Senioren in Haan Fliedner-Stiftung beruft Leiter des Friedensheims plötzlich ab

Haan. · Unklar ist, ob die Abberufung, die während des Sommerfestes verkündet wurde, mit Streit um Geldnachforderungen zu tun hat.

Vom traditionellen Sommerfest, das der Verein der Freunde des Haaner Friedensheimes seit Ende der 1920er Jahre alljährlich für die Bewohner des Altenzentrums veranstaltet, hatte Giorgio Seibel lediglich gehört, als er im September 2011 Leiter der Senioreneinrichtung wurde – zunächst kommissarisch, später dann ­offiziell.

Seine Vorgängerin Heike Harlander war wenige Tage zuvor von der Theodor-Fliedner-Stiftung mit neuen Entwicklungsaufgaben in Mülheim betraut worden, wie es hieß. Für die Bewohner und Angehörigen kam der Wechsel aus heiterem Himmel und sorgte für Gesprächsstoff beim Sommerfest. Immerhin war Harlander fast ein Vierteljahrhundert als Leiterin des Friedensheims tätig gewesen.

Einige Zuhörer sollen in
Tränen ausgebrochen sein

Wie sich die Bilder gleichen: Vor einigen Tagen wurde wieder Sommerfest an der Deller Straße gefeiert – und erneut drückte ein Leitungswechsel auf die Stimmung. Im Gottesdienst während des Festes hatte Claudia Ott, Vorstandsmitglied der Theodor-Fliedner-Stiftung, völlig überraschend verkündet, Giorgio Seibel sei ab sofort nicht mehr als Leiter des Friedensheims tätig. Über Gründe wurde nichts mitgeteilt. Einige Zuhörer sollen spontan in Tränen ausgebrochen sein.

Claudia Ott war bisher für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, auch die Kontaktaufnahme mit der Pressesprecherin der Stiftung gestaltet sich seit Tagen schwierig.

Wie zu hören ist, soll Seibel nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub nach Mülheim/Ruhr (dort sitzt die Stiftung) zitiert worden. Man habe ihn informiert, er könne seinen Schreibtisch räumen.

Das Verhalten öffnet Tür und Tor für Spekulationen: In einem Internetforum zur Fliedner-Stiftung heißt es unter anderem wörtlich: „Absprachen werden nicht eingehalten, hohe Fluktuation der Führungskräfte“ – „Das hat mit Diakonie beziehungsweise mit Kirche nichts mehr zu tun. Es geht nur noch um die Finanzen!“ – „­Respekt: ein Fremdwort“.

Vor allem gilt es jetzt, die Frage zu klären, ob die Abberufung Giorgio Seibels in einem Zusammenhang mit dem Streit um Geldnachforderungen des Friedensheims an seine Bewohner steht.

Gegen die enorm erhöhten und rückwirkend berechneten Investitionskosten des Seniorenzentrums Friedensheim hatten sich viele Betroffene gewehrt. Sie widersprachen der Forderung zur Nachzahlung und gründeten eine Interessengemeinschaft. Am 1. Oktober soll das Thema im Sozial- und Integrationsausschuss der Stadt beraten werden.