Baumberger vermissen einen Drogerie-Markt

Gerade für ältere Menschen ist der Verlust des Netto-Marktes schwer zu kompensieren.

Baumberger vermissen einen Drogerie-Markt
Foto: Ralph Matzerath

Monheim. Neun Wochen, nachdem die Hauptstraße in Baumberg wieder für den Verkehr freigegeben worden ist, wurden Anwohner und Pendler vorige Woche wieder von rot-weißen Absperrgittern ausgebremst. Jetzt weisen Piktogramme Radfahrer darauf hin, dass sie stadtauswärts auf der Fahrbahn fahren müssen und in Richtung St. Dionysius den markierten Streifen nutzen müssen. Außerdem hat die Stadt an den Kreuzungen einen hellen Belag auftragen lassen, der die Achtsamkeit der Verkehrsteilnehmer steigern soll.

Karin Lang findet die Situation für Radfahrer gefährlich, weil ein Autofahrer beim Ausparken nur nach hinten, auf den nachfolgenden Verkehr achte und dann plötzlich einen Radfahrer auf der Haube habe. Als Busfahrerin hätten ihr die immer neuen Umleitungen zugesetzt, erst kürzlich habe sie an der Deichstraße gestanden und dann erfahren, dass der Bus an der Sandstraße hält. Marlene Grünwald (78) ist jeden Tag mit dem Rad auf der Hauptstraße unterwegs, um zum Bäcker oder zur Sparkasse zu fahren. Sie versichert, mit der neuen Verkehrsführung für Radfahrer sehr gut zurecht zu kommen.

An diesem Dienstagvormittag sind nur wenige Menschen auf dem verbreiterten Bürgersteig unterwegs, über die Fahrbahn rollen unentwegt Autos. Für den Apotheker Norbert Meyer ist dieser stete Strom so etwas wie eine Lebensader. „Wenn wir davon abgeklemmt wären, wäre hier alles tot.“ Deshalb hätten sich die eineinhalb Wochen, als die Straße erneut für den Durchgangsverkehr gesperrt war, direkt bei den Umsätzen bemerkbar gemacht. Die lange Umbauphase habe er nur wegen des hohen Stammkundenanteils an seiner Kundschaft so gut überstanden. „Die haben sich über Stock und Stein zu uns durchgekämpft.“

Allerdings sei jetzt mit dem Netto-Markt ein wichtiger Frequenzbringer weggebrochen. „Da müsste wieder ein Geschäft für Dinge des täglichen Lebens hin“, sagt Meyer. So wie ein Obst- und Gemüsehandel. Der Existenzgründer, der kurz vor Beginn der Bauarbeiten aufmachte, habe aufgegeben. Wenn auch die Bauzeit sehr lange gedauert habe, sei das jetzige Gesamtbild der Straße „deutlich besser“ als vorher, betont er. Besonders die Blumen und die Lichttechnik tragen zur Verschönerung bei, findet eine 42-jährige Passantin mit Hund.

Norbert Meyer, Apotheker

Aber gerade für die älteren Baumberger sei der Verlust des Netto-Marktes schwer zu verkraften. „Wenn man gehbehindert ist, ist der Weg zum Penny-Markt doch weit.“ Wer mobil ist, wie Heidi Zischka, fährt mit dem Wagen zu den anderen Supermärkten. Marlene Grünwald, die vor allem die Rundbank um drei kleine Bäume schätzt, vermisst einen Drogerie-Markt — erst gestern sei sie zum Kauf entsprechender Artikel extra nach Langenfeld geradelt. Auch Marianne Schumacher bedauert den Verlust diesen „Stückchens Heimat“, den der Markt für sie bedeutet und schimpft über die „grottenschlechte“, da nur stundenweise Anbindung der Linie 777 nach Langenfeld. Auch die Inhaberin des Schönheitssalons Creme Töpfchen Sonja Seemann beklagt, dass diese Anlaufstelle für die fußläufige Erledigung kleiner Einkäufe weg ist.

Auch eine gewisse Aufbruchstimmung ist spürbar: In den Räumen der ehemaligen Bäckerei Durst will eine Eisdiele aufmachen. Und Apotheker Meyer kann der Netto-Schließung auch etwas Gutes abgewinnen. Dessen Kunden besetzten jetzt nicht mehr seine Parkplätze.