Eine Clownsnase gegen die Volkskrankheit Depression

Langenfeld. Willibert Pauels, bebekannt aus dem Kölner Karneval, gastierte am Dienstag für eine Lesung im ausverkauften Langenfelder Pfarrheim St. Josef. Statt vorzulesen, erzählte er aber lieber, gewohnt humorvoll jedoch auch tiefsinnig und eindrucksvoll, über seine Depression und wie er sie, mit professioneller Hilfe überwand.

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Immer lustig und heiter, so kennen und lieben Fans ihren Willibert Pauels. Doch der beliebte Büttenredner aus dem Kölner Karneval, geweihter katholischer Diakon von Beruf, hat ganz dunkle, tiefschwarze Tage der Verzweiflung und Angst hinter sich: „Nächte, in denen ich schweißgebadet aus dem Bett steige, angsterfüllt ins Badezimmer gehe, schreie und meinen Kopf immer wieder gegen die Fliesen haue.“ Warum? Er weiß es selber nicht, sagt er. Es käme einfach über ihn. Meist nachts. „Dann ist einfach diese Angst, aber ich weiß nicht wovor. Einfach nur schreckliche Angst.“ Harte Worte, die schwer in dem mit 120 Menschen voll besetzten Saal nachhallen.

Diese Phasen, erzählte der 62-Jährige, kenne er schon von Kindheitstagen, habe er immer mal wieder gehabt: „Nur wusste ich damals nicht, dass es eine Depression ist.“ Diagnostiziert wurde sie bei seinem letzten heftigen Schub vor vier Jahren. Damals, als er in der Nacht verzweifelt im Badezimmer stand, seine Familie machtlos neben ihm, suchte er sich professionelle Hilfe. Über seine Erfahrungen, von seiner Gefühlswelt vor der Diagnose und der lange Kampf zurück in ein Leben ohne fesselnde Angst, erzählt Pauels in seinem Buch „Wenn dir das Lachen vergeht: Wie ich meine Depression überwunden habe“.

„Eigentlich wollte ich das Buch anders nennen: Kirche, Karneval, Klapse“ — weil er Alliterationen so schön finde und weil das auch die drei Bereiche sind, die er in seinem Buch thematisiert. Die Besucher mussten über seinen Wunschtitel lachen. Überhaupt war Pauels ehrlicher Auftritt, trotz des sehr ernsten Themas, keine bierernste Veranstaltung. Es wurde viel gelacht, Pauels erzählte Witze und Kalauer, setzte Melone und Pappnase auf. Doch vergaß er dabei nicht, seine eigentliche Botschaft zu vermitteln, dass Depression keine Modeerscheinung ist, dass viele Dichter und Denker offensichtlich an depressiven Phasen litten, sich keiner davor schämen müsse. Vor allem aber , dass Depression, mit den richtigen Fachleuten und einem inneren Perspektivwechsel, heilbar ist. „Über den Dingen zu stehen, nicht als Oberflächlichkeit oder Arroganz, sondern aus einer inneren Freiheit heraus, das hilft, die Dämonen der Angst zu verjagen.“