Hilden Hunderte feiern illegal am Elbsee

Hilden/Düsseldorf · Das Ordnungsamt Düsseldorf ist am vergangenen Wochenende auf „mehrere hundert Menschen“ getroffen, die verbotenerweise im Naturschutzgebiet feierten, grillten und schwammen. Ein Problem, das es seit Jahrzehnten gibt.

 Badeverbot? Das galt am Menzel- und Elbsee schon früher. Das Bild stammt aus den Sommerferien des Jahres 1970.

Badeverbot? Das galt am Menzel- und Elbsee schon früher. Das Bild stammt aus den Sommerferien des Jahres 1970.

Foto: Max Hahn

. Bei schönstem Sommerwetter zieht es viele ans Wasser – auch dort, wo das ausdrücklich verboten ist. OSD-Streifen sind am Wochenende am Elbsee auf mehrere Hundert Menschen gestoßen, die sich verbotenerweise im Naturschutzgebiet (NSG) aufhielten, grillten, laute Musik hörten und im See schwammen, teilt das Düsseldorfer Ordnungsamt mit. Aufgrund der Vielzahl seien alle verfügbaren Einsatzkräfte vor Ort eingesetzt worden. Insgesamt seien 50 Verstöße gegen das Landesnaturschutzgesetz (Betreten des NSG) festgestellt worden. In allen Fällen wurden die Personalien festgestellt. Alle müssen jetzt mit einer Anzeige und einem Bußgeld rechnen. In 23 der 50 Fälle wurde das Naturschutzgebiet in einem durch einen Zaun abgesperrten Bereich betreten. Das ist ein Straftatbestand und zieht ein entsprechendes Verfahren nach sich.

Das Naturschutzgebiet zieht Menschen schon seit 50 Jahren an

Wie unser Foto aus dem Jahr 1970 zeigt, ist das Problem nicht neu. Das Naturschutzgebiet Elbsee (dazu gehören auch der benachbarte Menzelsee und der Dreiecksweiher) zieht schon seit 50 Jahren Leute aus der ganzen Region an, die dort chillen, grillen, feiern und schwimmen wollen – obwohl das nicht erlaubt ist. Das Gelände gehörte früher einmal zu Hilden und musste im Rahmen der Gebietsreform an Düsseldorf abgetreten werden. Mit der Auskiesung verdiente die Landeshauptstadt viele Jahre gutes Geld. Im Herbst 2005 wurde sie eingestellt, 2006 die Renaturierung abgeschlossen.

Mit einem anspruchsvollen Konzept versuchte die Stadt Düsseldorf Naherholung, Naturschutz und Sport unter einen Hut zu bringen. Einige Uferzonen und eine Insel sind zum Naturschutzgebiet erklärt worden. Dort kommen weitere seltene Tier- und Pflanzenarten vor, zum Beispiel Uferschwalbe, Flußregenpfeifer, Kiebitz, Dünen-Sandlaufkäfer, Schwalbenschwanz, Echtes Tausendgüldenkraut. Der Elbsee ist ein wichtiger Lebensraum für durchziehende, rastende und überwinternde Wasservögel.

Die Stadt Hilden kaufte 2003 am Ostufer ein 4700 Quadratmeter großes Areal von der Stadt Düsseldorf und gab es in Erbpacht an vier Hildener Wassersportvereine, die dort ein Wassersportzentrum erhielten. Die Vereinssportler und Düsseldorfer Taucher dürfen den See in bestimmten Bereichen nutzen. Einen Teil des Geländes verkaufte die Stadt Düsseldorf an einen Investor, der dort 2017 das Vabali Spa eröffnete. Im ersten Jahr kamen mehr als 180 000 Besucher. Sie genießen den Blick in das Naturschutzgebiet, dürfen aber nicht in den See. Ein beliebter Spazierweg mit Aussichtspunkten umrundet den Elbsee. Der einzige Parkplatz liegt am Schalbruch in Hiilden. Die Stadt Düsseldorf hat den Wanderparkplatz an das Vabali Spa verkauft. Der Betreiber hat versprochen: Der Parkplatz bleibt öffentlich und kostenfrei.

Die Überwachung des Gebietes obliegt dem OSD aus Düsseldorf

Rund um den Elbsee gibt es also eine komplexe Gemengelage von Zuständigkeiten und Nutzer-Interessen, die sich widersprechen. Weil der Elbsee zu Düsseldorf gehört, ist der kommunale Ordnungsdienst OSD zuständig. Er ist inzwischen sehr viel präsenter als früher, um am Elbsee nach dem Rechten zu schauen, hat aber auch viele andere Einsatzschwerpunkte, etwa die Altstadt. Wer schwimmen und grillen will, kann das ganz legal und vor allem gefahrlos am Unterbacher See tun. Der liegt nur einige Kilometer entfernt auf der anderen Seite der Autobahn 46 und hat zwei Strandbäder mit ausgewiesenen Grillplätzen.

Die Feiernden am Elbsee missachten nicht nur den Naturschutz, sie hinterlassen häufig auch jede Menge Müll und Unrat. Das ist für andere Erholungssuchende ein Dauerärgernis. Und immer wieder gibt es Tote, zuletzt 2012. Ein 36-jähriger Familienvater sprang vor den Augen seiner Familie übermütig in den Elbsee und starb.