Stadt will kein nächtliches Ampel-Aus
Hilden. Wer nach 22 Uhr durch Hildens leere Straßen fährt, steht häufiger allein vor einer roten Ampel — und ärgert sich, weil man scheinbar sinnlos aufgehalten wird. Deshalb hat die CDU-Fraktion beantragt, fast alle Ampeln in Hilden nicht nur nachts, sondern auch an Sonn- und Feiertagen abzuschalten.
Jetzt liegt die Antwort von Bürgermeisterin Birgit Alkenings vor. Sie legt dar, dass fast die Hälfte aller Ampeln in Hilden bereits nachts aus ist und warum das Abschalten der übrigen keine gute Idee ist.
Alkenings macht auch deutlich, dass nicht der Stadtrat, sondern laut Straßenverkehrsordnung die Straßenverkehrsbehörde bei der Abschaltung von Ampeln das letzte Wort hat. Das ist in Hilden Tiefbauamtsleiter Harald Mittmann. Er will aus durchaus nachvollziehbaren Gründen keine weiteren Ampeln nachts abschalten. Die Politik wird sich am kommenden Mittwoch im Stadtentwicklungsausschuss (ab 17 Uhr im Saal des Bürgerhauses Mittelstraße 40) mit dem Aufreger-Thema beschäftigen.
Mittmann kann viele gute Gründe für seine Ablehnung anführen. Das Institut für Verkehrsplanung und Straßenverkehr der Technischen Universität Dresden hat 2008 die Wirkungen von Nachtabschaltungen im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft untersucht. Dabei wurden 272 Ampeln und fast 5000 Unfälle vier Jahre lang in Dresden, Leipzig und im Landkreis Harburg analysiert. Ergebnis: geringe Einsparungen bei der Fahrzeit, Stromverbrauch, Lärm- und Abgasbelastung bei nachts abgeschalteten Ampeln, aber doppelt so viele und schwere Unfälle als bei eingeschalteten Ampeln.
Versuche in Krefeld und Duisburg zeigten ähnliche Ergebnisse. Für die Versicherer sind politische Forderungen nach einem nächtlichen Ampel-Aus „volkswirtschaftlich in keiner Weise zu vertreten“. Dadurch werde der „Schutz von Menschen und Sachgütern in den Städten vernachlässigt“. Betrachtet werden müssen auch die Kosten. Damit eine Ampel nachts abgeschaltet werden kann, muss sie technisch präpariert werden. Das kostet pro Anlage einen „vierstelligen“ Betrag, schätzt Mittmann.
Von den 77 Ampeln in Hilden werden 36 bereits nachts abgeschaltet. Bleiben 41, also grob überschlagen mindestens 41 000 Euro Umrüstkosten. „Viele Ampeln in Hilden haben bereits eine verkehrsabhängige Signalanlagensteuerung“, gibt der Tiefbauamtsleiter zu bedenken. Das bedeutet freie Fahrt, wenn das Tempo 50 eingehalten wird und kein Verkehr in der Nebenstraße wartet: „Zudem sind in der Nachtzeit spezielle Steuerungsprogramme geschaltet, welche zu möglichst geringen Halten führen.“ Nach den allgemeinen Verwaltungsvorschriften zur Straßenverkehrsordnung sollen Ampeln nachts nur „in begründeten Ausnahmefällen“ abgeschaltet werden. Neben der Steuerung des Verkehrsflusses sollen Ampeln vor allem für sichere Verkehrsverhältnisse sorgen, erläutert Mittmann: „Wenn die Verkehrssicherheit durch eine Abschaltung gefährdet wäre, hat sie zu unterbleiben.“ Deshalb will die Straßenverkehrsbehörde aktuell nicht noch mehr Ampeln in Hilden nachts abschalten. Und Mittmann behält sich auch vor, nachts abgeschaltete Ampeln wieder durchlaufen zu lassen — wenn sich dort plötzlich nachts die Unfälle häufen sollten.