Verdi klagt nicht gegen Sonntagsöffnungen

Langenfeld/Monheim. Nach einer Reihe von Städten in der Region ist nun auch ein verkaufsoffener Sonntag in Düsseldorf geplatzt. Nimmt die Gewerkschaft Verdi, die abermals erfolgreich vor dem Verwaltungsgericht klagte, jetzt auch die nächsten Sonntagsöffnungen in Langenfeld und Monheim, beide am 2. April, ins Visier?

Laut Sabine Hilgenberg, Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Rhein-Wupper, können die Citymanager beider Städte aufatmen — zunächst. „Wir konzentrieren uns derzeit auf die größeren Städte, deshalb gibt es in Bezug auf die bevorstehende Sonntagsöffnung in Langenfeld und Monheim von unserer Seite keine Klage“, sagte Hilgenberg gestern.

Zugleich äußerte die Gewerkschafterin die „Hoffnung, dass die kleineren Kommunen ihre eigenen verkaufsoffenen Sonntage aufgrund der Gerichtsurteile auf den Prüfstand stellen“. Verdi werde auch diese Städte in den Blick nehmen, betonte Hilgenberg: „Das ist nur eine Frage der Zeit.“

Zentrale Bedingung einer Sonntagsöffnung ist nach dem Ladenöffnungsgesetz NRW eine zugkräftige Veranstaltung. Dieser Anlass muss im Vordergrund stehen, das Shopping darf nur Nebensache sein. Im Fall Düsseldorf-City 2. April mit den Messen Beauty und Top Hair als offiziellem Anlass sah das Gericht die Bedingung als nicht erfüllt an. Zuvor hatte Verdi bereits dutzende Einkaufssonntage in Köln gekippt und weitere unter anderem in Solingen. und Remscheid.

Jan Christoph Zimmermann, Citymanager Langengeld

Langenfelds Citymanager Jan Christoph Zimmermann schüttelt über Verdis „Klagewut“ den Kopf: „Gerade jetzt, da Handel, Gewerkschaften, Städte und andere Betroffene landesweit an einem Runden Tisch einen Kompromiss suchen, ist mir ein solches Vorgehen unverständlich.“ In Zeiten zunehmenden Online-Shoppings seien verkaufsoffene Sonntage ein „wichtiges Format, um zu zeigen, wohin die Reise geht — nämlich in Richtung Erlebniseinkauf im stationären Einzelhandel“, sagt Zimmermann. Deshalb setzt er auf eine Gesetzesänderung nach der Landtagswahl, die die Kommunen bei der Gestaltung ihrer maximal vier Einkaufssonntage pro Jahr weniger fesselt als bisher. Die eigenen Shopping-Sonntage wie das „Frühlingserwachen“ mit Fahrradaktionstag am 2. April hält Zimmermann für „gerichtsfest“. Davon ist auch seine Monheimer Kollegin Petra Mackenbrock hinsichtlich der ihren überzeugt. „Bei uns stehen die Events eindeutig im Vordergrund“, betont sie. Für das „Frühlingsfest“ am 2. April mit Ausstellungsmeile und sportlichen Mitmach-Aktionen heimischer Vereine erhofft sich Mackenbrock auch Zulauf aus Düsseldorf: „Jetzt kommen vielleicht noch mehr Menschen nach Monheim.“ Das heiße aber nicht, dass sie das Urteil begrüße. „Im Gegenteil. Der rechtliche Rahmen erschwert Städten und Handel, neue Ideen zu verwirklichen.“

Verdi hingegen geht es um die grundgesetzlich geschützte Sonntagsruhe: „Darauf haben auch die Mitarbeiter des Einzelhandels und ihre Familien ein Anrecht“, sagt Gewerkschafterin Sabine Hilgenberg.

Unterstützung erhält sie vom Ökumenischen Aktionskreis „Ohne Sonntag gibt’s nur noch Werktage“ in Monheim. Der hatte kürzlich den Professor für Gesellschaftsethik Friedhelm Hengsbach zu Gast: „Es dreht sich was beim Sonntagsschutz“, sagte der Jesuit mit Blick auf die Gerichtsurteile und den Münsteraner Bürgerentscheid gegen Sonntagsöffnungen im November. Hengsbach plädierte in Monheim für eine „Wiedergewinnung der Eigenzeit“ besonders an Sonntagen, für Muße etwa, Wandern und (ein Wort des Kabarettisten Gerhard Polt) „Herumschildkröteln“. Foto: rm-