Die Rollenbilder im Visier

Gleichstellungsbeauftragte Diana Skrotzki erzählt von Mehrfachbelastung und Quoten. Ein Viertel Führungspositionen von Frauen im Rathaus ist für sie zu wenig.

Langenfeld. Sie sind kreativ, erfolgreich — und als Mutter doppelbelastet. Seit heute hängen im Rathaus Porträts von 20 Unternehmerinnen aus dem Kreis Mettmann. Die Ausstellung und das Programm zum Weltfrauentag, das noch bis April mit Vorträgen und Veranstaltungen lockt, will mehr Frauen für Führungspositionen begeistern und auf die ungleiche Behandlung der Geschlechter hinweisen. Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Diana Skrotzki, arbeitet seit 30 Jahren in der Langenfelder Stadtverwaltung. Als alleinerziehende Mutter eines 15-jährigen Sohnes weiß sie, mit welchen Problemen Frauen zu tun haben, die Familie und Beruf unter einen Hut bringen müssen.

Frau Skrotzki, die Ausstellung im Rathaus zeigt erfolgreiche Unternehmerinnen. In der Stadtverwaltung arbeiten 25 Prozent der Frauen in leitenden Funktionen. Spielt die Geschlechterrolle Ihrer Meinung nach denn überhaupt noch eine Rolle?

Skrotzki: Solange Frauen nicht gleichberechtigt sind, auf jeden Fall. Es gibt noch zu wenig Frauen in Führungsebenen. Mit der 25-Prozent-Quote in der Verwaltung steht Langenfeld zwar im Vergleich mit anderen Städten im Kreis gut da, aber eben noch nicht gut genug. Erst wenn es 50 Prozent sind, kann von Gleichberechtigung gesprochen werden.

Woran liegt es denn Ihrer Meinung nach, dass zu wenig Frauen in leitenden Funktionen sind?

Skrotzki: An den festen Rollenbildern in unserer Gesellschaft. Frauen sind durch ihre Mehrfachbelastung und berufliche Unterbrechungen stark benachteiligt. Meist gehen sie in Elternzeit und kehren anschließend in Teilzeitstellen oder in den Niedriglohnsektor zurück. Da ist eine Altersarmut vorprogrammiert.

Aber gehen nicht mittlerweile auch viele Männer in Elternzeit?

Skrotzki: Viel zu wenig. In der Verwaltung sind es zwei Prozent der Männer, die sich haben beurlauben lassen. Von den 387 bei der Stadt beschäftigten Frauen arbeiten 225 in Teilzeit. Das hat auch damit zu tun, dass sie sich um die Kinder kümmern müssen.

Was halten Sie denn von einer Frauenquote für Unternehmen?

Skrotzki: Von einer künstlichen Quote halte ich nichts. Frauen sollten eingestellt werden, weil ihre Befähigungen und Talente geschätzt und gebraucht werden. Nicht, weil es eine Quote vorgibt.

Was bringen denn Frauen mit, das einen Chef überzeugen müsste?

Skrotzki: Qualifizierte Frauen bringen alles mit, was auch ein Mann mitbringt. Vor allem sind sie aber wahre Organisationstalente. Das beweisen sie immer wieder, wenn es um Familie und Beruf geht. Da kommen viele Männer gar nicht mit.

Welches Modell schlagen Sie vor, um Frauen den Weg in den Beruf zu ebnen?

Skrotzki: Wenn beide Partner 30 Stunden die Woche arbeiten und sich so die Arbeit um das Kind aufteilen könnten, käme es zu keiner Benachteiligung. Beide könnten entsprechend ihrer Fähigkeiten weiterarbeiten.

Wie wichtig war Ihnen denn die eigene Karriereplanung? Ich arbeite sehr gerne.

Skrotzki: Ich habe es geschafft, Familie und Beruf zu vereinbaren — mit einer Tagesmutter, die meinen mittlerweile 15-jährigen Sohn betreut hat. Ich habe Vollzeit weiter gearbeitet und daher keinen Karriereknick erlitten.

Hatten Sie das Gefühl, auf etwas verzichten zu müssen?

Skrotzki: Ich habe immer gedacht, Quantität ist nicht gleich Qualität. Die Zeit, die ich mit meinem Sohn hatte, habe ich hochwertig gefüllt. Deshalb hatte ich nie ein schlechtes Gewissen, dass ich arbeiten gehe. Ich habe mich nie als Rabenmutter gefühlt. Obwohl ich als Alleinerziehende immer mehrfach belastet war. Wichtig ist es, Kräfte und Ressourcen zu bewahren. In diesem Zusammenhang kann ich auch das Seminar „Zeitmanagement für berufstätige Frauen“ aus unserem Programm rund um den Internationalen Frauentag ab dem 16. März empfehlen.