabei hatte Michael Witek, der langjährige Leiter des Beratungs- und Prüfungsamtes, seinen Hut in den Ring geworfen. Die beauftragte Personalberatungsfirma hatte ihn auch zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, wie Witek gestern auf Anfrage bestätigte. Danach hörte er aber nichts mehr, auch zu der Vorstellungsrunde erhielt er nach eigenen Angaben keine Einladung.

Witek ist da nicht der Einzige. Auch der bei Stellenbesetzung eigentlich zu konsultierende Personalrat wusste gestern noch nichts von der Veranstaltung, wie die Vorsitzende Claudia Rehag leicht irritiert einräumte. „Vielleicht kommt das ja noch“, grübelte sie, fügte dann aber schnell hinzu: „Sei’s drum; am 11. Juni kann ich sowieso nicht.“ Spätere Kontaktaufnahme also notwendig. Die Wählervereinigung „Allianz für Hilden“ hat jetzt in einem Brief an Bürgermeisterin Birgit Alkenings (SPD) das Auswahlverfahren offen kritisiert. In dem Schreiben wird die Stadtspitze unter anderem gebeten:

1. Michael Witek für die Vorstellungsrunde nachzubenennen. 2. Über das Ausschreibungsverfahren (Zeitpunkt, Ergebnis) und die Art und Weise der Beteiligung des Personalrates zu informieren. 3. Darzulegen, warum es zu einer Beauftragung einer Personalberatung gekommen ist, „obwohl offensichtlich ein geeigneter interner Kandidat zu Verfügung gestanden hätte“. Bürgermeisterin Birgit Alkenings war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, ebensowenig ihr Personaldezernent.

Claus Munsch von der „Allianz für Hilden“ war da deutlich auskunftsfreudiger: „Ohne sich ernsthaft mit internen, wenn auch vielleicht unangenehmen Kandidaten auseinander zu setzen, werden Steuergelder für eine externe Ausschreibung verschwendet“, kritisierte der Ratsherr. Dass dann noch nicht einmal jemand den ausgebooteten internen Kandidaten informiere, sei „gnadenloses Führungsversagen“. Mit Blick auf die demografische Entwicklung und den Fachkräftemangel stehen viele Kommunen momentan vor einer großen Aufgabe. Viele suchen nach eigenen Wegen: Die Stadt Essen beispielsweise will bei der Suche nach Experten für die Bauverwaltung künftig enger mit den Universitäten aus der Region zusammenarbeiten. Aachen dagegen setzt auf den eigenen Nachwuchs. Zwischen Verwaltung und Mitarbeitern soll eine engere Bindung aufgebaut werden, heißt es da.

Von solch einer Bindung ist Hilden laut der Wählervereinigung weiter entfernt als je zuvor. Augenfällig geworden sei dies in einem Prüfbericht vor zwei Jahren. Damals gaben viele der 950 städtischen Mitarbeiter an, mit ihrem Arbeitgeber unzufrieden zu sein. Personalratschefin Rehag gab seinerzeit zu bedenken: „Das Betriebsklima hat gelitten.“ Die Arbeitsbelastung steige. Stellen würden nicht sofort besetzt. Es gebe viele Langzeitkranke.