„Ein dunkles Kapitel in der Monheimer Geschichte“
Führung zur Geschichte der Juden in der Stadt.
Grabenstraße 54: Um die vier Messingplatten der Stolpersteine zu entdecken, müssen Spaziergänger schon genau hinschauen. „Wir wollen die Chance nutzen, um heute mehr über die Geschichte der Juden in Monheim zu erfahren“, sagt eine Frau, die zu einer Gruppe von acht Menschen gehört. Sie warten auf den ehemaligen Leiter der VHS Monheim, Dr. Karl Heinz Hennen. Der Historiker kann Steine zum Sprechen bringen.
Diese Stolpersteine hier erinnern an die jüdische Familie Herz — Josef, Johanna, Sarah und Wilhelmine — die Anfang des 20. Jahrhunderts versuchten, in Monheim ihr Glück zu finden. Josef war Metzger. In dem heute vom Deutschen Roten Kreuz, DRK, genutzten Haus war früher ein kleiner Stall, in dem die Tiere kurz vor dem Schlachten untergestellt werden konnten. Doch als die Nationalsozialisten an die Macht kamen wurde dem Metzger, seiner Frau und seinen Schwestern die Lebensgrundlage durch Auflagen und Verbote entzogen.
Nach fünf Jahren Arbeitslosigkeit versuchte Johannes Herz sein Haus in der Grabenstraße zu verkaufen, um auf Rentenbasis wenigstens eine bescheidene Lebensgrundlage zu haben. Rathausbeamte halfen dabei, die Papiere vorzubereiten. Doch dann bekam der parteiergebene Monheimer Bürgermeister Wind von der Angelegenheit Er stoppte den Verkauf. Nach der Pogromnacht von 1938 wurde die Familie Herz aus ihren Haus in der Grabenstraße vertrieben.
„Das ist ein dunkles Kapitel in der Stadtgeschichte: In Monheim wurden alle Juden in ein Haus an der Franz-Böhm-Straße umgesiedelt. Dort waren sie leichter zu überwachen — und konnten schließlich in die Konzentrationslager abgeschoben werden. Dort fand auch die Familie Herz den Tod.
Dr. Karl-Heinz Hennen erzählt die Geschichte der Juden in Monheim in einem rund zweistündigen Volkshochschul-Termin in der Mitte der Stadt. Es gibt kaum jemanden, der über die Geschichte der jüdischen Bürger von Monheim so viel weiß, wie der ehemalige Leiter der VHS.
Jahrelang hat er die Fakten aus den Archiven zusammengetragen und in eigenen Büchern niedergeschrieben: „Man kann sagen, dass die Juden seit dem 12. Jahrhundert in Monheim siedelten.“ Sie wurden als Gruppe von Anfang ausgesondert und kritisch beäugt. Es gab zahlreiche Berufsverbote für Juden in den gängigen Zünften. Das zwang sie laut Hennen dazu, sich Nischen für ihre Berufstätigkeit zu suchen. „Eine davon war das Verleihen von Geld, das den Christen von der Kirche untersagt war“, berichtet Hennen.