Kreis Mettmann Bauern stellen sich auf Dürre ein

Kreis Mettmann. · Die sommerliche Trockenheit macht den Landwirten im Kreis Mettmann zu schaffen. Angesichts des Klimawandels müssen sie umdenken.

 Landwirt Josef Aschenbroich zeigt das Ergebnis der Hitzejahre 2018 und 2019 in Form unterentwickelter, vertrockneter Zuckerrüben.

Landwirt Josef Aschenbroich zeigt das Ergebnis der Hitzejahre 2018 und 2019 in Form unterentwickelter, vertrockneter Zuckerrüben.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)/Ralph Matzerath

2019 geht als das drittwärmste Jahr seit Beginn der Messungen in die deutsche Agrargeschichte ein. Wie bereits die meisten der vorangegangenen Jahre war 2019 wieder zu trocken, zu warm und mit mehr Sonnenschein als üblich verlaufen. Das ergibt eine Auswertung des Deutschen Wetterdienstes. Die extreme Hitze speziell Ende Juli hat allerdings unterschiedliche Spuren im Kreis Mettmann hinterlassen. „Einige Betriebe haben große Sorgen“, fasst Martin Dahlmann, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Mettmann, zusammen.

„Der Klimawandel ist deutlich spürbar, der Regen fiel zu spät und beide Dürren – anders können die vergangenen zwei Sommer nicht genannt werden – zwingen viele Landwirte weiter zum Umdenken“, sagt er. Topographisch bedingt und auch den unterschiedlichen Beschaffenheiten der Böden geschuldet, sind Landwirte aus dem südlichen Bereich des Kreises stärker betroffen als diejenigen mit Betrieben im Norden.
„Zwei solche Dürrejahre hatten wir noch nie“, bilanziert Landwirt Josef Achenbroich aus Langenfeld. „Wir haben leichte Böden mit hohem Sandanteil, die nur schwer Wasser speichern.“ Folgerichtig hat Josef Aschenbroich längst die „Bewirtschaftung umgestellt. Wir tun alles dafür, die Äcker grün zu halten“, erklärt er Anpflanzungen zur Wasserspeicherung. Wo sich Humus und Wurzeln bilden, bilde sich Feuchtigkeit. Ebenso relevant ist, sich bei der „Fruchtfolge breit aufzustellen“. Zuckerrüben gehören deshalb zum Konzept.

„Wäre der Regen nicht erst so spät, nämlich im September, gefallen, hätte sich die Trockenphase kompensieren lassen.“ So aber erntete der Bauer mickrige Früchte. Preisverfall und politische Auflagen machten die Zuckerrübenernte zu einem „Riesenproblem“. Die tropischen Temperaturen hatten auch Auswirkungen auf den Raps – „Schädlinge, die wir bislang nicht kannten, befielen ihn massenhaft.“ Seit vier Jahren, „der Klimawandel lässt grüßen“, baut er nun Soja an. „Wir müssen in unserem Betrieb jetzt ganz anders arbeiten.“

Bernd Kneer aus Wülfrath kann anders bilanzieren: „Der zweite Heuschnitt fiel 2019 komplett aus. Aber gesamtbetrieblich war das Jahr keine Katastrophe.“ Mit einem „blauen Auge“ ist er laut Eigenaussage davon gekommen. 20 bis 30 Prozent geringer war seine Ernte etwa bei Ackerbohnen. Auch beim Heu gab es markante Einbußen. Mehr denn je setzt der Landwirt auf „eine breite Bandbreite zur Risikoabsicherung“. Nachhaltigkeit spielt für ihn eine „wesentliche Rolle“ – hinsichtlich des „Klimawandels, der nicht wegzuleugnen ist, besonders“. Sojabohnen sind auch für ihn ein Thema. Bereits in der Saison 2015/16 hat er sie auf Kleinparzellen testweise angepflanzt. „Das waren aber nasse Jahre“, das Ergebnis sei deshalb negativ gewesen. „Behalten wir so heiße Jahre mit dauerhafter Trockenheit, denke ich nochmals neu.“

Nach seinem Wissen stellten zwei Landwirte aus dem Kreis Mettmann einen sogenannten Antrag auf Dürrehilfe, also finanzielle Unterstützung durch Bundesmittel, berichtet Martin Dahlmann. Dass vor allem Mais und Getreide nicht geerntet werden konnten wie in guten Jahren, hat Auswirkungen: Notwendig als Futtermittel, müssen viele Bauern nun „zukaufen. Der Markt ist nicht gerade üppig und die sind Preise alles andere als schön“.

Als „schmales Jahr“ bezeichnet Dahlmann 2019. Als Direktvermarkter konnte er mit Produkten aus der Käserei punkten. Aber auch er hat beim Vieh „abgestockt. Anstelle von 65 Kühen halte ich nur noch 55.“ Ein Landwirt sei nicht bloß Handwerker, Natur-Beobachter und Tierbetreuer. „Als Unternehmer müssen wir ständig den Markt beobachten“ und aufgeschlossen für Änderungen sein.