Begegnung mit Kormoranen am Baggersee
Vogelkundler Heinfried Grote zeigte Teilnehmern einer VHS-Exkursion, wo die Vögel leben.
Monheim. Der Morgen ist grau und trüb. Dunst hängt über dem Monheimer Baggersee. Heinfried Grote baut sein Stativ in dem kleinen Beobachtungsposten auf, der an der Opladener Straße den Blick über das weite Wasser eröffnet. Grote hat ein Fernglas mit hoher Brennweite mitgebracht, denn er möchte den Teilnehmern seiner „Exkursion zu den Kormoranen, Gänsen und Enten“ die Tiere ein wenig genauer zeigen. „Ich habe den Ehrgeiz, so viele Individuen wie möglich zu zeigen“, sagt er.
Die Exkursion führt er bereits zum dritten Mal für die Volkshochschule durch. Angemeldet sind an diesem ungemütlichen Tag drei Personen, erschienen sind allerdings nur Jörg und Martina Schwalenberg. „Hier sind so viele Wasserflecken, die wir nicht kennen. Das ist der Grund, warum wir heute hier mitmachen“, sagt Jörg Schwalenberg. Obwohl die beiden schon seit 13 Jahren in Monheim wohnen, haben sie noch nie einen Blick auf den Baggersee geworfen. „Man hat so seine Wege, die man immer wieder geht“, meint seine Frau. Nun wollen sie neue Ecken Monheims ergründen. Und natürlich auch Kormorane sehen. Das ist auch möglich, denn nicht nur auf den Sandbänken der kleinen Insel auf dem See sitzen die dunklen Vögel, auch in den hohen Pappeln am Ufer haben sie sich niedergelassen. „Jetzt ist Balzzeit“, erklärt Heinfried Grote. Das sei daran zu erkennen, dass die Vögel weiße Stellen auf dem Kopf und der Brust bekämen. „Kormorane legen drei bis vier Eier“, so Grote.
Solange die Jungen im Nest sind, sind sie Gefahren ausgesetzt. Habichte holen sich schon mal einen Jungvogel, aber auch Waschbären klettern in ein Nest. „Kormorane sind exzellente Schwimmer“, weiß Heinfried Grote. Bis zu 45 Sekunden bleiben sie unter Wasser und tauchen ohne Anlauf zu nehmen. Das können sie, weil sie ihr Federkleid nicht einfetten.
Kormorane sind bei Fischern und Anglern unbeliebt. „Ein Kormoran frisst bis zu 500 Gramm Fisch am Tag“, sagt Grote. Lange Zeit wurde er deshalb sehr bejagt. Doch seit einigen Jahren ist er unter Schutz gestellt. „Trotzdem wurde illegal auf ihn geschossen oder die Nester wurden zerstört und die Nistbäume gefällt.“ Von dem Aussichtspunkt geht es mit dem Auto weiter zur Kleingartenanlage „Auf der Heide“ und dann zu den Krämer Seen, von wo aus auch ein Blick auf den Monheimer Baggersee von einer anderen Perspektive aus möglich ist. „Der männliche Kormoran wird drei Kilo schwer“, sagt Grote, der sich schon Zeit seines Lebens für die Natur interessiert. „Die Ornithologie ist mein Hauptanliegen“, verrät der gebürtige Weserbergländer.
In Göttingen hat er studiert und dann sein ganzes Berufsleben für die Pharmaindustrie in der Entwicklung gearbeitet. Vor über 30 Jahren ist er nach Monheim gezogen. „Aus ornithologischer Sicht ein sinnvoller Ortswechsel“, meint er schmunzelnd. Tatsächlich gibt es viele Gewässer hier. Und so führt die Exkursion auch ein Stück am Rhein entlang, wo die Kanadagänse zu beobachten sind. Aber auch Schellenten, Blesshühner, Nilgänse und Höckerschwäne zeigen sich während der Exkursion den Teilnehmern.