Gaunerjagd in der Bibliothek

Von wegen alt und staubig: Die Bücherei hat digital aufgerüstet und verfügt mittlerweile sogar über eine Spielekonsole.

Langenfeld. Vladislav (12), Hadi (10) und Jad (13) starren gebannt auf den Bildschirm. Die Wii-Konsole im zweiten Stock der Stadtbücherei hat es ihnen angetan. „Super Mario Bros“ heißt das Spiel, Oberschurke Bowser hat Prinzessin Peach entführt. Ehrensache für die Freunde, dass sie Peach befreien. Seit 2010 steht die Wii-Spielekonsole in der Bücherei und ist begehrt. Wer einen Büchereiausweis hat, kann Bösewicht Bowser jagen, so oft er will. Doch die Kinder sollen auch lesen.

„Ich achte darauf, dass die Benutzer der Konsole auch Bücher ausleihen“, sagt Bibliotheksleiterin Martina Seuser. Kein Problem für Vladi, Hadi und Jad. Sie lesen gerne Abenteuer- und Detektivbücher, natürlich auch Harry Potter, obwohl die dicken Bücher eine Herausforderung für die Kinder sind.

Es sind Sommerferien, doch, oder gerade deshalb, ist die Bücherei gut besucht. Bücher werden zurückgebracht, neue werden ausgesucht, darunter auch der neue Roman von Charlotte Roche. Wer auf der Bestsellerliste steht, sei es Sachbuch oder Belletristik, ist auch in der Bibliothek gefragt.

Bei der Belletristik hat Martina Sauser einen Ansturm auf gruselige Krimis ausgemacht. Stadtführer und Reiseführer seien ebenfalls oft vergriffen, Kochbücher sind immer gefragt, sagt Seuser. 15 Reiseführer vom Balaton hat die Bücherei, zwölf davon sind entliehen.

Bei der älteren Kundschaft seien Hörbücher gefragt. „Bei vielen Senioren lässt die Sehkraft nach, so dass sie lieber zum Hörbuch greifen. Wer nicht hört, für den ist ein Buch mit vergrößerter Schrift ideal“, sagt die Büchereileiterin.

Vor Kurzem haben die Büchereien im Kreis Mettmann ihr Angebot erweitert: Vor allem Schüler nutzen die Möglichkeit, über die Bücherei auf die Brockhaus-Enzyklopädie und die Munzinger Online-Datenbanken zuzugreifen. Für Büchereikunden ist der Service, den sie auch am heimischen Computer nutzen können, kostenlos. Die Nummer des Leseausweises und das Passwort genügen.

„Diese Informationen sind gesichert und werden ständig aktualisiert“, sagt Seuser. Schüler, die sich auf Suchmaschinen verlassen, erhielten oft ungesicherte Informationen und schlechte Ergebnisse. „Die Jugendlichen fühlen sich fit im Internet, sind es aber nicht immer“, hat sie festgestellt. Erst wenn die älteren Schüler Facharbeiten und Referate schreiben müssten, stellten sie fest, dass die Informationen aus dem Internet oft falsch seien, sagt Seuser und erhält bei Eingabe des Stichwortes „Nigeria“ etliche Seiten über das Land.

Vladislav, Hadi und Jad sind die neuesten Entwicklungen in Nigeria noch egal. Sie gehen an der Wii auf Jagd nach dem Bösewicht. Und leihen sich Spiele aus, denn daheim steht auch eine Wii, mit der sie an den letzten Ferientagen spielen wollen.