50 Jahre ist Tennis in Monheim Blau-Weiß
1966 ist der TC Blau-Weiß Monheim gegründet worden. Tennis war damals noch ein elitärer Sport. Die Mitglieder erinnern sich gut.
Monheim. Tennis 1966, das war noch ganz in Weiß und recht elitär. In langer Hose mit Krawatte — wie noch 1926 bei der Gründung des „Vereins für Leibesübungen Rhenania Ossag Monheim“ (heute TC Rot-Gelb) - wurde zwar nicht mehr gespielt, doch es war sicher kein Zufall, dass ein „Medizinalrat“ den zweiten Tennisclub auf Monheimer Grund aus der Taufe hob.
FreygerdBaffy, Mitglied der ersten Stunde
Dr. Hugo Ehle referierte am 19. April 1966 im Café Wiesel über die gesundheitsfördernde Wirkung des Tennissports — und schon war es um seine Zuhörer geschehen. Der TC Blau-Weiß ward geboren. „Damals wurde noch Wert auf Etikette gelegt“, erinnert sich Freygerd Baffy. Die Monheimerin trat dem Verein bereits im Gründungsjahr bei. Die Tenniskleidung war nicht mehrfarbig bis bunt wie heute, sondern durchgehend weiß — wie übrigens auch die Filzbälle. „Dr. Ehle achtete sehr darauf, dass die Mitglieder korrekt gekleidet waren“, erzählt die heute 83-Jährige. Tennis — ein Gesellschaftssport. „Man kam nicht so einfach in den Verein, sondern brauchte zwei Bürgen, um aufgenommen zu werden. Tennis war noch etwas Besonderes“, sagt Freygerd Baffy.
50 Jahre später gilt dies — noch oder vielmehr wieder — allenfalls für die Zahl der Tennissportler. Die Becker-Graf-Boom-Jahre sind passé, auch beim TC Blau-Weiß Monheim. Der Verein zählt nicht mehr bis zu 360 Mitglieder wie zu Spitzenzeiten, sondern nur noch etwas mehr als 200. „Aber es gab auch schon schlechtere Jahre“, sagt der Vorsitzende Bernd Lehmann und verweist auf eine erfreuliche Quote: Rund die Hälfte der Blau-Weißen ist im Kindes- oder Jugendalter.
Lehmann ist der siebte Nachfolger von Medizinalrat Dr. Ehle — für einen 50 Jahre alten Verein eine recht gesunde Zahl, die weder nach Schleudersitz noch nach Sepp Blatter riecht. Wie bei allen TC-Neugründungen seit den 60er Jahren ging es auch bei Blau-Weiß erst einmal nur voran: 1968 die ersten vier Tennisplätze an der Marderstraße, 1972 die Plätze 5 und 6, später die Clubheim-Erweiterung (heute das Vereinsrestaurant „Lob“) und die Tennishalle (drei Plätze) von Vereinsmitglied Heinz Pesch gleich nebenan.
Mit dem Verein alterten indes auch die Tennisspieler — und das wie anderswo beinahe im Kollektiv. Die Alterspyramide von Blau-Weiß bekam wie die ganze Republik einen dicken Hals. Doch diesen Trend hält Lehmanns Vorstandskollege Dietmar Dehne für überwunden: „Neun Erwachsenen- und fünf Jugendmannschaften, das kann sich sehen lassen“, sagt der Pressewart. Hinzu kommen gesellige Turniere, gerade auch für die Jugend, sowie Feriencamps und die Zusammenarbeit mit Monheimer Schulen, allen voran der Peter-Ustinov-Gesamtschule, die sogar eine Tennis-AG hat.
Ein gutes Drittel weniger Mitglieder als zu Spitzenzeiten — einen Vorteil hat dies wenigstens: Anders als früher muss so gut wie niemand mehr auf der Terrasse warten, weil alle Plätze belegt sind. „Und die Schläger sind auch leichter geworden“, meint Dehne schmunzelnd.
„Ja, die waren recht kopflastig“, erinnert sich auch Freygerd Baffy an ihr Holzracket mit Darmbesaitung von 1972. Mit ihrer Damenmannschaft machte sie damals ihre ersten „Medenspiele“. So heißen die Teamwettkämpfe im Tennis hierzulande immer noch, auch wenn die wenigsten wissen, warum. Carl August von der Meden (1841-1911) war der erste Präsident des Deutschen Tennis-Bundes. Aristokratisch eben, wie Gottfried von Cramm, 1934 Sieger von Roland Garros in Paris und ein Jahr später Wimbledon-Finalist gegen Fred Perry.
Was die Kleidung angeht, wünscht sich Tennisdame Freygerd Baffy bisweilen die alten Zeiten zurück: „Auch bei den Profis spielen sie ganz in Weiß ja nur noch einmal im Jahr. Aber wenn man sie dann in Wimbledon sieht, ist es doch sehr schön. Besonders der Federer gefällt mit gut“, schwärmt die Monheimerin. Dessen adretter Dress sei auf jeden Fall kleidsamer als diese „bunten, manchmal klebrigen Kunststoff-Textilien“.
Wer weiß, so hofft nicht nur Freygerd Baffy, die auch im hohen Alter noch regelmäßig Doppel spielt: Vielleicht wird ja doch noch mal ein Trend daraus.