„Papazeit“ der Stadtbücherei
Einmal im Monat treffen sich Hildener Väter und Kinder zum Lesen, Basteln und Spielen.
Hilden. Der kleine Philipp ist gespannt. Vorsichtig steckt der blonde Vierjährige seine rechte Hand in die Öffnung einer kleinen weißen Pappschachtel mit der Aufschrift „mutiger Karton“. Nur durch Fühlen soll er die darin enthaltenen Gegenstände ertasten. „Papa, Papa, ich hab’ eine Schlange!“, ruft der Vierjährige aufgeregt und zieht eine kleine Gummiringelnatter hervor.
Die großen Augen strahlen, Papa René Lothringen kniet sich zu seinem Sohn und bestaunt den Fund. Der 43-jährige Softwareentwickler nimmt regelmäßig an der „Papazeit“ der Stadtbücherei teil. „Wir waren schon einige Male hier, es gibt jedes Mal andere Themen.“
Seit November 2012 gibt es die „ Papazeit“ bereits. An jedem ersten Samstagvormittag im Monat treffen sich Väter und ihre Kinder zwischen drei und acht Jahren in der Bibliothek zu Mitmachaktionen, Basteln und natürlich zum Vorlesen.
Diesmal geht es um Sinneserfahrungen mit Händen und Füßen, erklärt Kursleiter Christian Meyn-Schwarze. Der Erlebnispädagoge legt verschiedene Materialien auf den Boden — Wellpappe, Stoff, Verpackungsmaterial, Teppichreste, ein Gitter. Die Kinder sollen mit nackten Füßen die Unterschiede spüren. Der Kursleiter will Bilderbücher lebendig machen, so sein Grundsatz für die „Papazeit“.
Kinder und Bücher — ein Thema, das in der Hildener Stadtbücherei ganz groß geschrieben wird. Bereits für Babys ab sechs Monaten gibt es Angebote, in denen sich spielerisch dem Medium genähert wird. Vorlesestunden in drei verschiedenen Sprachen ermöglichen Kindern aller Nationen, ein Klanggefühl für Fremdsprachen zu entwickeln.
Im Bilderbuchkino werden spezielle Apps vorgestellt. Und regelmäßig werden die Kindergärten, Familienzentren und Grundschulen eingeladen, um den Kindern eine spielerische Einführung in die Welt der Literatur zu ermöglichen. „Wir verstehen uns als eine Art Türöffner“, sagt Leiterin Claudia Büchel. „An Bücher kann man Kinder nicht früh genug heranführen.“
Philipp hat Schuhe und Strümpfe ausgezogen und läuft vorsichtig über das Gitter auf dem Boden. Es ist eine intensive Sinneserfahrung für den kleinen Jungen. Vater René Lothringen ist ganz bei ihm, nimmt teil an den Erfahrungen seines Sohnes.
Für Christian Meyn—Schwarze sind genau das die Momente, die die „Papazeit“ so wertvoll machen. „Das ist für mich besonders toll zu sehen, dass nicht nur die Kleinen Spaß haben, sondern auch die Väter hier einfach mal 2,5 Stunden lang ihr Kind uneingeschränkt genießen und vom Alltag abschalten können.“