Kriminalität in Hilden Betrüger sind mit Schockanruf erfolgreich

Hilden · Die Masche ist bekannt und führt dennoch immer wieder mal zum Erfolg: Mit einem Schockanruf erbeuteten Kriminelle jetzt in Hilden den Goldschmuck einer Seniorin. Was die Polizei über die Betrüger weiß.

 Auch wenn Täter oft ältere Menschen anrufen, können Schockanrufe jeden treffen.

Auch wenn Täter oft ältere Menschen anrufen, können Schockanrufe jeden treffen.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Immer wieder haben Kriminelle mit Schockanrufen Erfolg. Nun wurde eine 85 Jahre alte Frau aus Hilden Opfer dieser Betrugsmasche. Wie die Polizei berichtet, erbeuteten die Täter hochwertigen Goldschmuck. Die Höhe des Schadens wurde nicht genannt. In einem ähnlichen Fall hatten Täter eine damals 56-Jährige in Hilden um 70 000 Euro betrogen.

Und das ist laut Polizeibericht passiert: Die Frau wurde am Mittwoch, 25. September, gegen 15.15 Uhr von einem Mann angerufen, der vorgab, dass ihr Sohn einen schweren Verkehrsunfall verursacht hätte und sich nun in Haft befinden würde. Der Unbekannte erklärte, dass ihr Sohn nur gegen die Zahlung einer Kaution entlassen werden könnte. Der Anrufer setzte die Seniorin so sehr unter Druck, dass sie einem unbekannten Mann kurze Zeit später Schmuck als Zahlungsmittel an ihrer Haustür überreichte. Die Seniorin beschreibt den Goldabholer als ungefähr 30 Jahre alt und circa 1,80 Meter groß. Erst nach der Übergabe wurde die Geschädigte misstrauisch und alarmierte die Polizei.

Fakt ist: Die Polizei wird Menschen niemals am Telefon nach ihren Vermögensverhältnissen ausfragen. Sie bietet auch nicht an, Bargeld oder andere Wertgegenstände sicher zu verwahren. Auch werden keine sogenannten Kautionszahlungen von Polizei oder Staatsanwaltschaft gefordert oder angenommen, um Angehörige, die eine angeblich schwere Straftat begangen haben, vor einer sofortigen Inhaftierung zu bewahren.

In Nordrhein-Westfalen erbeuteten Betrüger allein von 2020 bis 2022 mehr als 33 Millionen Euro durch Schockanrufe. Die Dunkelziffer dürfte jedoch höher liegen, erklärte erst vor wenigen Wochen eine Kriminalhauptkommissarin des Kommissariats für Kriminalprävention Opferschutz an der Polizeiwache in Hilden im Gespräch mit der Redaktion. Oft halte ihre Scham die Menschen davon ab, den Betrug anzuzeigen.

Konkret riet die Polizistin, einen Anrufbeantworter vorzuschalten. In der Regel würden die Täter keine Nachricht aufs Band sprechen und auf einen zweiten Versuch verzichten. Normal sei, dass die Betrüger Listen abtelefonieren. Da die Erfolgsaussichten gemessen an der Zahl der Anrufe gering seien, müssten viele Versuche in kurzer Zeit unternommen werden, um ein potenzielles Opfer an der Angel zu haben. Lande dennoch eine schockierende Nachricht auf dem Anrufbeantworter, sollte immer Rücksprache mit Personen des Vertrauens gehalten werden. So lasse sich der Sachverhalt in der Regel schnell aufklären.

Die Struktur der kriminellen Netzwerke beschreibt die Kommissarin so: Die Köpfe der Banden säßen in der Regel im Ausland. Ebenfalls außerhalb unserer Staatsgrenzen würden Callcenter eingerichtet. Dafür brauche es lediglich einen Raum, fünf Computer, fünf Telefone und fünf Mitarbeiter, die keine Skrupel haben, ihre Opfer um Ersparnisse zu erleichtern, berichtet die Beamtin. Für die Polizei zunächst greifbar seien lediglich die Personen, die zur Haustür kommen, um die vermeintliche Kaution in Empfang zu nehmen.

Dass sich die Kriminellen über Staatsgrenzen hinweg organisieren, erschwere die Arbeit der Ermittler, erklärte die Polizistin. Wie international die Täter aufgestellt sind, zeigt dieser Fall aus dem Frühjahr: Damals zerschlugen Ermittler aus Deutschland und mehreren osteuropäischen Staaten unter dem Dach von Europol ein Netzwerk, das von Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Serbien und Libanon aus operierte. 21 Personen wurden festgenommen. Sie stehen im Verdacht, 1,3 Millionen Telefonate mit Betrugsabsicht geführt zu haben.