Ein Krankenhaus für Wildtiere im eigenen Garten

Veronika Jung betreibt ehrenamtlich eine private Auffangstation. Ihre Tierliebe geht manchmal ganz schön ins Geld.

Langenfeld. Jako ist mal wieder auf Wanderschaft. Veronika Jung schaut in den offen stehenden Papageien-Käfig und zuckt mit den Schultern. „Der latscht hier irgendwo rum“, sagt sie. Der „afrikanische Wildfang“ war schon an ihrer Seite, als sie vor rund 30 Jahren ihre Liebe zu Wildtieren entdeckte — und sich ihre Umgebung nach und nach in einen kleinen Bauernhof verwandelte. „Ich konnte noch nie weggucken, wenn ich ein Tier sehe, das Hilfe braucht“, sagt sie.

Mit einem umgebauten Holzschrank in einer Mietwohnung begann es, mittlerweile reihen sich in Jungs verwunschenem Garten mehrere Vogelvolieren aneinander. Zurzeit flattern 25 Vögeln in ihnen umher — Ringeltauben, Elstern, Spatzen und Buchfinken. Für Jung und ihren Mann ist es eine „entspannte Zeit“.

„Im Frühjahr wird es wieder stressiger, wenn auch Kaninchen und Hasen gebracht und aufgepäppelt werden müssen“, sagt die 50-Jährige. Ein Kaninchenbaby müsse alle drei Stunden gefüttert werden. Ihr Ehemann steht hinter ihrem Hobby. „Mittlerweile. Anfang gab es schon oft Krach“, sagt sie und lacht.

Wenn Jung, die hauptberuflich als Putzfrau arbeitet, ein alleingelassenes oder verletztes Wildtierbaby bekommt, bleibt es erst einmal in der Wohnung, erst wenn es kräftiger ist, kommt es in die Volieren oder Ställe im Garten. In ihrem „Vogelzimmer“ ist zurzeit nur ein junger Stieglitz untergebracht.

„Er wurde vergangene Woche auf der Straße gefunden und zu mir gebracht“, sagt Jung. An manchen Tagen steht Jungs Telefon nicht still, Leute kommen vorbei, um ein Findelkind abzugeben. „Es hat sich herumgesprochen. Auch der Tierarzt vermittelt Tiere an mich“, sagt Jung. Dabei geht die Tierliebe ganz schön ins Geld. Medikamente und Futter müssen bezahlt werden, und für die Spechte musste Jung eine neue „hackattackensichere“ Voliere anschaffen. „Ohne Spenden wäre das nicht zu leisten“, sagt die 50-Jährige.

Wenn Jung entscheidet, dass die Tiere weit genug sind, um die Voliere zu verlassen, wird die Klappe geöffnet — den letzten Schritt machen die Vögel selbst. „Meist fliegen sie erst einmal tagsüber aus und kommen abends wieder. Und irgendwann kehren sie nicht mehr heim“, sagt sie.

Jung weiß, dass sich die harte Arbeit lohnt, wenn schließlich nach monatelanger Pflege eine Schwalbe über ihrem Kopf Salti schlägt. „Doch man muss sich immer bewusst sein, dass es nicht alle schaffen“, sagt sie. „Aber sie haben wenigstens eine Chance bekommen.“

Einige der ersten Tiere, die Jung aufnahm, sind ihr besonders im Gedächtnis geblieben. Ein Eichhörnchen hatte die Hüfte und ein Bein gebrochen und wurde ein dreiviertel Jahr gesund gepflegt. „Es war richtig zahm geworden und kam mich auch noch besuchen, als die Voliere offen stand. Doch dann bekam es Fieber. Es muss sich wohl in der Freiheit eine Infektion geholt haben. Es starb dann leider“, sagt Jung.

Bevor sich im Frühjahr wieder alles um Tiere dreht, ist der Winter für Jungs Ehemann reserviert. Die Zweisamkeit, neben den Hunden Luna und Maja sowie dem Papageien Jako, will genossen werden. Falls es Jung dann aber doch zu ruhig wird, hat sie einen Notfallplan: In ihrem „Vogelzimmer“ stehen bereits Staffelei und Pinsel bereit.