2000 Besuchern feiern zehn Jahre Rhein Rock

Das Jubiläum des Open-Air-Spektakels lockte Metal-Fans aus der gesamten Region.

Foto: Ralph Matzerath

Monheim. „Iron Maiden“ steht auf dem schwarzen T-Shirt von Tobias, mit den Händen spielt er Luftschlagzeug zum Beat der Hardcore-Band Annisokay aus Halle. Er ist eins mit der Musik, seine Augen saugen das Geschehen auf der Bühne und die vielen Eindrücke um ihn herum auf: Vor der Bühne wird wild „gemosht“ (pulkartiges, nicht aggressives Schubsen und Rempeln zur Metal-Musik), „geheadbangt“ (wildes Schütteln der langen Haare, durch Kopfbewegungen nach vorne und hinten), Kumpels prosten sich mit Bier aus Hartplastikbechern zu, andere genießen stehend den besonderen Moment. „Das ist toll hier“, schreit Tobias begeistert gegen den harten Sound an — und damit spricht er den rund 2000 Besuchern des Festivals wohl aus der Seele.

Tobias ist sechseinhalb, das Rhein-Rock-Festival ist sein allererstes Livekonzert überhaupt. Der kleine Metal-Fan aus Zons kennt sich trotzdem aus und beweist ziemlich guten Geschmack. „Die Besten kommen zum Schluss, und das sind Emil Bulls. Und damit ich die sehen kann, habe ich heute sogar einen Mittagsschlaf gemacht“, erklärt er stolz. Papa Andreas nickt. „Wir haben von dem Festival im Internet gelesen und dachten uns, dass das Ambiente hier geeignet sein könnte für einen Besuch mit Kind“. Mama Sarah ergänzt: „Wir haben auch den Veranstalter kontaktiert. Er hat uns nur geraten, Tobias einen Kopfhörer zum Schutz aufzusetzen, das hatten wir aber sowieso vor. Und wir hatten sogar noch ein Treffen mit der Band. Die Musiker spielten eine halbe Stunde mit Tobias Fußball — das war total klasse.“

Ungefähr zeitgleich backstage: Unzählige Helfer sind dabei, im Cateringzelt Brötchen zu schmieren, insgesamt sind es 1700 Stück. Es gibt frisches Obst für die Musiker und ihre Crews, Tomaten- und Gulaschsuppe, kleine Snacks, Süßigkeiten. „Starallüren hat hier bis jetzt keiner gezeigt“, sagt Anne vom Rhein-Rock- Team. Sängerin Franzi kommt herein getänzelt, die langen roten Haare zum Zopf gebunden, ein paar Schweißtröpfchen rinnen über die Stirn, sie wirkt fröhlich, ausgelassen, glücklich. Ihre Punkrockband „Clean Slate“ hat als Opener gespielt, um 13 Uhr bei praller Mittagshitze. „Es ist immer schwierig, als erste Band zu spielen, aber es hat richtig gut geklappt, außer dass unser Gitarrenverstärker schlappgemacht hat. Wir haben das aber ganz gut überbrückt.“

Kuttenträger Walter bevorzugt den hinteren Bereich des Festivalgeländes. Bierzeltgarnituren bieten Platz zum gepflegten Beisammensein, die Getränkestände befinden sich in der Nähe und: Dort kann man reden, ohne dem anderen ins Ohr zu schreien. Ein paar Bier hat Walter, frischgekürter „Vizepräsi“ der Motorradfreunde „Shadow Dragons“, bereits intus, für ihn und seine Jungs zählt das Rhein Rock zu den Open-Air-Highlights. „Wir sind heute zum zehnten Mal hier“, sagt Walter. „Wir sehen zwar wild aus, aber wir sind alle nette Kerle. Wir freuen uns total auf Emil Bulls.“

Um 22.30 Uhr ist der große Moment gekommen, der Vollmond begrüßt die Musiker von Emil Bulls aus München, Kunstnebel verfliegt, die Jungs rocken an, die Fangemeinde ist außer sich, zeigt sich textsicher, liegt sich in den Armen. Emil Bulls sind eine absolute Größe in der Metalszene. Jetzt stehen sie in Monheim auf der Bühne, mit so viel Lust und Leidenschaft, als spielten sie bei Rock am Ring vor 70 000 Menschen.