Alte Apfelsorten sind beliebt

Auf dem Gut Haus Bürgel werden wieder selten gewordene Sorten aus der Urdenbacher Kämpe angeboten.

Foto: Ralph Matzerath

Monheim. Sie heißen Kaiser Wilhelm, Nimmermür und Roter Winterkalvill — die alten Apfel-Sorten, die auf den Wiesen in der Urdenbacher Kämpe wachsen und sonst fast nirgends mehr. Sie schmecken und riechen nach Heu, Aprikose und Zitrone, sie sind süß oder sauer, saftig und aromatisch, als hätten sie Frühling und Sommer in sich vereint. 20 dieser alten Sorten werden einmal im Jahr an einem Tag auf dem Gut Haus Bürgel verkauft. Zu haben sind in den nächsten Wochen noch Restbestände wie Boskop, Winterrambur, Riesenboiken, Roter Eiserapfel und Rheinischer Bohnapfel. Alle Sorten sind lagerfähig. „Der Rote Eiserapfel hält sich kühl aufbewahrt im Keller oder auf dem Balkon bis Ostern“, sagt Elke Löpke, Leiterin der Biologischen Station

Zehn Tonnen Äpfel und Birnen wurden dieses Jahr von rund 800 Bäumen geerntet. Viele davon sind über 20 Jahre alt und wurden nach der Eröffnung der Biologischen Station im Jahr 1992 wieder aufgepäppelt. Das heißt: Sie werden nicht gedüngt und nicht gespritzt, nur fachgerecht geschnitten. „Wenn die Leute unsere Äpfel probieren, flippen sie regelrecht aus“, sagt Löpke. „Der Geschmack erinnert sie an Jugend und Kindheit, als Äpfel noch nicht im Sechserpack eingeschweißt verkauft wurden.“

Die alten Äpfel aus der Urdenbacher Kämpe sind begehrt und ganz schnell weg. „Ich weiß, wie ein Apfel schmecken muss. Wir hatten früher selbst 70 Obstbäume. Die hier sind ganz große Klasse“, sagt Hannelore aus Langenfeld, die kein Jahr verpasst, in dem Haus Bürgel seine Früchte anbietet.

Selbst der Breidenbacher Hof und das Interconti in Düsseldorf decken sich im Herbst mit Äpfeln aus Urdenbach ein. Ihr Duft füllt anschließend die Lobbys der Nobelhotels, und natürlich dürfen die Gäste zugreifen.

Elke Löpke, Leiterin der Biologischen Station

Doch sie sind nicht nur lecker, die alten Sorten, sondern auch sehr gesund. „Der Vitamin-C-Gehalt ist erheblich höher als bei den neuen Arten“, sagt Elke Löpke. Und viele sind auch für Allergiker geeignet wie der Boskop und der Winterrambur beispielsweise.

Wer den Apfel nicht in seinem Urzustand mag, kann ihn in der Biologischen Station und in der Gärtnerei Grützner in Urdenbach zum ersten Mal auch als naturtrüben Saft im Fünf-Liter-Schlauch für 10 Euro erwerben. Darüber hinaus gibt es den 40-prozentigen Brand. Der Bürgeler Apfelbrand ist quasi ein Verschnitt verschiedener Sorten und für 14,50 Euro zu haben. Der Kaiser-Wilhelm-Brand kostet 17,50 Euro.

Selbst einen Apfel-Secco für 6,50 Euro bietet die Biologische Station an: Der kommt allerdings aus dem Bergischen über das Label Bergisch Pur. „Wir fanden den so lecker und dachten, das ist einmal eine Alternative zu normalem Sekt“, sagt Löpke.

Ein Großteil der alten Apfelbäume ist übrigens im Besitz der Stadt Düsseldorf und der Stiftung Nordrhein-Westfalen, die die Pflege subventioniert. Ohne viele Ehrenamtler könnte die Biologische Station sich ihren Obstbäumen kaum so ausführlich widmen. Sowohl beim Pflücken als auch bei Transport in die Brennereien hat sie Hilfe.

Einmal im Jahr fährt beispielsweise das Transportunternehmen UPS mit einem 7,5-Tonner vor und bringt das Obst zu seinem Ziel. Einige Firmen im Umkreis machen sogar ihren Betriebsausflug nach Bürgel, wo die Angestellten zusammen bei der Ernte helfen. „Eine schöne Art, Natur zu erleben“, sagt Löpke überzeugt.