Der Blumenstrauß frisch vom Feld

Die Nachfrage nach selbstgepflückten Blumen ist groß, aber nicht alle Kunden sind ehrlich.

Foto: Matzerath

Langenfeld/Monheim. Vieles gedeiht schneller in diesen hochsommerlichen Tagen. Pflaumen und Äpfel zum Beispiel. Auf die Blumen zum Selbstschneiden, die auch in diesem Jahr wieder überall angeboten werden, muss man etwas länger warten. Christina Weeger, die neben ihrem Bauernladen in Richrath seit 20 Jahren Blumen zum Selbstpflücken anbietet, sagt, dass es Anfang August so weit ist. Bisher haben nur vereinzelte Blüten ihre hübschen Köpfchen entfaltet.

Das Geschäft mit den selbst geschnittenen Schönheiten boomt allerorten. Auch an der Baumberger Chaussee gibt es ein großes, blühendes Feld. Man kann den Strauß selbst zusammenstellen und hat obendrein eine Frische-Garantie. Mancher Landwirt, der ein Stück Acker zur Verfügung hat, sät eine bunte Mischung aus, die von der Sonnenblume, über die Zinnie bis zu Malve, Schleierkraut und Strohblume reicht und in der Vase ein vergänglicher, aber herrlicher Anblick ist. „Mein Vater hat das schon gemacht“, sagt Landwirtin Christina Weeger.

Sie hat die Tradition besonders für ihre Stammkunden beibehalten, das Gelände aber auf 200 Hektar verkleinert. Derzeit muss die bunte Pracht kräftig bewässert werden, damit sie sprießt und gedeiht. Die Kosten lassen sich nicht auf den Kunden umlegen. 2,50 kostet ein kleiner Strauß und fünf Euro ein großer. Für beide gibt es bei Weeger Schablonen. Größere Blumen wie Gladiolen kosten pro Stiel 0,70 Euro.

Dass die Selbstzahler nicht immer ehrlich sind, hat auch Weegers Kollege Bernd Sesterhenn in Leichlingen-Junkersholz erfahren. In diesen Tagen ist sein Acker an der Straße nach Witzhelden wieder in ein buntes Meer getaucht. 60 Farben an Gladiolen bietet er auf 4800 Quadratmetern an: von Zartrosé über Lachs bis zu tiefem Burgunderrot, von Hellviolett bis samtig Lila, sogar gestromt sind seine bunten Schnittpflanzen.

„Am Wochenende setzte ich zwei Aushilfen zum Kassieren an mein Selbstpflück-Feld“, sagt er. Zu viele schneiden sich einen dicken Strauß ab und vergessen dann zu zahlen. „Wen ich erwische, den zeige ich wegen Diebstahls an“, sagt Sesterhenn. „Da kenne ich nix.“ 0,70 Euro nimmt auch er für einen Gladiolenstiel. Christina Weeger hat schon Chips für Einkaufswagen und ausländische Münzen statt verwertbarer Euro im Geldkasten gefunden. „Manche sind wirklich unmöglich“, sagt sie verärgert. Auch sie hat mitunter am Wochenende einen Blick auf ihre Selbstzahler.

Trotz manchem Ärger pflegt auch Sesterhenn seit 17 Jahren die Tradition und sät Zierblumen aus. „Für mich ist das auch ein bisschen Reklame“, sagt er, „derzeit verkaufe ich meine Kartoffeln an der Blumenkasse. Und außerdem sieht es doch schöner aus als ein Maisfeld.“ Während er in Leichlingen sein Blumenfeld über einen Hydranten bewässert, muss das in Hitdorf Durst leiden und sieht auch so aus. „Da ist leider nichts zu machen“, sagt Sesterhenn.

Beide Landwirte säen nicht etwa eine normale Wildblütenmischung aus, sondern spezielle Schnittblumen. Bei Weeger nennt sich die exklusive Melange „Ländlicher Charme“ und verspricht längere Haltbarkeit nach dem Schnitt. Vor allem aber hinterlassen die Sonnenblumen keinen gelben Pollenteppich auf dem Tisch und halten sich mit einem Tropfen Spülwasser eine Woche frisch in der Vase, so die Landwirtin.

Wem es derzeit draußen zu heiß ist, der kann sich den Garten ins schattige Wohnzimmer holen, indem er selbst einen hübschen Strauß schneidet.