„Wow-Day“ der Waldorfschule Schüler spenden Arbeitslohn für gute Zwecke

Haan · Die Freie Waldorfschule veranstaltet seit mehr als 20 Jahren den „Wow-Day“. Dabei sammeln alle Spenden für bedürftige Kinder. Auch am Mittwoch war zu diesem Anlass in der Gruitener Innenstadt viel los.

Cleo (l.) und Sophie (r.) haben Kuchen, Muffins, Pizzaschnecken und Kekse gebacken, die sie an einem Stand auf der Bahnstraße verkauften.

Foto: fhi

Aufmerksamen Passanten fielen am Mittwochvormittag rechts und links der Bahnstraße immer wieder kleine Gruppen von Kindern auf. Manche von ihnen trugen Körbe, andere hatten Tische aufgestellt, auf denen sie bunte Auslagen feilboten. Auch beim Blick in die Geschäfte waren Kinder zu erkennen, wie sie fleißig Preise auszeichneten und Kartons sortierten. Müssten die denn nicht in der Schule sein?

Nicht so am Mittwoch. Die Freie Waldorfschule Gruiten richtete an diesem Tag den „Wow-Day“ aus. „Unseren Kindern geht es hier ziemlich gut“, meint die Lehrerin Dorothee Maiwald, „das ist aber nicht überall auf der Welt so, wie wir wissen“. Aus diesem Grund veranstalte die Schule schon seit mehr als 20 Jahren den Wow-Day. An diesem Tag arbeiten alle Kinder der vierten bis zwölften Klassen in Ein-Tages-Jobs. Das Geld, das sie dort verdienen, spenden sie anschließend.

Die Einnahmen der vierten bis achten Klassen gehen dabei seit gut 20 Jahren an die heilpädagogische Einrichtung „Arca mundial“. In der Ganztagseinrichtung werden Menschen mit Behinderung aufgenommen und gefördert. Im vergangenen Jahr konnte dort von den Spenden aus Gruiten ein Aufzug gebaut werden, der die Barrierefreiheit voranbringt. Die Spenden der neunten bis zwölften Klassen helfen in diesem Jahr, Lebensmittel für Kinder einer Schule in Äthiopien zu finanzieren. „Das hat die Schülerverwaltung organisiert. Jedes Jahr recherchieren die Kinder eigene Projekte und entscheiden sich, für welches sie in diesem Jahr Spenden sammeln wollen“, erklärt Maiwald.

Die Elfjährige Flora arbeitete zum Wow-Day in der Gruitener Boutique „Rosalinde“.

Foto: Friederike Hilgers

Die Jobs, in denen die Kinder der Waldorfschule arbeiten, würden jedes Jahr variieren, sagt Maiwald. „Von Straßenmusik über Gartenarbeit, Fenster putzen, Autos waschen, bis hin zur Mitarbeit in Geschäften war schon alles dabei“, berichtet die Lehrerin. Dabei sei ihr aufgefallen, dass die gespendeten Beträge zwar gestiegen seien, es für die Kinder aber immer schwieriger werde, Anstellungen für nur einen Tag zu finden: „Früher hing die ganze Pinnwand mit Jobangeboten für unsere Schülerinnen und Schüler voll“, sagt sie, „heute wird mehr privat untereinander vergeben, vermute ich.“ Außerdem wollten viele Betriebe besonders die älteren Kinder nicht mehr nur für einen Tag beschäftigen.

Dieses Gefühl kann auch Flora bestätigen. Die Zwölfjährige unterstützte am Mittwoch fleißig bei „Rosalinde“ in Gruiten. Dort packte sie neue Ware aus, versah sie mit Preisschildern und beriet Kunden. „Ich freue mich, hier einer richtigen Arbeit nachgehen zu können“, erzählt das Mädchen, „es war nicht einfach, etwas zu finden“. Sie vermute, dass das an ihrem Alter liege. Schon im letzten Jahr habe sie daher Anja Metz in ihrem Geschäft auf der Bahnstraße unterstützt. „Ich finde den Wow-Day ein tolles Projekt“, erzählt Metz. Sie freue sich, mit ihrem Lohn für Floras Arbeit einen Beitrag leisten zu können und wolle das Projekt auch in Zukunft unterstützen.

Auch Sophie und Cleo hatten sich fleißig auf den Tag vorbereitet. Die beiden Mädchen wollten am Wow-Day unbedingt etwas zusammen machen und entschieden sich, am Mittwoch auf der Bahnstraße Selbstgebackenes zu verkaufen. „Wir haben alles schon gestern vorbereitet“, erklärt Sophie.

Ihre Mühen schienen sich zu lohnen. Schon nach rund anderthalb Stunden hatten die beiden Zwölfjährigen mehr als 70 Euro eingenommen. Die Freude darüber war spürbar: „Ich finde richtig toll, dass wir andere Schulen unterstützen und so dazu beitragen können, dass diese Kinder auch einen Zugang zu Bildung bekommen“, meint Sophie. „Ich freue mich total, das Geld abzugeben und zu wissen, dass das an andere Kinder geht“, sagt sie.

Im vergangenen Jahr habe die Schule rund 5000 Euro an die Projekte spenden können, meint Maiwald. Darüber hinaus vermittle die Aktion den Kindern aber auch einfach ein tolles Gefühl. „Erfahrungsgemäß fangen Kinder mit zehn Jahren an, Nachrichten zu verfolgen und zu verstehen“, erklärt die Lehrerin, „es ist spürbar, dass die Kinder in der heutigen Zeit viele Ängste entwickeln.“ Das Gefühl, mit Projekten wie dem Wow-Day helfen zu können, stärke das Selbstvertrauen der Kinder.

(fhi)