Kreis Mettmann Temposünder zahlen 7,05 Millionen Euro

Kreis Mettmann. · Mehr kann man eigentlich nicht tun: Die Polizei und die kommunale Verkehrsüberwachung des Kreises stellen nicht nur ins Netz, wo sie die Geschwindigkeit überwachen wollen, sondern auch noch wann. Und trotzdem wurden im vergangenen Jahr 168.000 Bußgeldverfahren eingeleitet. Einnahme: 7,05 Millionen Euro.

Ein Verkehrspolizist kontrolliert mit einer Laserpistole die Geschwindigkeit der vorbeifahrenden Fahrzeuge.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Mario Sormes hat in einer Masterarbeit an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster untersucht, ob sich das Fahrverhalten ändert, wenn Geschwindigkeitsmessungen angekündigt werden. Polizieidirektor Heinz Albert Stumpen hat die Arbeit begutachtet, die ARD hat darüber berichtet. Ergebnis: Wenn die Fahrer von dem „Blitzer“ wussten, waren 85 Prozent in einer Tempo-50-Zone mit 53 bis 55 Stundenkilometer (km/h) unterwegs. Wenn sie sicher waren, dass nicht „geblitzt“ wurde, lag die Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen 57 bis 61 km/h. Grundsätzlich werden laut Stumpen drei Stundenkilometer als Messtoleranz abgezogen. Damit gingen die Polizeibehörden und Bundesländer unterschiedlich um. Fühlten sich die Autofahrer sicher, also an Sonn- und Feiertagen oder bei bekannten technischen Defekten an den Blitzern, waren 80 Prozent der Verkehrsteilnehmer zu schnell unterwegs.

Studie: Geschwindigkeitssenkung verringert die Zahl der Toten

Mit zwei semimobilen Radaranlagen blitzt die Kreispolizei Mettmann auf der A 3 in der Baustelle im Kreuz Hilden und bei Langenfeld.

Foto: Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD NRW)

Ein Fazit der Studie lautet: Es ist gut, wenn vor „Blitzern“ gewarnt wird, weil die Autofahrer dann nicht nur an den Messstellen, sondern insgesamt langsamer fahren. Gutachter Stumpen meint: Laut Hochrechnungen führt eine Senkung des Geschwindigkeitsniveaus um zwei Stundenkilometer dazu, dass die Anzahl der Unfalltoten und -verletzten um 15 Prozent sinkt. Das sei doch alle Mühe wert. 

Nicht nur die Polizei, auch der Kreis Mettmann überwacht die Einhaltung der Geschwindigkeit auf den rund 2000 Kilometer Bundes-, Land-, Kreis- und Gemeindestraßen im Kreisgebiet zwischen Velbert und Monheim. Er übernimmt diese Aufgabe für alle zehn Kreisstädte wahr, also auch für Mettmann, Erkrath und Wülfrath. Dies geschieht mit 25 stationären Anlagen und vier stationären Rotlicht-Anlagen. Hinzu kommen zwei mobile Anlagen in unauffälligen Autos. Sie beziehen werktags an einem von 265 Standorten im Kreisgebiet Posten. Alle seien mit der Polizei und der Gemeinde abgestimmt. Gemessen werde ausschließlich an besonderen Gefahrenstellen vor Kindergärten, Schulen, Altenheimen, Spielplätzen, in besonders gefährlichen Kurven oder so genannten Unfallhäufungspunkten. Hinzu kommen zwei gemietete Blitzanlagen, die aktuell an wechselnden Standorten auf der A 3 in der Baustelle im Kreuz Hilden und bei Langenfeld im Einsatz sind.

Wegen Verkehrsverstößen (also nicht nur wegen Geschwindigkeitsübertretungen) leiteten die Kreispolizei Mettmann und der Kreis im vergangenen Jahr insgesamt 168 000 Bußgeldverfahren in einer Gesamthöhe von 7,05 Millionen Euro ein. Die geblitzten Tempo-Sünder würden nicht mehr gesondert ausgewiesen, sagte eine Kreissprecherin auf Anfrage. Die Geschwindigkeitsüberwachung sei nicht auf Gewinn ausgelegt, betont der Kreis. Das könne man auch daran ablesen, dass seit Jahren keine zusätzlichen „Blitzer“ angeschafft worden seien: „Das ist auch politischer Wille des ­Kreistags.“

Lediglich die Technik sei modernisiert und von Nassfilm auf Digitalfotografie umgestellt worden. Stelle sich heraus, dass eine Gefahrenstelle nicht mehr bestehe, werde der Blitzer dort abgebaut und gegebenenfalls an anderer Stelle wieder aufgebaut. Erwischte Temposünder gingen in der Vergangenheit gerne mal auf die „Starenkästen“ los. Sie wurden abgesägt oder angezündet, um nicht erkannt zu werden. Das ist bei den neuen Anlagen sinnlos. Sie senden nämlich zusätzlich Funkbilder zum Kreis.